Handbier in Istanbul



 

Gestern Abend haben Stephanie und ich uns noch ein paar Efes-Biere geholt. Ich hab in Istanbul noch niemanden mit dem in Berlin üblichen Handbier gesehen, also dachte ich, man darf in der Öffentlichkeit keinen Alkohol trinken. Wir liefen deshalb so richtig schön im Penner-Style mit Tüte über der Dose herum, bis uns im Hostel jemand sagte, dass Bier in der Öffentlichkeit kein Problem sei.

Also zogen wir nun öffentlich Bier trinkend durch die Istanbuler Nacht. In der Fußgängerstraße war echt ’ne Menge los, so bisschen exotisch kam ich mir mit dem Bier aber doch vor. Einer machte sogar ein Foto von uns mit der Bierdose am Straßenrand, irgendwie scheint der Anblick nicht ganz alltäglich zu sein.

Im Hostel erwartete uns eine nette Überraschung: Sarah und Fred hatten unser Zimmer abgeschlossen und den einzigen Schlüssel nicht an der Rezeption abgegeben, sondern mitgenommen. Wir bekamen deshalb vorrübergehend ein anderes Zimmer, in dem ein Deutscher namens Joschka hauste, er studiert auch in Istanbul. Wir holten noch ein paar Bierchen und quatschten bisschen mit ihm. Mitten im Gespräch kam raus, dass er ein Kommilitone von einem alten Schulfreund von Stephanie ist. Was für ein Zufall, erstens, dass sie nach ihm gefragt hat und zweitens, dass er ihn auch noch kennt!

Ein paar Bierchen später tauchte doch noch ein Ersatzschlüssel für unser Zimmer auf. Ich war schon ziemlich fertig und legte mich schonmal ab. Gegen 3 Uhr wachte ich auf, Stephanie war immer noch nicht da. Ich machte mich auf die Suche nach ihr, schaute nach, ob sie noch bei Joschka war, aber der war schon lange am Ratzen. Nu machte ich mir echt Sorgen, weil sie im ganzen Hostel nicht aufzufinden war, ihr Handy war auch ausgeschaltet. Ich beschloss, noch bisschen zu warten und schlief wieder ein. Gegen 4 Uhr kam sie endlich ins Bett gekrochen und mir fiel echt ein Stein vom Herzen. Wir müssen uns wohl im Suff bisschen in die Haare gekriegt haben und sie war ziemlich sauer auf mich und ist deshalb mal ’ne Runde abgehauen. Aber nu is alles wieder ok.

Tag in Istanbul



 

Heute Mittag haben wir tatsächlich ein richtiges Zimmer gefunden. Haben auf Hostelworld die Adresse vom Hostel „Chillout-Pera“ rausgesucht und uns auf den Weg gemacht. Istanbul ist richtig bergig, zum Hostel sind wir mit einer Standseilbahn gefahren, so steil war der Weg. In der Bahn hat uns ein ungefähr 40jähriger Türke auf deutsch angequatscht. Er meinte, dass er in den 90ern mal eine Zeitlang in Deutschland gelebt hatte.

Im Hostel war der von uns angepeilte 6er Dorm leider belegte und der verfügbare 4er ziemlich teuer, nach einigem Verhandlungsgeschick bekamen wir dort aber ein Bett zum Preis des 6ers. Im Zimmer angekommen war ich einfach nur noch glücklich: Ein richtiges Bett, in sanftem Grün gestrichene Wände, ein echtes Bad mit sauberem Klo und funktionierender Dusche! Das war der Himmel nach der Nacht im Loch. Unsere beiden Zimmermitbewohner sind Sarah und Fred, 2 Dänen, die für ein halbes Jahr in Istanbul studieren und gerade auf Wohnungssuche sind. Sarah ist echt nett und immer für ’nen Schwatz zu haben. Fred dagegen zieht den ganzen Tag ’ne Fresse und scheint Menschen nicht besonders zu mögen. Nur widerwillig sagte er hallo zu mir und auch sonst muss man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Sarah hat ihn auch erst vor einigen Tagen kennen gelernt, ich frage mich, wie lange sie es wohl mit ihm aushalten wird.

