Das zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt



 

Heute hab ich mir das Wasserkraftwerk in Itaipu angeschaut, nicht weit von Ciudad del Este entfernt. Es war lange Zeit das größte der Welt, bis die Chinesen ein noch fetteres bauten. Die Paraguayer behaupten aber weiterhin felsenfest, das ihres das größte sei. :) 75 Prozent des Stromverbrauchs von Paraguay und 25 Prozent des brasilianischen werden hier produziert.

Staudamm

Weil’s in Paraguay nicht gerade Unmengen an Touristenattraktionen gibt, hat man kurzerhand das Kraftwerk zu einer gemacht. Es gibt ein kleines Kino, in dem gezeigt wird, wie der Laden läuft und eine Führung im Bus durch das Gelände. War aber nicht so der Brüller, am interessantesten ist wohl der künstliche 90 Meter hohe Wasserfall, wenn die Schleusen geöffnet werden. Das passiert aber nur bei zu hohem Wasserstand und heute leider nicht. :(

Das paraguayische Spanisch zu verstehen ist übrigens eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Am Anfang dachte ich, hier sind alle besoffen, denn der Akzent zeichnet sich durch eine lallende Sprachmelodie in Kombination mit extremem Nuscheln aus, und das in rekordverdächtiger Sprechgechwindigkeit. Chile war schon schwierig, aber Paraguay schlägt in der Beziehung alles.

Die Menschen sind aber extrem gastfreundlich, ich werde oft angequatscht und gefragt, wo ich herkomme. Oder wenn ich nach dem Weg irgendwohin frage geht man gleich mal ein paar Straßenecken mit mir, um mich hinzubringen.

Die korrupteste Stadt im korruptesten Land



 

Ich bin gestern Abend in Ciudad del Este angekommen, direkt an der Grenze zu Brasilien und Argentinien gelegen. Die Stadt hat den Ruf, die korrupteste in ganz Paraguay zu sein und Paraguay ist ohnehin schon das Land mit der meisten Korruption weltweit außerhalb Afrikas. Die Regierung lässt Millionen Dollars verschwinden, jeder weiß es und hat sich irgendwie daran gewöhnt. Es gibt zum Beispiel keine einzige Radaranlage im ganzen Land, nicht mal am Hauptflughafen in Asuncion, weil Regierungsmitglieder verhindern wollen, dass Schmuggelflugzeuge damit entdeckt werden. Ciudad del Este ist eine Schmugglerhochburg, von hier aus wird alles erdenkliche illegal nach Brasilien und Argentinien geschleust.

StraßeneckeStraße nach Brasilien

Als ich gestern ankam, war es schon dunkel und die Stadt war wie ausgestorben, selbst auf der Hauptstraße zur einen Kilometer entfernten brasilianischen Grenze war kaum ein Mensch zu sehen. Als ich heute an dieser Straße ankam, musste ich erstmal überlegen, ob es wirklich dieselbe war. Das gesamte Stadtzentrum hatte sich in einen riesigen Markt verwandelt, auf dem von Socken bis zu Schrotflinten alles angeboten wurde. Man kann sich sogar mit „offiziellem“ Zollstempel versehene Blankoformulare kaufen, um sich selbst „Handelsgenehmigungen“ für die Grenze auszustellen.

Alles in allem ist Ciudad del Este ’ne ziemlich hässliche Stadt, die einzig und allein für Brasilianer, die billig einkaufen wollen oder Schmuggler da zu sein scheint. Was ich allerdings ganz spannend finde, ist dieses verruchte Flair, dass einem hier um die Nase weht, der Geruch zwielichtiger Machenschaften liegt überall in der Luft.

Feudale Futterei



 

Gestern hab ich lange meinen Rausch ausgeschlafen und mich irgendwann nachmittags aus dem Bett geschält, bisschen dies und das erledigt und mich bald auf die Nahrungssuche begeben. Im Reiseführer hatte ich von einem Grill-Laden namens Paulista gelesen und machte mich auf den Weg dorthin, um größere Mengen Fleisch zu verspeisen. Der Weg war viel weiter als gedacht und so latschte ich ’ne Stunde lang quer durch die Stadt, war aber ganz interessant, um bisschen was zu sehen.

Um halb 6 kam ich dort an und musste feststellen, dass erst ab 19 Uhr geöffnet ist. Ich suchte mir ein Kino um die Ecke und zog mir den neues Indiana Jones rein. War nicht so der Brüller, aber wenigstens hatte ich die Zeit rumgekriegt.

