Gelbfieberepidemie



 

In Paraguay gibt’s gerade ’ne Gelbfieberepidemie, aber alle Länder auf dieser Höhe gehören grundsätzlich zu den Gefahrengebieten. Deshalb verlangen einige Länder einen Impfnachweis, nachdeem man den Gelbfiebergürtel betreten hat.

Meiner ist nun leider in Buenos Aires mit meinem Rucksack abhanden gekommen. Bin heute den ganzen Tag in Santiago rumgehirscht um rauszubekommen, ob mir hier in einem Krankenhaus ein neuer ausgestellt werden kann. Dachte, sie könnten in Deutschland bei der Impfstelle anrufen oder von dort was gefaxt bekommen. Aber Fehlanzeige, die einzige Möglichkeit, an den Wisch zu kommen, ist, mir eine neue Dosis reinjagen zu lassen.

Die zweite Packung Gelbfieber innerhalb von zwei Monaten will ich mir aber ungern geben. Ich rufe deshalb morgen in Deutschland an und lasse mir einen Impfnachweis faxen. Ich versuche dann damit über die Grenze zu kommen. Wenn’s nicht klappt, muss ich halt den Arm nochmal hinhalten und hoffen, dass mich das stählt und nicht umbringt. :)

Wieder in Santiago



 

Nun bin ich wieder in Santiago de Chile. Fühlt sich gut an, mal wieder in der großen Stadt zu sein nach der letzten ziemlich beschaulichen Zeit. Die Grenzüberquerung war wie immer ein Graus, ewig anstehen um einen Stempel abzuholen, noch länger anstehen für den nächsten Stempel und nochmal länger für die halbherzigen Taschenkontrollen, damit nur ja keine Lebensmittel die Grenze überqueren. Alles reine Schikane, denn kurz nach der Grenze zog mein Sitznachbar ein Sandwich aus seiner Tasche. :)

Grenzübergang in den BergenSerpentinenkleines mexikanisches Restaurant

Nach der abscheulichen letzten Nacht ohne Schlaf wollte ich heute in wunderschönen Gemächern nächtigen. Das scheint mir gelungen zu sein, hab ein super Hostel im Barrio Brazil gefunden, einem entspannten Stadtteil mit süßen, kleinen Häuschen und trotzdem recht zentral gelegen. Das Hostel ist zwar nicht ganz billig, aber das schönste, das ich bis jetzt gesehen hab. Sehr geschmackvoll eingerichtet mit viel Bambus, Holz, bunten Lampenschirmen und einer unglaublichen Dachterasse. Werd das mal für eine Nacht genießen, mir dann aber wohl was günstigeres suchen.

Lustig: Als ich in mein Dormitory kam, hab ich mich meinem englischen Zimmerkollegen als Felix vorgestellt. Da fragte er mich, ob ich einen Paul aus Irland kennen würde. Es stellte sich heraus, dass Paul, mit dem ich die letzten Wochen unterwegs war, zufälligerweise im selben Hostel in exakt demselben Bett übernachtet hat und heute morgen abgereist ist. :)

Hab hier in der Nähe ein leckeres, ganz kleines mexikanisches Restaurant gefunden, in dem direkt hinter der Bar auf einer großen Herdplatte gebrutzelt wird. Könnte dort stundenlang sitzen und zugucken, wie Tacos gebraten und mit Champions, Fleisch und geschmolzenem Käse befüllt werden. :)

Horrornacht



 

Meine letzte Nacht in Argentinien wollte ich eigentlich recht gechillt in einem Einzelzimmer verbringen und hab dafür das Hotel in Mendoza angesteuert, in dem ich schon mal ’ne Nacht geschlafen hatte. Diesmal haben sie mich dort allerdings ins allerletzte Loch gesteckt. Im Bad flitzten seltsame Käfer über den Boden, außerdem war es völlig zusammengeschimmelt. Da es zum Schlafzimmer keine richtige Tür gab, zog sich der Schimmelgestank durch den ganzen Raum.

Die Klospülung hatte ein ganz besonderes Feature: Sie ließ sich nicht stoppen und lief laut rauschend im Dauerbetrieb. Der modrige Geruch war nur mit weit geöffnetem Fenster zu ertragen. Durch dieses wiederum kamen riesige Moskitos ins Zimmer geflogen und stachen unbarmherzig zu. Ging also auch nicht. Also Fenster zu und Ventilator an, um den Gestank wenigstens in Bewegung zu halten. Hab fast kein Auge zugetan und war froh, mich heute Morgen aus dem Staub machen zu können. War aber ’ne gute Abhärtung für Bolivien und Peru und wahrscheinlich nicht der schlimmste Ort, an dem ich nächtigen werde.

