Am Dienstag bin ich in den Nationalpark Tayrona aufgebrochen, wo mir paradiesische Strände versprochen wurden. Meine bisherigen Stopps in Kolumbien hatten mich alle noch nicht wirklich vom Hocker gehauen, sie hatten zwar alle was sehens- und erlebenswertes, aber das Paradies, von dem ich gehört hatte, war bis jetzt nicht dabei. In Tayrona dagegen wurde ich nicht enttäuscht, das war das, wonach ich gesucht hatte: Strand, Palmen und Dschungel.
Am Parkeingang traf ich ein paar Kollegen aus Medellin wieder und zog mit denen weiter. Die ersten zwei, drei Kilometer kann man sich noch mit ’nem Jeep durch den Wald fahren lassen, danach geht’s nur zu Fuß weiter. Das erste Örtchen namens Arecifa erreichten wir nach 45 Minuten, dort gibt’s Unterkunft in Zelten oder Hängematten. Es liegt direkt am Meer, allerdings sollte man dort nicht schwimmen, die Strömung ist so stark, dass sie schon 200 Menschen das Leben gekostet hat.
Wir sind am Strand 45 Minuten weiter gelaufen bis nach Cabo, wo die meisten Backpacker übernachten. Man kann dort ’ne Hängematte draußen mit ’ner kleinen Überdachung für 12000 Pesos (4 Euro) pro Nacht buchen, ich war gespannt, wie sich’s darin so schläft. Unterwegs kamen wir von einer himmlischen Bucht in eine noch unglaublichere, klares Wasser, an palmengesäumten Stränden, herrlich.
Nachmittags wurde das Wetter leider ziemlich grau, aber es war immer noch warm, ’ne kleine Planscherei im Wasser war also trotzdem möglich. Abends hingen wir im Strandrestaurant rum, aber wirklich viel zu tun gab’s einfach nicht, nachdem es dunkel wurde. Also hab ich mich um 21 Uhr in meine Hängematte verzogen und 12 Stunden wie ein Baby geratzt, das leichte Schaukeln scheint ’ne Menge dazu beigetragen zu haben. Nur das Meeresrauschen ist etwas gewöhnungsbedürftig, ist zwar irgendwie romantisch, aber alle zwei Stunden musste ich auf’s Klo rennen. :)
Am nächsten Tag hatten wir perfektes Wetter, blauer Himmel, Sonnenschein und die traumhafteste Bucht im Nationalpark. Wir lagen im Sand, planschten im kristallklaren Wasser, quatschten bisschen, es war einfach der perfekte Tag. Nachmittags suchte ich mir ’ne Kokosnuss unter einer der vielen Palmen und schlürfte Kokosmilch.
Eigentlich wollte ich nur eine Nacht bleiben, aber dieses Paradies konnte ich unmöglich schon verlassen. Ich hatte kaum mehr Kohle dabei und natürlich gab’s auch keinen Geldautomaten weit und breit, aber irgendwie würde es schon klappen, dachte ich mir. Ich machte mich auf den Weg nach Arecifa, weil’s dort billigere Hängematten geben sollte. Bei Einbruch der Dunkelheit kam ich an und bekam tatsächlich eine für 7000 Pesos (2,20 Euro). Allerdings kostete das Essen dort weit mehr als mein restliches Budget erlaubte. Ich fragte, ob ich vielleicht einfach bisschen Reis mit Gemüse für ein paar Pesos bekommen könnte, aber der unverschämte Typ wollte 10000 (3 Euro) haben, dafür bekommt man in Kolumbien eigentlich ein 3-Gänge-Menü.
Ich machte mich hungrig auf den Weg am dunklen Strand entlang in der Hoffnung, irgendwo was günstiges Essbares zu bekommen. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, mit knurrendem Magen schlafen zu gehen, als ich ein kleines Geschäft fand, das Käsebrot für 2000 Pesos (65 Cent) verkaufte. Zwei Stücken konnte ich mir leisten und sogar ein Bier war noch drin, genug, um mich in meiner Hängematte für den Abend glücklich zu machen.
Die Nacht war dann wesentlich nerviger als die erste, weil Moskitos heftige Attacken auf mich flogen. Um 5:30 Uhr war ich deshalb schon wieder auf den Beinen und machte mich auf zu ’nem Strandspaziergang am Wildwasserteil des Nationalparks. Dort war ich fast alleine unterwegs, nette Atmosphäre am Morgen. Ich musste über ein paar Felsen klettern, um weiter zu kommen, bis irgendwann einer meine Kletterfähigkeiten überstieg.
Mein fast letztes Geld investierte ich in Schokoladenbrot in dem kleinen Laden vom Vorabend, danach suchte ich mir ein schattiges Plätzchen am Strand, denn ich hatte mir ’nen ordentlichen Sonnenbrand eingefangen. Aus meinem netten Halbschlaf wurde ich dann geweckt, weil irgendwas an meinem Bauch entlang krabbelte. Ich machte die Augen auf und sah eine Echse dort sitzen, nicht riesig, aber groß genug um mich ordentlich zu erschrecken. Mit einem Schrei sprang ich auf, die Echse davon. Dort konnte ich nicht mehr bleiben, ich schaute deshalb nochmal am Traumstrand vom ersten Tag vorbei. Ein letztes Mal dort schwimmen, dann machte ich mich auf den Weg zurück nach Santa Marta.
Im Bus lernte ich zwei Mädels aus Bogota kennen die superlieb waren und mich unbedingt dort treffen wollen, um mir die Stadt zu zeigen. Mal sehn, ob ich das schaffe, wäre super. Heute fahre ich noch weiter nach Taganga, ein Fischerörtchen in der Nähe von Santa Marta. Dort werde ich noch ein paar Tage rumchillen, bevor’s nach Bogota und danach zurück nach Deutschland geht.