Nach ’ner Runde Duschen zogen Stephanie und ich los, um Taksim bisschen zu erkunden. Scheint das reichste Viertel von Istanbul zu sein, es gibt eine riesige Fußgängerzone mit recht teuren Geschäften. Trotzdem ist ein ziemlich gemischtes Völkchen unterwegs, von völlig westlich gekleidet bis zu Männern mit Bärten und zugehöriger Burka-Frau sieht man alles. Stephanie hatte ein T-Shirt mit leicht angedeutetem Ausschnitt an. Das scheinen die Türken nicht so gewohnt zu sein, da sie mit ihren Blicken förmlich hineinfielen. :)

Ich probierte meinen ersten türkischen Döner. Der hat aber außer dem Spieß mit dem deutschen Döner nicht allzu viel zu tun. Als Brot wird so ’ne Art aufgeklapptes Baguette verwendet, darauf kommt eine recht dünne Schicht Dönerfleisch. Obendrauf wird etwas sauer eingelegtes Gemüse gepackt und manchmal noch Pommes mit rein, Soße wie bei uns gibt’s nicht. Ist auf jeden Fall interessant, aber im Vergleich zum deutschen Döner mit seinen Fleischbergen eher ein Snack.

In einer kleinen Seitenstraße setzten wir uns in ein gemütliches Straßencafe. Dort gibt’s den typischen türkischen Kaffee, eigenartigerweise wird er von Türken aber kaum getrunken. Viel beliebter ist Cay, schwarzer Tee aus einem kleinen Glas. Dazu wird gern und ausgiebig Backgammon gespielt. Wir taten beides, Tee trinken und Backgammon spielen und guckten dabei bisschen den Leuten zu. Im Cafe saßen fast nur ältere Männer, die über Gott und die Welt zu quatschen schienen. Später kam ein Grüppchen aus drei jungen Mädels dazu, die mich immer wieder mit interessierten Blicken musterten. :)

Später liefen wir noch bisschen am Bosporusufer herum. Wir sahen einige Touristen, aber keine Massen. Entweder die verlieren sich in dieser riesigen Stadt oder die Hauptsaison ist schon vorbei. Wir stolperten über eine nette Wasserpfeifenbar. Dort chillten uns dort ein Weilchen hin, man musste seine Schuhe ausziehen und saß dann in einem gemütlichen, gepolsterten Sitzeckchen. Ein Mitarbeiter oder Bekannter des Hauses – so genau kann man das manchmal nicht sagen – kam vorbei und schwatzte ein Weilchen auf deutsch mit uns. Er hatte früher mal in Deutschland gelebt, wie anscheinen so ziemlich jeder hier. :)

Eine Wasserpfeife, einige Tees und etliche Backgammonrunden später machten wir uns schließlich wieder auf den Weg ins Hostel. Alles in allem war’s echt ein gechillter Tag heute. Das Wetter ist auch super, fast 30 Grad tagsüber. Ich hab 5 Pullover und eine Jacke in meinen Rucksack gepackt und frag mich grad, was ich mir dabei wohl gedacht hab. :)

Das Loch



 

Kurz vor dem Abflug gestern ist mir mit Schrecken aufgefallen, dass unser Billigflug nicht in Istanbul landet, sondern 50 km östlich. Hab ich beim Buchen natürlich überhaupt nicht gecheckt, aber hat trotzdem alles geklappt.

Wir sind gestern Nacht um 3 Uhr gelandet und haben direkt den Bus in die Stadt erwischt. Dabei gab es eine lustige Anekdote: Am Flughafen haben wir einen Mitarbeiter gefragt, welcher Bus zum Zentrum fährt. In gebrochenem Englisch faselte er die ganze Zeit Worte, die sich für mich wie „Taxi, Taxi“ anhörten, dabei zeigte er auf die Straße vor dem Flughafen. Ich glaubte, er wolle uns ein Taxi andrehen, für das er eventuell Provision kassieren würde und wir zogen recht genervt davon. Als wir den Bus schließlich fanden, sahen wir, dass der nach „Taksim“ fährt, einen Bezirk im Zentrum Istanbuls. :)

Gegen 4 Uhr kamen wir schließlich dort an. In Taksim scheint es ganz gut Nachtleben zu geben, denn es waren mitten in der Woche noch ’ne Menge Leute unterwegs. Wir versuchten uns zu Fuß zu unserem Hostel durchzuschlagen. Nach einer Weile wurden die Straßen dunkler und menschenleer. Mir war es dann doch zu gruselig, zu zweit mit großen Rucksäcken rumzulaufen, ich hatte das Gefühl, uns stand „Raubt uns aus!“ auf die Stirn geschrieben. Wir sprangen in ein Taxi und ließen uns zum Hostel bringen. War alles in allem eine gute Entscheidung, denn der Fußweg hätte mindestens eine halbe Stunde gedauert.

