Die karibischen Corn Islands und der Norden Nicaraguas waren meine letzten beiden Ziele im Land – so verschieden, wie sie nur sein können.
Little Corn Island – alles in halber Geschwindigkeit
Ich habe mich sofort in die Insel verliebt. Es gibt keine Straßen, Autos oder Motorräder, nur Fußwege, kleine Häuschen und sehr, sehr entspannte Bewohner. Auf Little Corn scheint alles in halber Geschwindigkeit abzulaufen. Die Einheimischen sitzen gern vor ihren Häusern und tun einfach stundenlang gar nichts, haben allerdings immer einen freundlichen Spruch auf den Lippen, wenn man vorbei läuft. Die meisten sprechen Creol-Englisch, ich liebe den Sound der Sprache, kann allerdings nicht wirklich viel verstehen.
In meinem Hostel traf ich zufälligerweise Matze und Sita wieder, die mir in Nicaragua schon zweimal über den Weg gelaufen sind. Zusammen mit ein paar anderen netten Zeitgenossen aus dem Hostel verbrachten wir die Abende damit, „Coco Loco“ (verrückte Kokosnuss) zu konsumieren. Das geht so: Man sucht sich einen Kokosnussbaum und versucht, mit gezielten Steinwürfen die leckeren Früchte herunterzubekommen, was gar nicht so einfach ist. Dann schlägt man mit einer Machete ein Loch in die Nuss, trinkt ein wenig ab und füllt dann mit einem großzügigen Schuss Rum auf. Leckere Geschichte. :)
Danach ging’s in die Reggae-Bar, eine lustige Party-Location, in der sich Insel- und Tourivölkchen zusammen zu Reggaeton und Reggae-Mix vergnügen. Das war genau mein Ding, denn die Karibierinnen tanzen heiß, sehr heiß. Und der Reggaeton-Beat läuft in der Karibik ohne nervige Salsa-Unterbrechnungen, wo ich immer wie ein Depp auf der Tanzfläche stehe, weil ich die magischen Schritte nicht kenne.
Schwerer Abschied von den Corn Islands
Nach einem sehr lustigen Wochenende musste ich nach Big Corn Island rüber wechseln, um ein paar Tage zu arbeiten. Auf Little Corn gibt es vor 13 Uhr keinen Strom und generell kein verlässliches Internet. Big Corn ist auch nett, allerdings bei weitem nicht so entspannt. Es gibt ein paar ganz schöne Strände, Hummer für 200 Cordobas (6,50 Euro), aber der Vibe ist nicht der gleiche. Ich hatte mir fest vorgenommen, am nächsten Wochenende wieder nach Little Corn rüber zu setzen, allerdings fiel der Plan aufgrund von sintflutartigen Regenfällen ins Wasser. Der Wetterbericht ließ auch nicht auf baldige Besserung hoffen, so dass ich mich schweren Herzens ins nächste Flugzeug setze, zurück nach Managua flog und den nächsten Bus in den bergigen Norden von Nicaragua nahm.
Das war nun wirklich eine völlig andere Welt. Zum ersten Mal seit zwei Monaten waren es mal wieder unter 30 Grad, so dass ich Flipflops und kurze Hosen gegen Jeans und Trekkingschuhe tauschte. Es dauerte allerdings zwei Tage, bevor der Abschiedsschmerz von der Karibik so weit nachließ, dass ich es wirklich genießen konnte. Ich besuchte Matagalpa, Jinotega und Esteli. Das Highlight des Nordens waren aber die letzten beiden Tage, die ich im Nationalpark Miraflor verbrachte.
Homestay in Miraflor
Die ländliche Bergregion ist von kleinen Dörfern geprägt, die hauptsächlich von Landwirtschaft und Kaffeeanbau leben. Ich wanderte je einen Tag durch die niedriger und höher gelegene Region von Miraflor und übernachtete in zwei Homestays, eine Nacht in Coyolito bei der Familie von Lorena, eine Nacht in Cebollal bei Marta und Luis. Als Marta abends Tortillas zubereitete, fragte ich, ob ich helfen könnte und fand mich kurz darauf in der Küche wieder und klopfte den Teig aus Mais so lange, bis daraus flache Fladen wurden. Marta erhitzte sie danach auf ihrem mit Holz befeuertem Herd. Allerdings musste sie vorher bei jedem der von mir produzierten Exemplare eine „kleine Reparatur“ vornehmen und nachklopfen, um meine verbeulten Fladen rund zu kriegen. Ich fragte, wie Marta und Luis Weihnachten feiern würden. Sie meinten, es sei üblich, die Familie einzuladen und ein Schwein zu schlachten, das dann mit Reis und Tortillas verspeist würde.
Miraflor war ein wunderschöner Abschied von Nicaragua. Insgesamt habe ich über 6 Wochen in diesem Land verbracht, es ist bis jetzt definitiv mein Lieblingsland Mittelamerikas. Nun werde ich gleich im Bus sitzen, der mich über die Grenze nach Honduras bringt.