Abschied von Sabrina und Argentinien



 

Hatte gestern nochmal ’nen schönen Abend mit Sabrina. Allerdings war es der letzte so langsam wurde es Zeit für mich weiter zu ziehen. Sabrina hat die nächsten Tage wenig Zeit, weil sie studieren muss und am Mittwoch Prüfung hat und ich bin auch langsam so weit wieder on the road zu sein.

Orangenbaum am StraßenrandSabrina und die Katze Felix

Heute war also Abschied angesagt. Haben uns nachmittags im Park getroffen und ich hab hab romantisches Abschiedgesäusel von mir gegeben, da bin ich ja ganz gut drin. :) Um die Dramatik noch etwas zu steigern, hab ich ihr ein kleines Kätzchen geschenkt. In Südamerika gibt’s nur wenige menschliche Felixe, das ist hier eher ein Katzenname. Und so bleibt ein kleiner Felix weiter bei ihr. Sie hat sich voll gefreut, mich noch zum Bus gebracht, es gab eine Runde Abschiedskuscheln, einen letzten Kuss, dann kam der Bus, ich musste schnell reinspringen, noch kurz gewunken und ab dafür.

Hab sie eingeladen, mich mal in Berlin zu besuchen, aber es ist wohl ziemlich schwierig bis unmöglich für sie, einen Flug zu bezahlen. Hab sie mal gefragt, was sie in ihrem Nebenjob (Krams im Kiosk verkaufen) verdient. Das sind so 2-3 Pesos pro Stunde (40-60 Cent). Mit ’nem „richtigen“ Job ist’s zwar sicher mehr, aber ein Flug ist für die meisten wohl unerschwinglich. Mal sehn, wenn ich mal reich und berühmt bin, spendiere ich ihr mal einen. :)

Lustig übrigens: Ihre Familie hat einen kleine Kater, der bis jetzt keinen Namen hatte und eigentlich auch keinen bekommen sollte. Als ich dort zum Essen war, hab ich angemerkt, dass das eine ganz schöne Schmach für den arme Kater sein muss, für immer namenlos zu sein. Das leuchtete allen ein und deshalb heißt er jetzt… Felix!

Ich bin inzwischen wieder in Mendoza, das wird heute mein letzter Tag in Argentinien sein, morgen geht’s weiter nach Santiago de Chile. Bin schon ein bisschen wehmütig, denn so schnell werde ich nicht mehr in dieses Land kommen. Ich werde meinen Abschied hier zelebrieren, indem ich’s mir nochmal richtig gut gehn lasse. Ich werde das größte Streak Rindfleisch der Stadt verdrücken und guten Wein aus Mendoza schlürfen bis ich platze, dann bin ich endlich so weit, weiter zu ziehen.

Dinner bei Sabrinas Family



 

Sabrina hat mich gestern Abend zu sich nach Hause zum Dinner mit ihrer Family eingeladen. Na das kann was werden, dachte ich, der eifersüchtige Vater und ich an einem Tisch… Was soll’s, einfach mal reingesprungen ins kalte Wasser. War dann ein etwas durchwachsener Abend. Die Mutter war wie immer freundlich und nett und hat pausenlos erzählt und mir Fotos gezeigt. Hab zwar meistens nur wenig verstanden, aber nett war’s trotzdem.

Der Vater dagegen ist ziemlich kauzig, sagt nicht viel lacht kaum. Hab am Anfang versucht ein bisschen Konversation herzustellen, ist mir teilweise auch gelungen, aber sehr anstrengend. Einmal wollte er doch etwas Humor zeigen und demonstrierte seine Geschichtskenntnisse, indem er grinsend zum Hitlergruß ausholte. Sabrina war das sichtlich peinlich, ich machte kein großes Ding draus, grinste kurz zurück und ging zum nächsten Thema über.