Feudales Buffet

Inzwischen war ich hungrig wie ein Bär und passenderweise gab’s im Paulista Flatrate-Futtern. Man zahlt einmal 50000 Guaranis (8 Euro) und kann sich dann alles vom riesigen Büffet reinfahren, was man will. Es war paradiesisch, von Sushi bis zu ausgefallenen Salatkreationen gab’s alles, was man sich so vorstellen konnte.

Das Beste aber war die Fleischregelung. Auf dem Tisch hatte man ’nen kleinen Anzeiger, den man auf rot oder grün drehen konnte. Wenn er auf grün stand, kam ständig jemand mit Fleisch vom Grill vorbei und stapelte Nachschub auf den Teller, von Steak bis Hähnchenherzen war alles dabei.

Ich fuhr mir 4 volle Teller rein und mästete mich, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Herrliche Erfindung, dieses Paulista, aber irgendwie wurde dort auch der Gegensatz von arm und reich in Paraguay überdeutlich: Während ich Rekorde im Fleischverzehr aufstellte standen draußen an der Kreuzung mitten in der Nacht 5jährige Kinder, die die Scheiben der wartenden Autos putzten, um ein paar Guaranis zu verdienen.

Ich lernte ’nen 54jährigen Amerikaner vom Nachbartisch kennen, der sichtlich beeindruckt von meiner Verzehr-Performance war. Ich schwatzte ’ne Runde mit ihm, er spendierte mir freundlicherweise ein Bierchen und ein Schnäpperchen, dann kam noch sein paraguayanischer Kumpel dazu. Der konnte sogar deutsch, weil er ’nen deutschen Großvater hatte. Er hat mich später mit seinem Pick-up zu meinem Hotel gebracht, ich saß auf der Ladefläche und wir düsten bei 27 Grad durch die Nacht von Asuncion. Wunderbares Gefühl und die Bullen, die hier an jeder Ecke stehen, scheren sich einen Dreck darum. Im straff regulierten Deutschland hätte man nach spätenstens 100 Metern Stress bekommen.

Asuncion – Liebe auf den ersten Blick

Ich liebe Asuncion! Es gibt nicht viele Traveller, von denen ich das gehört habe, aber mir geht’s wirklich so. Der Kanadier Rob ist heute schon abgereist, also bin ich alleine bisschen durch die Stadt gestreunt. Fast jeder hat mir davon abgeraten, nach Paraguay zu kommen, weil es angeblich hässlich ist und nichts zu sehen gibt.

Straßenbild in AsuncionHochhausSlumsRegierungssitz, wenige Meter neben den SlumsKunstPalastFußballSonnenuntergang über Asuncion

Für mich hat Asuncion aber einen ganz besonderen Charme. Es ist eine sehr gegensätzliche Mischung aus Gebäuden im Kolonialstil und grauen Betonblöcken, die einfach dazwischen geknallt wurden. Diese Mischung aus schön und hässlich, poliert und dreckig gibt der Stadt eine spezielle Kantigkeit, in die ich mich sofort verliebt habe.

Außerdem ist’s endlich, endlich, endlich wieder warm. Nachdem ich in Bolivien halb erfroren bin, kann ich hier im T-Shirt rumrennen, es sind ca. 25 Grad, die Luft ist feucht und die Bäume grün. Nur auf die Mücken könnte ich gut verzichten, die hier gerne mal Malaria und Dengue-Fieber mit sich rumtragen. Malaria zu bekommen ist in der Stadt nicht so wahrscheinlich, aber Dengue-Fieber ist ein ernsthaftes Problem. Richtung Brasilien wird’s noch schlimmer, in Rio de Janeiro ist seit Monaten ’ne Epidemie unterwegs, die schon über 100 Tote gefordert hat. Nach ein paar unangenehmen Stichen von letzter Nacht hab ich mich heute von Kopf bis Fuß mit DET eingesprüht, das hilft hoffentlich.

Ziemlich schräg fand ich die Tatsache, dass in Asuncion direkt wenige Meter neben dem schicken Regierungssitz das Slum-Viertel beginnt. Man muss sich nur um 180 Grad drehen, um eine völlig andere Welt zu sehen, fast noch heruntergekommener als in Bolivien.

Es gab aber auf meiner ganzen Stadttour keine brenzlige Situation und je mehr ich über den paranoiden Kanadier nachdenke, um so mehr muss ich schmunzeln. Grad ist mir wieder eingefallen, dass er mir gestern Abend doch tatsächlich erzählt hat, dass er sich sicher ist, dass in Asuncion jeder mit ’ner Knarre rumrennt. Vielleicht sollte er lieber Urlaub auf Sylt machen, statt nach Südamerika zu kommen. :)

Endlich in Paraguay



 

Juhuu, ich hab’s geschafft! Gestern Abend bin ich endlich in Paraguay angekommen. Freitag um 6 Uhr morgens in Uyuni/Bolivien losgefahren, Sonntag um 20 Uhr in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, angekommen. Das hatte ich mir alles bisschen fixer vorgestellt.

