Angekommen an der Karibikküste



 

Nach 13 Stunden Busfahrt bin ich endlich in Cartagena angekommen. Unterwegs lag ein Laster quer und hat die Straße versperrt, man munkelte schon, dass die Räumung die ganze Nacht dauern würde. Zum Glück hat’s nur ’ne Stunde gedauert und mir wurde das Übernachten im Bus erspart.

Die Taxifahrt vom Bus-Terminal zum Hostel war auch nochmal aufregend. Keine Ahnung, was sich der Taxifahrer reingefahren hat, aber er hat nur lallend kommuniziert und ist Runden durch’s Zentrum gefahren, auf denen er immer wieder die richtige Straße verpasst hat. :) Aber schließlich sind wir angekommen und ich bin in ’nem Hostel, in dem morgen noch ein paar meiner Hostel-Kollegen aus Medellin ankommen werden.

Medellin-Tour



 

Heute hab ich endlich mal Medellin bei Tag zu Gesicht bekommen. Bin morgens ins Zentrum gefahren und hab mir so dies und das angeguckt. Ich war zuerst in ’nem Bildermuseum und hab danach ein paar ganz nette Kirchen gesehn.

KircheStadt und MetroSeilbahnBotanischer Garten

Was dann ganz gut gekickt hat, war die Fahrt mit ’ner Seilbahn auf ’nen Berg. Die Seilbahn ist Teil der Metro und hat drei Stationen auf dem Weg nach oben. Im ersten Abschnitt baumelt der kleine, wacklige Waggon 30 Meter über der Erde. Mit der Höhe hab ich’s ja nun nicht unbedingt so, deshalb musste ich an jeder Station ’ne Pause einlegen, um meine Nerven wieder zusammenzusammeln. Bei der Fahrt runter bin ich die letzte Station gelaufen, mehr hab ich nicht verkraftet. Wobei das in dieser nicht gerade besten Gegend wahrscheinlich gefährlicher war als die Seilbahn. :)

Abends hab ich noch kurz im Botanischen Garten vorbei geschaut, der mich aber nicht gerade vom Hocker gehauen hat. Alles in allem ist Medellin am Wochenende nachts zum Feiern wesentlich interessanter als am Tage, es gibt sonst nicht allzu viel zu tun. Deshalb werde ich mich morgen früh aus dem Staub machen und nach Cartagena an die Karibikküste fahren.

Ska und weiter nach Medellin



 

Gestern Abend hab ich Alejandra nochmal getroffen und zum Essen eingeladen. Danach hat sie mich auf ’ne Open-Air Ska-Party in Popayan geschleppt. Und da ging echt ordentlich die Post ab, die Party steigt wohl jeden Monat und jeder, der einigermaßen jung ist, feiert dort ab. Ich hatte leider nur zwei Stunden, weil dann mein Nachtbus fuhr. Hätte ich das eher gewusst, wäre ich noch ’nen Tag länger geblieben. Der Blondie-Bonus hat auf jeden Fall gewirkt, ein paar Chicas wollten unbedingt Fotos mit mir machen. :)

Hab mich dann von Alejandra verabschiedet und bin schön beduselt in den Bus gefallen, hab die ganze Nacht gedöst und bin um 12 Uhr mittags in Medellin angekommen. Hab ein echt nettes Hostel gefunden, mal sehn, was hier so geht, werd mich heute auf jeden Fall auf die Partypiste begeben.

Städtchen Silvia



 

Wie von der Friseuse empfohlen hab ich mich heute Morgen auf den Weg ins 1 1/2 Stunden entfernte Silvia gemacht. So richtig der Brüller war’s dann aber nicht. Mich hätte die indianische Bevölkerung interessiert, denn hier in Kolumbien sind ganz andere Stämme als in den anderen südamerikanischen Ländern unterwegs. Die wohnen aber nicht direkt in der Stadt, sondern kommen nur dienstags zum indianischen Markt, deshalb hab ich kaum welche gesehen. In Kolumbien alleine in der Pampa rumzustreunen ist mir im Moment noch nicht so ganz geheuer, deswegen bin ich auch nicht zu weit aus der Stadt rausgegangen.

