Was für ein Tag… heute Morgen um 7:30 Uhr sind wir von Capurgana aus mit einem kleinen Boot über die Grenze nach Panama gefahren. Das Boot war völlig überladen und senkte sich bedrohlich nah an die Wasseroberfläche heran, kam aber dann doch heil an.
Das Örtchen hinter der Grenze in Panama heißt Puerto Obaldia. Von dort aus hatten wir einen Flug für 11:30 Uhr gebucht, der uns nach Panama City bringen sollte. Aber erstmal hieß es: Immigration. Normalerweise gibt das einen Stempel in den Pass und fertig, aber nicht so in Panama.
Nachdem unser Gepäck vom Drogenhund beschnüffelt und für gut befunden wurde, ging es zum Immigrationsbüro. Der gute Mann mit dem Stempel arbeitete in aller Seelenruhe nacheinander die Wartenden ab und nahm sich viiieeeel Zeit für jeden einzelnen. Eigentlich hatte er bei jedem etwas an den Papieren auszusetzen, so dass es nochmal viiieeeel länger dauerte, als ohnehin schon.
Ein deutsches Päärchen vor uns musste einen Flug um 9:45 erwischen, für den sie eine Reservierung, aber noch keine Buchung hatten, doch das beschleunigte das Prozedere keineswegs. Im Gegenteil, als die beiden dran waren, wurde ihnen – und uns – offenbart, dass wir nicht nur unseren Pass, sondern auch drei Kopien davon bei uns haben mussten. Sowas gibt’s nirgends außer in Panama… aber ok. Ab zum Copyshop, der ein kleines, stickiges Kabuff um die Ecke war, und Pässe abgegeben. Die „freundliche“ Mitarbeiterin ließ sich viiieeeel Zeit für die Kopien. Wir hatten zwar noch zwei Stunden Luft, aber so langsam wurde mir klar, dass wir die auch brauchen würden. Die beiden anderen Deutschen, die den dicken Zeitdruck hatten, bekamen ihre Pässe kopiert, aber als wir an der Reihe waren, war plötzlich die Druckerpatrone leer. Eine neue war natürlich nicht vor Ort, und die im Dorf zu besorgen brauchte viiiieeeeel Zeit.
Ich hirschte durch die Gegend, um eine andere Druckmöglichkeit zu finden, aber das einzige Internetcafe am Platz war scheinbar schon lange geschlossen und verrammelt. Dann wurde doch noch eine Druckerpatrone aufgetrieben und wir hielten schließlich unsere Kopien in der Hand. Wieder zurück im Immigrationsbüro mussten wir warten, warten und warten… ich war mir sicher, dass uns immer noch irgendwelche Unterlagen fehlten. Doch wie durch ein Wunder kamen wir plötzlich dran, mussten als Beweis für unsere Finanzkraft noch unsere Visa-Karten präsentieren, dann durften wir endlich immigrieren.
Wir trafen die beiden Deutschen wieder, die die Immigration auch geschafft hatten, aber feststellen mussten, dass im Büro der Fluggesellschaft keiner etwas von ihrer Reservierung wusste und das Flugzeug komplett ausgebucht war. Ich rechnete nicht wirklich damit, heute noch in irgendeiner Maschine zu sitzen.
Als wir im „Büro“ von Air Panama ankamen, wurde mir schnell klar, dass Onlinereservierungen nicht bis dorthin durchdringen würden. Draußen stand „Bäckerei“ dran und man konnte nicht wirklich erkennen, ob Air Panama sich den Raum mit der Bäckerei teilte oder direkt daneben lag. Ein Computer war weit und breit nicht zu sehen und Gepäck sowie Passagiere wurden mit einer alten Kartoffelwaage abgewogen.
Ein Typ fragte uns nach unseren Namen, als wir sie nannten, schien man von uns zu wissen. Wir mussten noch samt Gepäck auf die Kartoffelwaage, dann war alles ok. Anscheinend hatten wir es geschafft, keiner wollte unseren Pass oder unser Ticket sehen, es ging direkt ab ins Kabuff vor der Landebahn.
