Sandige Schönheit in türkisblau



 

Wir haben die letzten vier Tage auf Chalkidiki verbracht, einer Halbinsel im Norden Griechenlands. Das hatten wir eigentlich gar nicht für so lange geplant, aber wir konnten uns einfach nicht früher von der sandigen Schönheit in türkisblau, die wir hier fanden, lösen.

Chalkidiki besteht aus drei „Fingern“, die jeweils ca. 30 Kilometer ins Mittelmeer hineinragen. Der linke Finger ist das leicht hügelige Kassandra, dort werden vor allem die über Thessaloniki eingeflogenen Pauschaltouris ausgekippt. Der mittlere Finger ist das etwas bergigere Sithonia, dort geht es etwas wilder und gechillter zu.

Der rechte Finger namens Arthos ist mit einem über 2000 Meter hohen Hochgebirge überzogen, ist aber nicht so einfach zu besuchen. Arthos ist eine unabhängige Mönchsrepublik, dort leben etwa 2000 Mönche in mehr als 20 Bergklöstern. Frauen haben seit 900 Jahren keinen Zutritt zu Arthos und Männer dürfen nur mit einer speziellen Genehmigung einreisen. Es wird gemunkelt, dass den Mönchen nicht einmal weibliche Haustiere gestattet sind.

Wir schlugen unsere Basis in Psakodia etwas nördlich von den drei Fingern auf, weil das dort gelegene White Rabbit Hostel die einzige günstige Unterkunft weit und breit war. Der Strand von Psakodia hatte nicht viel zu bieten, deshalb machten wir in den nächsten drei Tagen Ausflüge zu drei malerischen Stränden, die auf dem mittleren „Finger“ Sithonia liegen.

Am ersten Tag steuerten wir den Karidi-Beach im Örtchen Vourvourou an, der spektakuläre Felsbuchten mit glasklarem Wasser zu bieten hatte. Am Nachmittag mieteten wir uns dort ein Kajak mit transparentem Boden und paddelten damit quer übers Meer zu einer nahegelegenen Insel.

Den nächsten Tag verbrachten wir in Arthemestis, das keine richtige Stadt ist, sondern ein direkt am Meer gelegener Campingplatz. Dort war richtig entspannte Stimmung, hätten wir ein Zelt dabei gehabt, hätte ich dort gut ein paar Tage bleiben können. Der Strand hatte zwar keinen so speziellen Charakter wie der in Vourvourou am Tag zuvor, sondern bestand „nur“ aus einem langen Sandstreifen, dafür war das Wasser so türkisblau, wie ich es selten zuvor gesehen habe.

Der für mich schönste Strand aber war Kavourotrypes, den wir am nächsten Tag ansteuerten. Das türkisblauste Wasser, das man sich nur vorstellen kann, strahlte uns hinter grünen Pinienwäldern entgegen. Wir schnorchelten stundenlang und konnten uns an der Unterwasserwelt nicht satt sehen. Es gab zwar kein spektakuläres Korallenriff oder so, aber zwischen Fischschwärmen im blauen Wasser um die Felsen zu schnorcheln, war mindestens genauso interessant. Da kam auch endlich meine Unterwasserkamera mal so richtig zum Einsatz.

Wir machten uns einen schönen letzten Abend im White Rabbit, wirklich ein super Hostel. Dort lernten wir Maria und Christina kennen, zwei süße Interrail-Travelerinnen aus Süddeutschland. Überhaupt scheinen gerade extrem viele Deutsche in Griechenland unterwegs zu sein, hätte ich gar nicht so erwartet. An manchen Stränden wurde jedenfalls mehr deutsch als alles andere gesprochen.

Nun ziehen wir weiter gen Osten in Richtung Türkei, aber einen letzten Zwischenstopp in Griechenland werden wir noch einlegen.

Griechenland-Begrüßung in Thessaloniki



 

Gestern Morgen haben wir von Sofia aus den Bus nach Thessaloniki in Griechenland genommen. Eigentlich wollten wir uns dort nicht lange aufhalten, sondern weiter auf die Halbinsel Chaldiki ziehen, aber es erschien uns entspannter, erstmal eine Nacht in Thessaloniki zu bleiben und dann zu schauen, wie wir weiter kommen. Die Grenzüberquerung war problemlos, obwohl Bulgarien noch nicht zum Schengen-Raum
gehört. Die Grenzhäuschen standen zwar noch da, aber niemand interessierte sich für unsere Pässe und wir fuhren einfach so durch.

