Die strahlend weißen Kalksteinterassen von Pamukkale, im Sonnenlicht so gleißend hell, dass man blinzeln muss. Bis wenigen Jahren war stattdessen hier ein unansehnsiches Grauschwarz zu sehen, nachdem man sich an dem Naturwunder übel vergangen hatte.
Die schneeweißen Kalksteinterassen von Pamukkale, 100 Meter hoch und über einen Kilometer breit, zählen zum Unesco Weltnaturerbe. Sie wurden aus Ablagerungen kalkhaltiger, heißer Quellen jahrhundertelang geformt und durch eine unglaubliche Ignoranz gegenüber diesem Naturwunder in den letzten 50 Jahren ziemlich stark zerstört. In den 60er Jahren wurden Hotels oberhalb der Terassen gebaut, die das Wasser der Quellen benutzten und so verhinderten, dass sich neuer Kalk ablagern konnte. Sogar eine Straße wurde quer hindurch geschlagen und Touristen konnten nach Belieben auf dem Gestein herumtrampeln.
Mit den Jahren verwandelte sich die schneeweiße Pracht in ein unansehnliches Grauschwarz, bis die Unesco schließlich drohte, Pamukkale von der Welterbeliste zu streichen. Nun zog man die Notbremse, die Hotels wurden bis 1998 abgerissen und man begann mit der Renaturierung. Dafür wird das kalkhaltige Wasser über ein Leitungssystem so verteilt, dass sich eine neue Kalkschicht an den jeweils gewünschten Stellen bilden kann. Touristen dürfen nur noch den Bereich der ehemaligen Straße betreten und das auch nur barfuß. Verstöße führen zu einem aufgeregten Trillerpfeifkonzert der überall umherschwirrenden Wachmänner.
Um dem Massenandrang ein wenig zuvor zu kommen, machte ich mich recht früh um kurz nach 8 Uhr auf den Weg zu den Terassen. Mein Plan ging ganz gut auf, denn die Horden an Koreanern und Russen, die aus einem mir unbekannten Grund seit einigen Jahren in Kompaniestärke in Pamukkale einfallen, waren noch nicht zu sehen. Ich war dann doch überrascht, wie weiß Pamukkale wieder war, nur an einigen Stellen ein wenig abseits konnte man sich vorstellen, wie hässlich es zwischenzeitlich einmal ausgesehen haben muss. Ich fand es wirklich wunderschön, ein ziemlich unwirklicher Ort der im Sonnenlicht so weiß strahlte, dass ich manchmal die Augen zusammenkneifen musste.
Am oberen Ende der Terassen erwartete mich schließlich noch die aus dem 2. Jahrhundert stammende, antike Ruinenstadt Hierapolis. Ich hatte nicht viel mehr als ein paar alte Trümmer erwartet, fand mich jedoch plötzlich in einem wundervoll restaurierten, riesigen Amphitheater wieder, dass seinesgleichen sucht. Ich setzte mich auf die alten Steine, blickte hinab in die Arena und sah vor meinem geistigen Auge blutige Gladiatorenkämpfe vor einer wie wahnsinnig schreienden Zuschauermeute. Ähm, eindeutig zu viele Hollywood-Filme gesehen. :)
Inzwischen waren die Busladungen an Russen und Koreanern ausgekippt worden, für 32 Lira (11,60 Euro) schienen diese Spaß daran zu haben, sich im „antiken Pool“ zusammengequetscht gegenseitig in ihrem Schweiß zu baden. Das ersparte ich mir, gleich werde ich mich in einen Bus an die südliche Mittelmeerküste setzen. Im Norden der Türkei ist der Hochsommer so langsam vorbei und es regnet immer öfter, ich fahre deshalb lieber der Sonne ein wenig entgegen.
Herzliche Grüße und weiter eine tolle Zeit
Hallo Kerstin,
vielen Dank, schön, mal was von euch zu hören!