Blick über SilviaKircheKuh und KalbKuh und Hirte

Ein paar hab ich dann aber doch gesehn. Lustig ist, dass Männlein und Weiblein der indianischen Bevölkerung hier das exakt gleiche Outfit tragen, Stiefel, Rock und Hut. Oft kann man das Geschlecht erst aus der Nähe erkennen. :)

…und Wiedersehen



 

Nach dem Abschied von Alejandra wollte ich mir noch den Rest des südamerikanischen Champions-League Finales geben, denn nachdem das andere Spiel zu Ende war, wurde das endlich gezeigt. Nach dem 4:2 Hinspiel Sieg für Liga de Quito lagen sie im Rückspiel in der Verlängerung 1:3 zurück. Auswärtstore entscheiden hier nicht, also gab’s schließlich Elfmeterschießen. Das Torwarttier von Quito hielt unglaubliche drei Bälle und so wurden sie letztendlich Champion. In Ecuador muss die Hölle los sein, noch nie ist eine Mannschaft aus dem kleinen Land nur annähernd so weit gekommen. Nun spielen sie im Weltliga-Finale gegen Manchester United, unglaublich.

Ich hab das Ergebnis mit ’nem Kolumbianer ausgewertet und bin bisschen mit ihm ins Quatschen gekommen. Er fragte mich, ob ich alleine reise. Das schien ihm komplett unverständlich, er fragte, warum um alles in der Welt. In dem Moment stand plötzlich Alejandra wieder neben mir und meinte, der Abschied sei ihr irgendwie zu kurz gewesen, ich solle noch mit zu ihr kommen. „Deshalb reise ich alleine!“ meinte ich zu dem Kolumbianer, stand auf und ging mit Alejandra nach Hause.

Dort saßen wir im Wohnzimmer zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester. Ein Gringo im Haus muss wohl ’ne ziemliche Attraktion sein, denn die Schwester machte ununterbrochen Fotos und Videos. :) Ich bekam was zu essen und wir schnackten noch ’ne ganze Weile, nach ’ner Stunde machte ich mich auf den Weg zurück in mein Hostel. Eigentlich wollte ich die drei Blocks zu Fuß gehen, zum Glück sagte mir die Mutter noch, dass der Weg nachts gefährlich ist und ich ein Taxi nehmen soll. Ich hab mich mit Alejandra nochmal für den nächsten Abend verabredet, bevor mein Bus um 0 Uhr nach Medellin abfährt.

Die Friseuse mit der hübschen Tochter



 

In Kolumbien hat niemand blonde Haare und Touris gibt’s auch nicht gerade in Massen, ein Blonie-Bonus könnt sich hier also massiv auszahlen. Meine Strähnen sind nach dem letzten Friseurbesuch fast komplett abgeschnitten und ich hab ’ne ganze Weile hin und herüberlegt, ob ich mir neue besorgen sollte. Mir würden zwar Chicas auf 100 Meter Entfernung zujubeln, aber auch für jeden sonst wäre ich direkt als ausraubenswerter Gringo zu erkennen. Man muss Prioritäten setzen, also bin ich gestern Abend zum Friseur gegangen.

Die Friseuse war ’ne nette, geschwätzige Dame und hat mir ’ne ganze Menge über die Region erzählt und was es hier alles zu sehen gibt. Ich wollte nach wie vor am nächsten Tag weiter Richtung Norden nach Medellin ziehen, aber sie hat mich überzeugt, tagsüber noch ’nen Ausflug ins nahegelegene Silvia zu machen. Silvia ist ein kleines Städtchen im Grünen, umgeben von viel indianischer Kultur. Sie meinte, ich solle bloß vor Einbruch der Dunkelheit zurück kommen, um die Entführungsgefahr zu minimieren. Nach Medellin könne ich aber ruhig den Nachtbus nehmen, den die Straße dorthin sei ruhig und stark bewacht. Das ist mir auch ganz recht, denn die 12 Stunden Fahrt dorthin hätten sonst ’nen ganzen Tag vergeudet. Ich freue mich schon richtig auf den Norden, denn angeblich ist das Volk dort komplett besessen von Rumba (Party).

Immer wieder erzählte die Friseuse von ihrer 19jährigen Tochter namens Alejandra, was mich nach und nach immer neugieriger machte. Kurz darauf kam sie schließlich im Laden… mit ’nem sehr beeindruckenden Dekolleté. Sie schnackte mit ihrer Mutter, hin und wieder auch mit mir und war echt ein süßes Ding. Ihre Augen waren leicht asiatisch angehaucht, so bisschen im Peru-Style, das find ich ja ziemlich sexy.