Von Thessaloniki hatten wir nicht allzu viel erwartet und wie so oft, wenn man nicht allzu viel erwartet, wurden wir recht positiv überrascht. Ok, es gibt keinen Strand, sondern nur eine zubetonierte Promenade am Meer und die Sehenswürdigkeiten sind an einer Hand abzuzählen, aber die Atmosphäre der Stadt fühlte sich irgendwie mediterran an. Auf jeden Fall ziemlich anders als noch kurz zuvor in Sofia, man sah Palmen in der Fußgängerzone und es roch so richtig nach Mittelmeer. Interessant war die Mischung aus neuen Betonklötzen und abgesperrten Gemäuern aus uralten Ausgrabungen, die die einfach so dazwischen standen. Es fühlte sich an, als ob unter dieser Stadt Jahrhunderte an Geschichte vergraben liegen würden.

Wir verbrachten die Nacht im Hostel „Studios Arabas“ in der Altstadt, einem nettes Plätzchen mit einer recht rustikalen Chefin, hart aber herzlich, würde ich sagen. :) Länger wollen wir aber nicht hier verweilen, es zieht uns schon wieder sehr Richtung Strand. Ich hätte gar nicht gedacht, dass Strandurlaub so mein Ding ist, aber in den letzten Wochen habe ich doch die Liebe zum Meer in mir ein bisschen entdeckt.

Sofia, mein zweites Mal



 

Ich bin ja letztes Jahr mal für ein paar Tage spontan nach Sofia geflogen und kenne die Stadt daher schon ein wenig. Damals hatte ich allerdings Studentski Grad verpasst, der Plattenbaubezirk, in dem fast alle Studenten wohnen, weil die Miete nur 20-25 Euro pro Monat kostet. Dort soll es ein recht nettes Kneipen- und Nachtleben geben, das wollte ich mir diesmal unbedingt anschauen.

Ich fuhr mit Stephanie gestern Abend dorthin, im Bus erzählte uns aber ein Mädel, das gerade Semesterferien seien und deshalb kaum jemand dort sei. So war es dann auch wirklich, der Bezirk wirkte so ziemlich ausgestorben. Mit uns wäre an dem Abend aber auch nicht viel anzufangen gewesen, weil plötzlich eine schwere Müdigkeit über uns hereinbrach. Es fühlte sich an, als wäre ein Stück der Reise-Energie, die uns durch die letzten Wochen getragen hat, mit dem Schnauferle und Johannes zurück nach Berlin gefahren und wir erstmal kurz durchatmen müssen, bis da eine neue entsteht.

Heute streunten wir durch das Zentrum von Sofia. Ich war zwar schon letztes Jahr an den meisten Orten, aber beim Reisen finde ich es auch ganz interessant, mal an einen Ort zurück zu kommen und zu sehen, an was ich mich erinnere, was sich verändert hat oder was ich neu entdecke. Ich habe eine ganze Weile nach dem Hostel gesucht, in dem ich letztes Jahr gewohnt habe und es schließlich gefunden. Der Moment, in dem man in einer neuen Stadt ankommt, etwas unsicher ist und schließlich sein neues Zuhause findet, hat immer etwas magisches für mich und an diesen Moment konnte ich mich wieder erinnern, als ich heute wieder davor stand.

Einsamer See und Abschied von Johannes



 

Für Johannes gehen die Ferien nun dem Ende entgegen, er muss das Schnauferle noch 2000 Kilometer nach Berlin fahren und nächste Woche wieder arbeiten. Eigentlich wollten Stephanie und ich vom Schwarzen Meer aus direkt in die Türkei fahren, aber weil wir noch fast zwei Wochen Zeit haben, bis sie von Istanbul aus zurück fliegt, haben wir spontan unsere Pläne geändert. So sind wir mit Johannes zusammen weiter Richtung Sofia gefahren, von wo aus Stephanie und ich noch einen Schlenker über Griechenland machen wollen.

Mit Johannes zusammen war es gestern unser letzter Abend. Wir wollten mit dem Schnauferle nicht direkt in Sofia übernachten, also habe ich uns auf dem Navi einen See kurz vor der Stadt herausgesucht, der den Anschein machte, als könnte man direkt bis ans Ufer fahren. So war es dann auch und außer uns war keine Menschenseele zu sehen, nur ein paar Ferienbungalows, die aber gerade nicht bevölkert waren. Wir sammelten Holz, machten uns ein Feuerchen und hatten einen wunderschönen letzten Abend zusammen. In der Glut stochern, Bierchen trinken, schwatzen und Sterne gucken. Schließlich holte Johannes nochmal seine Klampfe heraus und gab ein letztes Mal sein Repertoire zum Besten, bevor wir alle im Schnauferle einschliefen.