Muss ziemlich schräg sein, wenn die Familie des Vaters und der Mutter aufeinandertreffen. Sabrina erzählte mir, dass die Mutterfamilie offen und nett ist, die Vaterfamilie aber nicht den Hauch sozialen Verhaltens zeigt. Kann ich mir auf jeden Fall gut vorstellen. :)

Gestern Abend haben wir dann ganz offen gesagt, dass wir zusammen in die Disco gehn, ob’s dem Vater gepasst hat oder nicht kann ich nicht sagen, weil er permanent ein bisschen angepisst guckt. Die Party war nicht ganz so dolle wie am Abend zuvor, ziemlich miese Musik und brechend voll. Irgendjemand muss den Argentiniern erzählt haben, dass europäischer Chartpop der 90er angesagt ist, auf jeden Fall läuft das hier neben Reggaeton rauf und runter und die Leute rasten aus.

San Martin und Sabrina



 

Bin gestern Mittag in San Martin angekommen, ist nicht weit von Mendoza, knapp 2 Stunden mit dem Bus. Sabrina holte mich vom Bus-Terminal ab. Als wir uns vor einer Woche in Mendoza trafen, brachte sie ihre Mutter mit, deshalb war ich nicht allzu überrascht, dass diesmal ihr Vater dabei war. Er hat mich zu ’nem günstigen Hotel gefahren, Einzelzimmer mit Fernseher und eigenem Bad, die pure Erholung nach meinem letzten Hostel in Mendoza, das unter Dauerbeschallung von Straße und Leuten stand.

Plaza Italia in San MartinStraße in San MartinBand im Cafe CubanaSabrina und Felix

San Martin ist ein verschlafenes, kleines Städtchen mit 25000 Einwohnern. Und ich scheine tatsächlich der einzige Gringo in der Stadt zu sein, hab bis jetzt auf jeden Fall sonst noch keinen anderen gesehen. Ist mal ’ne interessante Erfahrung, aus den Traveller-Horden rauszukommen und in ’nem ganz normalen agentinischen Städtchen zu wohnen.

Eine interessante Erfahrung ganz anderer Art ist Sabrinas Vater. Er ist das blanke Gegenteil von ihrer enspannten, freundlichen Mutter und passt auf sie auf wie ein Schießhund. Deshalb bin ich ihm natürlich höchst suspekt und er will mich und Sabrina am liebsten keine Sekunde allein lassen. Wollte gestern Abend mit ihr bisschen feiern gehn, das passte ihm aber ganz und gar nicht. Also hat sich Sabrina mit ’ner Freundin von ihm fahren lassen und ich bin später heimlich mit dem Taxi nachgekommen. :)

Waren im Cafe Cubana, einer recht coolen Disco im Nachbarort. Es gab ’ne Open-Air Bühne mit Band, das hat mir Mitte März den totalen Sommerkick gegeben. Hatten ’nen super Abend, am Ende hat sich Sabrina vom Vater abholen lassen und ich bin heimlich mit dem Bus weggedüst. :)

Der höchste Berg aller Amerikas



 

Gestern war ich vernehmlich damit beschäftigt, meinen Kater auszukurieren, also passierte nicht besonders viel. Bin mit Paul durch den Supermarkt gecruist, wir haben uns fettige Choriza und noch fettigeren Käse und der allerfettigsten Kuchen geholt und auf der Parkbank unser Katerfrühstück zelebriert. Abends hieß es dann „Good bye, Paul“. Nach vier Wochen gemeinsamem Travelling trennen sich unsere Wege, er fährt weiter nach Santiago und ich morgen zu Sabrina nach San Martin. Aber irgendwo kreuzen sich unsere Pfade bestimmt wieder, Kolumbien, Ecuador, …, wir haben viele gemeinsame Ziele, wenn auch verschiedene Wege um dort hinzukommen.

Nachdem ich nun schon fast ’ne Woche in Mendoza bin, ohne wirklich viele Aktivitäten – jedenfalls im traditionellen Sinne – unternommen zu haben, kaufte ich mir gestern Abend kurzerhand ein Ticket zu einer Tagestour ins bergige Umland von Mendoza inklusive einem Blick auf den Aconcagua, den höchsten Berg Nord- und Südamerikas (6962 Meter). Dort stand eine Stunde leichtes Trekking auf dem Programm, auf einer Höhe von ca. 2800 Metern. Ist zwar nicht besonders viel, aber der Sprung von 700 Metern, die Mendoza hat, reicht, um schwachen Gemütern einen Tag Höhenkrankheit zu bescheren.