Felix und Alejandra

Irgendwann war mein Kopf fertig behandelt und ich wollte Fußball gucken gehn. Eigentlich hatte ich mich auf das Rückspiel des südamerikanischen Champions-League-Finales mit Liga de Quito gefreut, aber das interessierte in Kolumbien gerade keinen, weil hier zeitgleich das Finale von so ’ner Art kolumbianischem DFB-Pokal stieg. Die ganze Stadt war aus dem Häuschen und schon den ganzen Tag am Fahnen schwingen. Es sah nach ’ner guten Party aus, da wollte ich auf jeden Fall dabei sein. Ich fragte Alejandra, ob sie nicht mitkommen will. Sie hatte am nächsten Tag ’ne Prüfung in der Uni, wusste aber auch Prioritäten zu setzen und war einverstanden. :)

Ich kaufte uns ein paar Bierchen und wir schnackten schön. Der Fußball war auch nicht schlecht, aber nicht annähernd so interessant wie Alejandra. Am Ende stand’s 1:1, in ’ner Woche gibt’s ein Rückspiel. Das Ergebnis war Grund genug für Hupkonzerte und Autokolonnen in Paraty. :) Ich trank noch ein Abschiedsbierchen mit Alejandra, dann brachte ich sie zurück nach Hause.

Weiße Kolonialstadt Popayan



 

Gestern bin ich bisschen durch Popayan gestreunt. Architektonisch macht die Stadt schon ziemlich was her, das Zentrum ist komplett im weißen Kolonialstil gehalten, fast wie die Altstadt von Quito. Aber so richtig übergesprungen ist der Funke nicht, ich weiß nicht genau warum, aber Popayan hat mich nicht wirklich gepackt. Ich mag entweder die volle Packung Natur und Abenteuer oder richtig Großstadt mit Party und Chaos, Popayan hängt für mich irgendwo so’n bisschen hilflos dazwischen.

StraßeKircheTaubenKathedrale

Ich bin ziemlich lange nach ’ner Wäscherei rumgerannt, irgendwann hat mir jemand ’ne Adresse aus dem Telefonbuch rausgesucht. Ich lief 15 Minuten dorthin und bekam dann auch schlagartig das andere Popayan zu Gesicht. Außerhalb des blank polierten Zentrums werden werden die Häuser von Straße zu Straße runtergekommener und die Menschen sichtbar ärmer. Bis zur Wäscherei hab ich mich grad noch getraut, danach wurde mir die Gegend bisschen zu gruselig. Doch selbst die Wäscherei hatte mit den ärmlichen Verhältnissen zu kämpfen: Man sagte mir, dass es in der Gegend fließendes Wasser nur am Morgen gäbe und deshalb danach nicht mehr gewaschen werden könne.

Schließlich hab ich ein Hostel im Zentrum gefunden, dessen Besitzer auch ’nen Wäscheservice anbietet. Er war ein netter Typ, der 11 Jahre in Deutschland gelebt hatte und perfekt Deutsch sprach. Ich hab ihn bisschen nach der Sicherheitslage in Kolumbien ausgefragt und er meinte, dass es im Moment relativ ruhig sei, die Guerilla hätte momentan kein Interesse an Touristen. Wenn ich mal in ’ne Straßensperre der FARC geraten sollte, würde ich im schlimmsten Fall mit ’nem Arschtritt verscheucht. Er selbst ist jobmäßig öfters in ländlichen Regionen unterwegs und meint, für ihn sei es dort momentan gefährlicher als für Touristen, er wisse nie, ob er wieder zurück kommen werde.

Auf nach Kolumbien



 

Gestern hab ich mich von Mitad del Mundo aus auf den Weg zur kolumbianischen Grenze gemacht. Dort bin ich um 21 Uhr angekommen und hab die Nacht noch in ’nem Hotel in Tulcan auf der ecuadorianischen Seite verbracht. In Kolumbien geht’s ja schon etwas rauher zur Sache und der Lonely Planet meint, man solle lieber keine Nachtbusse nehmen, denn die würden von FARC-Terroristen manchmal in die Luft gesprengt. Meistens geht’s aber nur um ein politisches Zeichen und sie sind so nett, Leute und Gepäck vorher rauszulassen. Wie ernst das alles zu nehmen ist muss ich noch rausfinden, der erste Grenzübertritt musste aber nicht unbedingt nachts sein.

Heute Morgen ging dann alles ziemlich problemlos und fix und ich bin ins 7 Stunden weiter nördlich gelegene Popayan gefahren. Von der Stadt hab ich noch nicht viel gesehn, weil ich erst abends angekommen bin, scheint aber ein richtig schöner Kolonialort zu sein. Die paar Straßen, die ich gesehen hab, erinnern mich auf jeden Fall ziemlich an das schnucklige historische Zentrum von Quito.