Schnappschuss vom Bus aus: Effiziente Raumnutzung :)

Die Einreise war dann aber recht problemlos, der argentinische Bus hat direkt am Grenzübergang in Clorinda angehalten, ich hab mir meine Stempel abgeholt und bin auf der paraguayanischen Seite in ’nen Minibus gesprungen, der mich in ’ner halbe Stunde nach Asuncion gebracht hat. Unterwegs hab ich ’nen Busfahrer aus Asuncion kennen gelernt, der seinen freien Sonntag in ’ner Kneipe in Argentinien verbracht hat. :) Freundlicherweise hat er mich zum Stadtbus gebracht, der mich direkt bis vor mein Hotel gefahren hat, so konnte ich mir ’ne teure Taxifahrt sparen.



 

Asuncion hat mir direkt ’nen guten Vibe gegeben. Hab zwar noch nicht wirklich viel gesehen, aber hab ein gutes Gefühl, irgendwie pulsiert die Stadt recht nett. Im Bus haben mich die Mädels von allen Seiten neugierig angeguckt, waren paar sehr hübsche dabei. :) Bolivien war ’ne interessante Erfahrung, aber irgendwie bin ich froh, es hinter mir gelassen zu haben. Erstens ist’s schweinekalt, zweitens bisschen zu traditionell für meinen Geschmack. Ich mag ’ne gesunde Mischung aus Tradition und westlichem Einfluss, in Bolivien war der Zugang zu den Menschen einfach ziemlich schwer. Und die Mädels waren entweder zu schüchtern oder zu desinteressiert, hab auf jeden Fall kaum welche kennen gelernt.

Mein Hotel hier ist total nett, es wird von ’ner Familie betrieben, die richtig herzlich ist. Sie haben ’ne kleine Tochter, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, die ist total süß, hab gestern Abend die ganze Zeit mit ihr rumgealbert. Südamerikanische Kinder sind überhaupt voll lustig, ich glaub, ich nehm mir eins mit nach Berlin. :)

Außer mir sind noch ein Kanadier, ein Franzose und eine Venezuelanerin im Hotel. Der Kanadier ist erst vor einer Woche nach Südamerika gekommen und völlig paranoid, überfallen zu werden. Er hat den ganzen Sonntag das Hotel nicht verlassen, nur weil er im Reiseführer gelesen hat, dass es in Asuncion hin und wieder bewaffnete Überfälle gibt. :) Ich komm mir da inzwischen schon etwas Traveller-weise vor und denk mir so: Jaja, so war ich auch mal drauf, als ich das erste Mal in Peru unterwegs war. :) Inzwischen seh ich das alles etwas entspannter, die Gefahr, persönlich ein Problem zu bekommen, ist trotz aller Kriminalität verschwindend gering.

Der Kanadier spricht von nichts anderem als von Überfällen, benutzt nachts keine Geldautomaten und geht nicht allein vor die Tür. Er will mit mir heute bisschen die Stadt erkunden. So richtig scharf bin ich zwar nicht auf seine Gesellschaft, aber ich werd wohl mitkommen, sonst traut er sich wieder nicht raus und hat am Ende nichts außer sein Hotel von Paraguay gesehen. :)

Der Franzose und die Venezuelanerin traveln zusammen, ich hab aber noch nicht rausgefunden, ob sie ein Paar sind. Ich hoffe nicht, den die Venezuelanerin ist unglaublich hübsch, hab mich direkt bisschen verliebt. :) Ich hab gleich mal Lust gekriegt, noch ’nen kleinen Abstecher nach Venezuela zu machen, um zu schauen, ob dort alle Mädels so gut aussehen. Liegt eigentlich nicht auf meiner Strecke, aber wenn ich’s schaffe, hüpf ich von Kolumbien aus mal kurz rüber.

Heute Abend wollte ich mir eigentlich die paraguayanischen Mädels mal bisschen genauer anschauen. Es gibt nur ein Problem: Gestern Abend hab ich ’nen Fleischteller mit Unmengen an Knoblauch verspeist, jetzt stinke ich schlimmer als ein Lama! Da hilft nur eins: Wodka und Kaugummis, oder etwas Knoblauch in der Tasche, um die Mädels damit zu füttern. :)