Sonne am SeeAbgrund (die Wand ist 60 m hoch)Häuschen und BergSteintunnelVerwaschener Fels (gibt’s so nicht nochmal auf der Welt)Aconcagua, der höchste Berg in Nord-/Südamerika (6962 m)Mendoza, Plaza IndependenciaMendoza, Reiter und Palmen

Um 7:30 Uhr ging’s los mit dem Minibus durch unglaubliche Landschaften. Mendoza liegt mitten in der Felswüste und ist umgeben von atemberaubenden Bergen. Musste dann tatsächlich bisschen nach Luft schnappen, als es ans Marschieren ging. War zwar nicht besonders weit, aber nach ein paar Schritten bergauf ging mir schon ordentlich die Pumpe. In Bolivien gibt’s ’nen 6000er, der auch für Anfänger bezwingbar sein soll, auf den will ich unbedingt klettern. Bis dahin brauche ich aber noch ’ne ganze Weile auf mittlerer Höhe, um dort nicht umzukippen.

Abends bin ich noch bisschen durch Mendoza geschlendert und hab festgestellt, dass ich davon auch noch nicht allzu viel gesehen hab. Hab ’nen rieeeeesigen Park entdeckt, durch den unglaublich hübsche Chicas joggen und skaten, da hätte ich eigentlich schon früher mal vorbei schauen sollen. Mendoza ist definitiv die Stadt mit den hübschesten Frauen Argentiniens, sogar der ganzen Welt, soweit ich sie bis jetzt kenne.

Wein-Tour



 

Heute war ich mit Paul auf einer Weintour. Mit einem Minibus ging’s zu zwei verschiedenen Weinereien, einer größeren und einer kleinen Bio-Weinerei. Dort bekamen wir den Prozess der Weinherstellung erklärt und gezeigt, anschließend gab’s eine Verkostung, leider nur mit kleinen Nipp-Schlückchen. :)

Weinfass, gefüllt mit 40.000 LiternReifung, der Wein in den Flaschen ist von 1977WeinanbauWeintrauben

Der Keller der großen Weinerei war beeindruckend, riesige Gewölbe mit Fässern mit bis zu 40.000 Litern Fassungsvermögen und Stapeln von Weinflaschen, die bis zu 30 Jahre alt waren. War ’ne ganz eigene Atmosphäre dort unten, würde da supergerne mal ’ne Party veranstalten. :)

Danach gab’s noch ’nen kleinen Abstecher zu einer Olivenölfarm, auch mit Verkostung. Ganz interessant war die Info über die Qualitätsabstufungen. Die Firma, die wir besuchten, stellt die beste Stufe her, „Extra-Native“. Die Abfälle, aus denen sich kein Öl mehr ziehen lässt, werden an andere Firmen weiterverkauft. Diese holen sich daraus mit Chemikalien die letzten Reste und verkaufen das dann als „Native“ Olivenöl. Deren Abfälle wiederum werden wieder verwertet, sind aber so ungenießbar, dass sich das ganze nur noch durch Beimischung nativen Öls verwenden lässt, verkauft wird das ganze dann einfach als „Olivenöl“.

Neue Fotos

Bin endlich mal wieder dazu gekommen, ein paar Fotos hochzuladen, hab sie zu den Postings Santiago de Chile und Weinfestival hinzugefügt.

Meinen romantischen Bildungsurlaub in San Martin hab ich auf Freitag verschoben, weil Sabrina in der Woche wenig Zeit hat. Hier gibt’s aber auch noch ’ne Menge zu sehen, werd morgen mit Paul ’ne Verkostungstour durch die Weinereien machen und vielleicht noch auf ’nen Berg in der Nähe klettern.

Auflegen in Kolumbien?

Vor einigen Tagen hat mich ein DJ aus Bogota/Kolumbien angeschrieben, ich werde mich im Juli dort mit ihm treffen. Hab ihn mal gefragt, ob er auch Parties organisiert und hatte die Idee, mit ihm zusammen aufzulegen und Bogota ordentlich zu rocken.

Heute kam die Antwort, dass er versucht was zu organisieren. Es wäre die perfekte Krönung meines Trips, Bogoto mal richtig schön einzuheizen! Hoffe, dass das klappt.

Ich werde morgen nach San Martin weiterziehen, die Stadt, in der Sabrina wohnt. Das soll so ’ne Art Sprachurlaub mit romantischer Komponente werden, denn dort verirrt sich bestimmt kein englisch sprechender Traveller hin und außerdem kann ich die süße Sabrina sehen. :)