Die ewigen Flammen der feuerspeienden Chimaera

Aus dem felsigen Boden bei Olympos schlagen seit Jahrtausenden die ewigen Flammen der feuerspeienden Chimaera. Ich sah sie gestern bei Nacht und heute bei Tage, es war beide Male ein beeindruckendes Schauspiel.



 

Ich wollte ursprünglich nur für zwei Nächte in Olympos bleiben, nun ist eine Woche draus geworden. Es war eine super Zeit hier, aber nun auch genug um mal weiter zu ziehen. Olympos und Bayram’s Hütten ziehen einen irgendwie in einen Sog, aus dem man so schnell nicht mehr raus will, denn wie mir ging es vielen hier, unter einer Woche kommt man schwer hier weg.

Als ich nach der langen, schönen Zeit des gemeinsamen Reisens mit Johannes und Stephanie plötzlich allein unterwegs war, gab es eine Phase, in der ich mich erstmal darauf einstellen musste und ein wenig einsam fühlte. Doch hier in Olympos stellte sich endlich wieder dieses magische Gefühl ein, das ich am Alleinreisen so liebe: Absolute Freiheit gepaart mit Offenheit und Neugier, umgeben von Menschen, denen es genauso geht.

Nachdem Adriel und Tim vor vier Tagen abgefahren waren, verbrachte ich einige Zeit damit, bisschen organisatorischen Krams zu erledigen und Fotos zu sortieren. Dann lernte ich einen neuen Trupp Australier kennen und ging mit ihnen in der Orange-Bar feiern. Einer von ihnen erzählte dem DJ dort, dass er ein berühmter Plattenaufleger aus Sydney sei und fragte, ob er auch mal an die Decks dürfe. So landete er kurzerhand hinterm DJ-Pult und spielte ein Ping-Pong-Set mit dem türkischen DJ. Cooler Move auf jeden Fall, sollte ich auch mal probieren. :)

Bei Bayram’s gibt es seit einigen Tagen abends immer ein Lagerfeuer, um das sich die Meute versammelt und schwatzt. Das macht es nicht unbedingt leichter von hier wegzukommen, inzwischen gibt es so viele bekannte Gesichter, dass es sich wie ein kleines Zuhause anfühlt. Vorgestern startete ich – nach immerhin 5 Tagen – meine erste Aktivität, die nicht bei Bayram’s oder am Strand stattfand. Ich ließ mich nach Einbruch der Dunkelheit zu den 7 km entfernten ewigen Flammen der Chimaera kutschieren. Dort tritt seit Jahrtausenden an mehreren Stellen ein Gasgemisch aus dem Felsboden aus, das sich bei Kontakt mit Sauerstoff entzündet und so ein ewig brennendes Feuer verursacht, beeindruckende Technik und beeindruckende Optik bei Nacht.

Wo ich nun schonmal mein Aktivitätslevel ein wenig gesteigert hatte, wollte ich gestern in die Vollen gehen und zu einer 20-km-Wanderung aufbrechen. Ich hatte hier am Lagerfeuer Diba kennen gelernt, eine Australierin mit iranischen Wurzeln. Ich mochte sie gleich und die Unterhaltung mit ihr blieb nicht lange in der wo-kommst-du-her-wo-gehst-du-hin-was-war-dein-Lieblingsort-Endlosschleife stecken. Ich fragte sie, ob sie mitkommen wolle und so brachen wir gestern vormittag zusammen auf.

Unser Weg führte zunächst am Strand entlang bis zum Nachbarort Cirali, dann weiter zu den ewigen Flammen. Ich hätte nicht gedacht, dass man tagsüber allzu viel davon sieht, aber selbst im Hellen war das Schauspiel spektakulär. Kurz danach verliefen wir uns ganz gut, weil wir die runden weißen Punkte, die auf den Felsen zu sehen waren, für Wegmarkierungen hielten. Es dauerte gut 20 Minuten, bis wir gecheckt hatten, dass das in Wirklichkeit Pilzflechten waren und wir die Wegmarkierungen schon lange aus den Augen verloren hatten. Nach einer Weile fanden wir sie schließlich wieder.

Die Wanderung war super, abwechslungsreiche Landschaft und eine perfekte Dramaturgie: Start in der Sonne, Wolken bei einem steilen Aufstieg, dann kräftiger Regen zur Abkühlung, schließlich wieder Sonne zum Trocknen. Unterwegs aßen wir Fisch im Forellenrestaurant von Ulucinar, dann ging es weiter durch ein Dörfchen, über Felder und Waldwege, bis wir abends schließlich wieder in Olympos ankamen. Diba war die perfekte Wanderbegleitung, es war voll entspannt zwischen uns, überhaupt nicht anstrengend und ich war froh, sie gefragt zu haben.

Bei mir steht der Schalter nun wieder auf Aktivität, heute Abend geht’s weiter mit dem Nachtbus nach Göreme in Kappadokien, zusammen mit Valentina, einer Italienerin, die ich auch am Feuer bei Bayram’s kennen gelernt habe. Jetzt ist er voll da, der Flow des Reisens, ich hoffe er trägt mich eine Weile.

2 thoughts on “Die ewigen Flammen der feuerspeienden Chimaera”

  1. moin, apropos Ex-Tier: gittis fachmännischer Blick hat hier eine ex-quieklebendige Schweinart identifieziert. LG von uns, und besonders von Moritz an Kollejsche Humphrey

  2. Haben schon gerätselt, was für ein Viech das wohl mal war, und bei den langen Zähnen und dem dicken Felsenkopp auch auf ein Wildschwein getippt.

    Auch viele Grüße an alle von mir. :)

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