Wenn ich in Hyderabad loszog, um mir Sehenswürdigkeiten anzuschauen, wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich für alle anderen die Sehenswürdigkeit war.

Vom indischen Fieber nieder gestreckt
Das zahlte sich direkt aus, denn kurz darauf wurde ich von Fieber und Durchfall gepackt und nieder gestreckt. Ich verbrachte 3 Tage mit Toastbrot und Bananen im Hotelbett und schaute mir sämtliche Filme an, die ich mir letztes Jahr für die Reise eingepackt hatte. Letztendlich fand ich das dann richtig entspannend, einfach mal nichts zu tun, mich nicht vom Fleck zu bewegen – außer zum Klo – und niemandem erklären zu müssen, warum ich gerade bin wo ich bin und tue was ich tue. Ich fand das so erholsam, dass ich gleich noch ein paar Tage so weiter machte, selbst als ich schon längst wieder fit war.


Wandelnde Sehenswürdigkeit in Hyderabad
Ok, nicht ganz, ein paar Ausflüge habe ich auch noch gemacht, zum Beispiel zum Charminar, einem 56 Meter hohen Triumphbogen, der das Wahrzeichen von Hyderabad ist. Doch für alle anderen war die größte Sehenswürdigkeit scheinbar ich: Sobald ich mich in der Öffentlichkeit bewegte, wurde ich ständig von Leuten angequatscht, die Fotos mit mir machen wollten. Brad Pitt lebt wahrscheinlich ruhiger, mich fragte wirklich alle paar Minuten jemand, eigentlich so ziemlich jeder, der ein Gerät dabei hatte, mit dem man fotografieren konnte.

Golkonda – Fort von gigantischem Ausmaß
So richtig beeindruckt hat mich das Fort Golkonda, das auf einem Hügel etwa 13 km vom Stadtzentrum entfernt liegt. Ich kann es nur mit einem Wort beschreiben: gigantisch. Wenn man am höchsten Punkt steht, von dem aus man die gesamte Anlage überblicken kann, kippt einen das unglaubliche Ausmaß wirklich aus den Latschen. Ich habe noch nirgends auf der Welt eine Festung von nur annähernd dieser Größe gesehen, die Ruinen ziehen sich über eine Fläche, die gut eine eigene Stadt sein könnte.

Cyberabad – eine andere Welt
Ein Ausflug nach „Hi-Tech City“, auch „Cyberabad“ genannt, war wie ein Ausflug in eine andere Welt. Dieser Stadtteil ist eines der Zentren der aufstrebenden indischen IT-Industrie: Raus aus dem rauen indischen Straßenalltag, rein in eine Welt aus schicken Einkaufszentren, glattpolierten Bürokomplexen und vielen, vielen Baukränen, die erahnen lassen, dass das noch längst nicht alles ist. Doch am Rande dieser Hi-Tech Welt prallte die andere Seite Indiens schroff dagegen: Auf ein paar noch unbebauten Flächen haben sich die Ärmsten der Armen aus Wellblech und Planen provisorische Unterkünfte zusammengezimmert und lebten dort in Sichtweite der Luxusapartments von Cyberabad.

Für mich ist es nun an der Zeit weiter zu ziehen. Ich möchte weiter in die Stammesgebiete des Bundesstaates Chhattisgarh und dort ein paar abgelegene Dörfer besuchen, wenn es möglich ist. Die Zugfahrt dorthin würde allerdings 30 Stunden dauern. Das mir dann aber doch etwas zu deftig, so dass ich erstmal einen Stopp auf der Hälfte einlegen werde. Dafür bietet sich Visakhapatnam an, eine Stadt an der indischen Ostküste, praktischerweise mit jeder Menge Strand.