Tel Aviv hat einfach ein superentspanntes Flair und ich fand es fast ein bisschen schade, dass wir hier diesmal nur so wenig Zeit verbringen konnten. Die Menschen scheinen ziemlich gechillt unterwegs zu sein, durch die Straßen zu bummeln oder am Strand rumzuhängen. Da geht es in Jerusalem doch wesentlich traditioneller zu, was zwar auch seinen Reiz hat, aber eben völlig anders ist.
Um 12 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Dort wartete die obligatorische Security-Befragung auf uns, die wir schon von unserer letzten Reise kannten. Damals wurden wir unter anderem gefragt, ob wir jemanden in Israel kennen würden und getroffen hätten. Ich war der Meinung, dass wir lieber nicht erwähnen sollten, dass wir Riyad im palästinensisch kontrollierten Ramallah getroffen haben, weil das garantiert eine Spezialbehandlung nach sich gezogen hätte. Stephanie bekam aber schon beim Gedanken daran, dort lügen zu sollen, ganz rote Flecken im Gesicht, so hätten wir uns dort auf jeden Fall auch nicht präsentieren können und beschlossen, auf Nachfrage die Wahrheit zu sagen.
Als wir vor der Beamtin standen, die uns mit stechendem Blick fixierte, interessierte sie sich aber viel mehr für unsere Pass-Stempel aus islamischen Ländern. Sie fragte dreimal, wie lange wir in Jordanien waren, ich verhaspelte mich fast, weil ich das wirklich nicht auf Anhieb sagen konnte. Mich fragte sie noch nach dem kurzen Malaysia-Trip vor zwei Jahren, dann wurde sie auf Stephanies Indonesien-Aufenthalt in diesem Jahr aufmerksam.
Als sie sah, dass sie dort 7 Monate verbracht hatte, wurde sie ganz hellhörig. Sie hätte dort ja sicher Einheimische kennen gelernt, ob sie zu denen noch Kontakt hätte, diese von dieser Israel-Reise wussten und gebeten hätten, hier Leute zu treffen. Ihr Blick wich dabei nicht von Stephanies Gesicht, jede Veränderung der Mimik schien von ihr wahrgenommen zu werden. Dann verschwand sie mit unseren Pässen und beriet sich mit der Leiterin der Security. Nun kam diese zu uns, stellte selbst noch ein paar Fragen, dann wurden wir der Gruppe zugeteilt, für die eine detailliertere Kontrolle vorgesehen war.
Wir mussten unsere großen Rucksäcke auspacken und man wischte Stück für Stück unserer Sachen mit einem ominösen blauen Stab ab, an dessen Spitze sich ein weißes Stofftuch befand, das irgendwelche Proben aufnahm, die dann von einem anderen Gerät analysiert wurden. Auf Nachfrage wollte man uns nicht sagen, was da genau überprüft wurde, ich schätze, es geht einfach um Spuren von Sprengstoff.
Als der Inhalt für ungefährlich befunden wurde, durften wir wieder einpacken, wurden aber danach vom Check-In bis zum Abliefern der Rucksäcke von der Security begleitet und nicht mehr aus den Augen gelassen. Das gleiche Prozedere blühte uns nochmal beim Handgepäck-Check, dort sahen wir, wie einzelne Fluggäste in kleinen, mit Vorhängen verhangenen Kabinen Spezial-Checks über sich ergehen lassen mussten. Keine Ahnung, was dort hinter diesem Vorhang passierte, wir mussten es glücklicherweise auch nicht herausfinden.
Schließlich hatten wir alles hinter uns, das ganze Prozedere dauerte insgesamt über zwei Stunden. Ich war froh, dass mein Laptop nicht zur genaueren Untersuchung einbehalten wurde, was angeblich auch hin und wieder vorkommen soll.
Nun sitzen wir im Flieger zurück nach Deutschland, konnten gerade noch einen wunderschönen, knallroten Sonnenuntergang sehen und landen gleich wieder im Berliner Winter. In zwei Stunden wird es für mich nur noch schwer vorstellbar sein, dass ich vor wenigen Stunden noch im Meer herum plantschte.
Es war auf jeden Fall eine richtig gute Reise, die mir viel länger als zwei Wochen vorkam und in der ich kaum einen Gedanken an mein Leben in Deutschland verschwendete. Mal sehen, ob ich irgendwann mal wieder nach Israel und Palästina komme, es wäre bestimmt noch interessant, den Norden Israels und den Golan kennen zu lernen. Aber lieber im Sommer, wenn es dort etwas wärmer ist. Und irgendwann wird es vielleicht sogar möglich sein, Gaza zu besuchen.