Bald landete unsere Maschine, eine kleine Klapperkiste mit 8 Sitzplätzen. Wir stiegen ein, schnallten uns an, ein Soldat wünschte uns noch viel Glück, ein kolumbianischer Passagier bekreuzigte sich, dann hoben wir ab. Der Flug war dann doch recht interessant, wir flogen über die Küste, Inseln, den Regenwald, schließlich über Panama City. Nach einer Stunde landeten wir, alles ging gut, wir hatten es geschafft…
…dachten wir. Am Flughafen angekommen nahm man uns die Pässe ab, ok, vielleicht ein kurzer Check, das Immigrationsprozedere hatten wir ja schon hinter uns. Alle Passagiere aus unserer Maschine und einer zweiten wurden in einen kahlen, neonbeleuchteten Warteraum mit viel zu wenigen Stühlen gesteckt und mussten warten. Ab und zu wurde einer der Passagiere ins Büro gebeten, kam nach Ewigkeiten wieder heraus, dann hieß es weiter warten. Was sollte das? Was hatten wir getan? Das konnte nicht wahr sein, wir fragten nach, wo unsere Pässe blieben, aber man bedeutete uns weiter zu warten. Also warteten wir, eine Stunde lang.
Dann wurden wir ins Immigrationsbüro gerufen. Wir sollten unsere Berufe angeben, es wurde ein Formular ausgefüllt, dann bat man uns… wir ahnten es schon… weiter zu warten. Wir sahen, wie Mitarbeiter mit dem Stapel an Pässen von Raum zu Raum liefen, irgendwelche Formulare ausfüllten, Kopien anfertigten, dann mit den Kopien wieder in andere Räume liefen und auf Nachfrage immer nur sagen konnten, dass wir doch bitte… WARTEN sollten.
Inzwischen hatten wir einen Bärenhunger glaubten nicht mehr daran, diesen kahlen Wartenraum jemals wieder zu verlassen. Zweimal Immigration, zweimal stundenlanges Prozedere, das gibt es wirklich nur in Panama! Nach geschlagenen zweieinhalb Stunden bekamen wir endlich unsere Pässe in die Hand gedrückt, ich rechnete schon mit der nächsten Schikane, doch unglaublicherweise durften wir nun wirklich den Flughafen verlassen. Raus in die Freiheit, wir waren in Panama!
Wir schnappten uns ein Taxi, ließen uns zum Hostel Magnolia fahren, das uns in Capurgana empfohlen wurde, checkten ein und waren überwältigt. Für ein Hostel ist hier der reinste Luxus ausgebrochen, es sieht aus wie in einem schicken Hotel, alles ist neu und sauber, die Betten riechen frisch, die Küche ist perfekt, wir waren glücklich! Nach den Entbehrungen der letzten Tage, unzähligen Mittagessen mit trockenem Reis und labbrigen Kartoffelstäbchenen, die Pommes darstellen sollten, wollten wir es uns richtig gut gehen lassen.
Wir liefen in die Stadt, aßen riesige Burger mit knackigen Fritten, schlürften teuren Spitzenkaffee und schlenderten gechillt herum. Panama City hat mich bis jetzt sehr positiv überrascht, ich habe nicht besonders viel erwartet und finde es bis jetzt doch sehr nett. Die Skyline ist unglaublich und erinnert fast an Manhatten. In unserem Viertel „Casco Viejo“ ist die Architektur sehr ansehnlich, es gibt schicke Restaurants und alles mutet etwas amerikanisch an.
Zum Ende unserer Reise wollen wir uns etwas Luxus gönnen und dafür scheint Panama City genau der richtige Ort zu sein. Wir mussten durch die Hölle des Immigrationsprozederes, um hier anzukommen, aber wir haben es geschafft und jetzt haben wir es wirklich verdient, es uns so richtig gut gehen zu lassen.