Gestern Abend landeten wir alle an der Hostel-Bar. Die beiden Französinnen stellten sich aber als echte Partymuffel heraus, denn nach 20 Minuten meinten sie mal wieder, sie wollten ins Bett gehen. Meine Frage, ob das eine Einladung sei, verneinten sie leider. :( Antony, ich und der Quebecer hatten aber nichts gegen bisschen Gemütlichkeit, leerten ’ne Buddel Rum und schnackten stundenlang.
Heute Morgen hatten die Franzosen und ich den gleichen Weg bis nach Latacunga. Die beste Transportmöglichkeit ist der Milch-Truck, der jeden Morgen zwischen 9 und 10 Uhr vorbei kommt. Wir warteten ein Stündchen, dann kam er endlich. Es war ein Pick-up, auf dessen Ladefläche der Milchmann mit ’nem Fässchen stand, außerdem quetschten sich ca. 8 Leute dort. Es war kaum zu glauben, aber selbst wir passten noch drauf.
Antony und ich saßen jeweils auf einer Kante der Ladefläche und brauchten einige Übung, um auf der Huckelpiste nicht von Bord zu fliegen. Auf der Fahrt lernte ich schließlich, dass, egal wie voll der Pick-up war, immer noch einer mehr drauf passte. Irgendwann waren wir 14 Leute, einer stand auf der Stoßstange und schafft es irgendwie, nicht runterzufliegen.
Am Straßenrand standen überall wartende Quichua. Wer Kühe hatte, verkaufte seine Milch an den Milchmann, der wiederum belieferte damit alle, die keine hatten. Die Fahrt war trotz Quetschungen und extremer Staubigkeit ein richtiges Highlight für mich. Die Quitchua auf dem Truck waren eine Mischung aus schüchtern und neugierig, nach ’ner Weile schnackte ich mit einigen.
Irgendwann kam ’ne Oma mit ihrer 10jährigen Enkelin auf die Ladefläche und quetschte sich neben mich. Die beiden waren supersüß und kicherten und tuschelten die ganze Zeit. Ich hab auch ab und zu was zu ihnen gesagt, was meistens zu noch mehr Gekichere führte. Ich ließ mir von ihnen die Zahlen von 1 bis 5 auf Quichua beibringen, meine lustige Aussprache brachte schließlich den ganzen Truck zum Lachen. :)
Nach zwei Stunden kamen wir in einem Dorf namens Sigchos an, wo wir ’ne Stunde auf den Bus nach Latacunga warten mussten. Ich lief mit Manon, einer der beiden Französinnen, bisschen durch den Ort. Der war nicht besonders toll, aber ringsherum gab’s nochmal richtig schöne, grüne Täler.
Auf dem Weg zurück zum Bus-Terminal kamen wir an ’nem Imbiss vorbei, der ein totes, fettes Schwein an ’nem Haken baumeln hatte, das interessierte mich natürlich. Das Viech wurde vor ’ner halben Stunde geschlachtet, ließ ich mir sagen, und brutzelte teilweise schon in der Pfanne daneben. Manon kam mir mit irgend so ’ner komischen Tiermedizinerethik, dass es respektlos wäre, das tote Viech zu fotografieren. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken und zollte der Sau lieber Respekt, indem ich mir ein Stück von ihr schmecken ließ. :)
Wir fuhren alle noch zusammen nach Latacunga, verabschiedeten uns schließlich und ich machte mich auf den Weg nach Quito. Im Bus schnackte ich noch schön mit ’ner 70jährigen Ecuadorianerin. Die südamerikanischen Omas haben irgendwie was spezielles, sie sehen zwar alt, aber nie wirklich verlebt aus, man kann das schwer beschreiben.
In Quito hab ich mir schließlich ein Hotelzimmer mit Kabelfernsehen genommen, da gibt’s die „Deutsche Welle“, perfekt, um sich auf das WM-Finale morgen einzustimmen. Morgen Mittag werd ich hoffentlich ’ne Kneipe mit genug Deutschen finden, um den Pokalgewinn orgentlich zu feiern. :) Aber mal im Ernst: So richtig optimistisch bin ich nicht. Die Spanier sind ein dicker Brocken. Mal sehn, vielleicht gibt’s ja ’ne Überraschung, gegen die Starken sind unsere Jungs ja immer so richtig aufgeblüht, sie sollen’s morgen einfach noch einmal machen.