Nach einer Weile Sturmklingeln machte uns im Hostel schließlich auch jemand auf. Wir mussten einige Stockwerke nach oben über eine recht provisorisch wirkende Holztreppe klettern, bei jedem Schritt schien das ganze Haus zu wackeln. Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch ganz abenteuerlich. Schließlich standen wir vor einem kleinen, fensterlosen Kabuff, aus dem heraus uns ein etwas bekifft wirkender Lockenkopf namens Luca begrüßte. Ich fragte zur Sicherheit nach, ob er im Hostel arbeitete, er tat es wirklich. Ich sollte ihm 40 Lira (20 Euro) für die zwei gebuchten Nächte zahlen, konnte aber nur einen 100er Schein geben. Mit dem Wechselgeld war er völlig überfordert, schließlich rechnete ich ihm vor, welche Scheine er uns wiedergeben musste. Ich merkte, wie er nochmal kurz versuchte, die Rechnung nachzuvollziehen, dann kapitulierte er jedoch und meinte, dass er mir einfach mal vertrauen würde.

Eigentlich hatten wir ein Bett im 10er Dorm gebucht, Luca bot uns aber netterweise an, im unbelegten Doppelzimmer zu schlafen, wir müssten dort bloß vor dem Eintreffen seines Chefs am nächsten Tag verschwinden. Er wühlte in einem blauen Müllsack nach Bettlaken, zog einige heraus, prüfte sie mit kritischem Blick nach Flecken und gab uns schließlich die beiden, die er für die am wenigsten verdreckten hielt.

Unser Doppelzimmer hatte kaum mehr Fläche als die beiden Matratzen, die dort auf dem Boden lagen. Fenster gab’s auch nicht, was zur Folge hatte, dass es sofort stickig und heiß wurde, sobald sich Menschen darin befanden. Ich als Optimist war immer noch der Meinung, dass es zum Schlafen schon ganz ok war. Ich fragte Luca, ob ich bei ihm was zu trinken kaufen könnte. Konnte ich nicht, aber netterweise schenkte er uns sein letztes Bier. Inzwischen war es 5 Uhr, wir zischten das Bierchen weg und legten uns ab.

Doch an Schlaf war nicht zu denken. Die Zimmerwände kann man kaum als solche bezeichnen, es waren nur millimeterdünne Spanplatten. Luca schaute nebenan Cartoons auf seinem Laptop. Abwechselnd schallte Filmsound und sein Lachen durch die „Wand“. Immer, wenn jemand im Treppenhaus vorbeilief, schien das ganze Zimmer zu wackeln. Schließlich stachen mich undefinierbare Insekten. Ich hoffte, dass es nur Mücken waren, wollte aber auch nicht ausschließen, dass die Matratze flohverseucht war. Kurz: Wir waren im allerletzten Loch gelandet. Ich sagte zu Stephanie: „Wir müssen morgen unbedingt hier raus, so schnell wie möglich!“ Es gab keinen Widerspruch.

Ich war schon kurz davor, die Sachen zu packen, ein Taxi zu rufen und uns für die Nacht in einem schicken Hotel einzumieten. Nach 2 Stunden hin- und herwälzen und etliche Stiche später klopfte Luca an die Tür. Wir sollten innerhalb von einer halben Stunde das Zimmer räumen, weil der Chef im Anmarsch war. Ich sagte bescheid, dass wir das Loch ganz verlassen würden. Luca meinte, er könne uns das Geld nicht wieder geben, das war mir inzwischen aber einfach sowas von egal. Nochmal fix das stinkende Klo benutzt, Rucksack gepackt und ab dafür.

Jetzt schauen wir grad im Internet auf Hostelworld nach ’nem echten Zimmer. Ab jetzt kann auf jeden Fall alles nur noch aufwärts gehn. :)

Abflug nach Istanbul



 

Heute Abend fliege ich mit Stephanie los nach Istanbul. Dort wollen wir ein paar Tage bleiben und uns dann an der Mittelmeerküste nach Süden durchschlagen. Mal sehn, wie weit wir kommen, ich würde gerne bis nach Ephesos fahren.

Heute Morgen musste ich noch fix zum Arzt, der mir die Fäden aus dem Finger gezogen hat. Hab das Kunststück geschafft, mir vor 10 Tagen die halbe Fingerkuppe abzureißen und musste sie mir deshalb im Krankenhaus wieder annähen lassen. Nu is aber alles wieder ok und ich darf sogar wieder ins Wasser damit.

Um 22:40 Uhr startet unser Flug, für die ersten beiden Nächte haben wir uns ein günstiges Hostel gebucht. Soll laut Hostelworld zwar nicht das sauberste sein, aber kostet dafür nur 5 Euro pro Nacht.

Ich freu mich voll auf den Urlaub. Hab ein Jahr durchgehend gearbeitet, nu is mal Zeit für bisschen Mini-Travelling. Das erste Mal mit Freundin, bin echt gespannt, wie’s so wird.