Es war an der Zeit, mich von Istanbul zu verabschieden. Vorher brachte mich ein Franzose aber noch auf eine Idee, die den weiteren Verlauf meiner Reise so ziemlich ändern könnte.
Da war Moeen, der iranische Medizintechniker, der von der UN nach Kanada eingeladen wurde um dort einen Vortrag zu halten. Flug und Hotel werden von der UN bezahlt, er braucht nur das Visum für Kanada. Um das zu beantragen, musste er von Teheran nach Istanbul fliegen, denn im Iran gibt es keine kanadische Botschaft. Nun muss er zwei Monate lang auf Antwort warten, fürchtet aber, dass sein Antrag abgelehnt wird.
Dann war da der 15jährige Türke, der aus einem kleinen Kaff nach Istanbul gekommen ist und eigentlich auf ein Internat sollte. Aber das war in den Ferien noch geschlossen, so suchte er sich auf eigene Faust ein Hostel, landete abends auf der Dachterasse des Bella Vista, rauchte eine Zigarette nach der anderen und fragte den Travellern Löcher in die Bäuche.
Dann der Syrer, der auf ein Visum für ein Studium in Deutschland wartete, der Iraner, der Düngemittel in der Türkei verkaufen wollte, der Tunesier, der auf ein Visum für ein Praktikum in Dänemark wartete… Jeden Abend versammelte sich auf der Dachterasse eine neue, illustre Runde.
Ein Franzose namens Max war auch dabei, er ist in den letzten Wochen in der Türkei ganz gut rumgekommen und konnte mir ein paar gute Tipps geben. Er hat viel wild gecampt und mich mit seinen Geschichten so angefixt, dass ich mir gestern kurzerhand etwas Campingausrüstung und ein leichtes Ein-Mann-Zelt gekauft habe. Dafür musste ich recht tief in die Tasche greifen, 380 Lira (
135 Euro) kostete das gute Stück, dafür wiegt es nur 1,3 Kilogramm und kann gut auf Dauer in meinem Rucksack bleiben. Das gibt mir dann doch ein ganzes Stück mehr Freiheit, auch mal Pfade ein wenig abseits von touristischer Infrastruktur einzuschlagen.