In Sofia lieferte uns Johannes heute an einem Hostel ab, dort hieß es dann Sachen packen und Abschied nehmen. Abschied vom Schnauferle, das für die letzten sechs Wochen mein Zuhause war. Abschied von Johannes, der über 10 Jahre lang in der gleichen Stadt wie ich gewohnt hat, was nun für längere Zeit nicht mehr so sein wird. Das macht mich nun doch ein wenig sentimental. Ich glaube, so richtig realisieren werde ich das alles erst, wenn Stephanie Ende des Monats auch noch zurück fliegt und ich alleine weiter ziehe. Dann wird mir wahrscheinlich erst wirklich klar werden, dass mein bisheriges Leben in Berlin hinter mir und ein Lebensabschnitt auf Reisen vor mir liegt.

Strandhopping am Schwarzen Meer



 

Vorgestern sind wir von Balchik aus weiter an der Schwarzmeerküste entlang Richtung Süden gefahren. Wir hatten keine Lust in den Hotelburgen rund um den Goldstrand zu übernachten, wollten uns aber doch mal kurz das Meer dort anschauen. Also machten wir unterwegs Strandhopping mit ein paar kurzen Abkühlstopps, hielten uns aber nirgends lange auf.

Wir schauten wir uns außerdem Nessebar an, das für seine schöne Altstadt bekannt ist. Die war zwar wirklich ganz hübsch, aber so gaaaaaanz leicht touristisch angehaucht. Genau genommen sahen wir fast keines der alten Gebäude, das nicht zu einem Shop oder Restaurant umfunktioniert worden war.

Unser eigentliches Ziel war das kleine Örtchen Sozopol, wo wir gegen Abend ankamen. Wir hatten gehört, dass es dort ein wenig gechillter zugehen sollte und man von Pauschaltouristen-Horden verschont bleiben würde. Das war dann auch tatsächlich so, dafür bevölkerten größere Mengen einheimische Touristen den Ort. Auch wenn es nicht so idyllisch wie an unserem letzten Strandstopp bei Balchik zuging, war Sozopol als letzter Stopp am Schwarzen Meer ganz nett. Wir chillten weiter herum, spielten Karten und ließen es uns gut gehen. Die Altstadt ist auch ganz süß und nicht ganz so shopverseucht wie die von Nessebar.

Der Meeres-Schiedsrichter



 

Die Grenzüberquerung nach Bulgarien ging recht problemlos vonstatten. Obwohl wir den Schengen-Raum verließen und deshalb durch die Passkontrolle mussten, interessierte sich diesmal keiner so recht für das Innenleben des Schnauferle.

In Vama Veche hatten wir von einem deutschen Rentener, der im Wohnmobil unterwegs ist, den Tipp für einen Campingplatz in der Nähe von Balchik bekommen, 30 Kilometer nördlich von den Hotel-Städten am Schwarzen Meer. Der Tipp war Gold wert, denn wir konnten wenige Meter vom Strand entfernt campen und aus dem Schnauferle heraus fast ins Wasser fallen.

Direkt nach unserer Ankunft aktivierte ich meine Luftmatratze und sonnte mich auf dem Meer, das mich langsam Richtung Ufer trieb. Um ein wenig mehr Zeit zu haben, bis ich angespült wurde, paddelte ich beim nächsten Mal richtig weit raus, weit hinter mir hörte ich die ganze Zeit jemanden auf einer Trillerpfeife pfeifen. Irgendwann drehte ich mich mal um und sah, dass ein Bademeister wie wild am Strand herumhampelte und anscheinend mit meiner Aktion nicht ganz einverstanden war. Ich weiß nicht, wie lange er dort schon gepfiffen hatte, aber nach den entsetzten Blicken der anderen Strandbesucher zu urteilen, wohl schon eine ganze Weile. Hatte ein bisschen was von einem Schiedsrichter, der ein grobes Foul pfiff.

Die nächsten beiden Tage taten wir das, was wir inzwischen schon ziemlich gut konnten, nämlich Sonne genießen, am Strand liegen, Karten spielen und Bierchen trinken. Für das Unterhaltungsprogramm sorgte der Meeres-Schiedsrichter, der kleine und größere Fouls mit Trillerpfeifentiraden bestrafte. Es war jedes Mal spannend zu schauen, wer denn nun diesmal wieder etwas falsch gemacht hatte.

Heute ziehen wir wieder los von hier, wir wollen uns weiter Richtung Süden an der bulgarischen Schwarzmeerküste entlang schlängeln.

Nacktbaden am Nicht-mehr-ganz-Hippie-Strand



 

Wir sind die letzten drei Tage am Strand von Vama Veche hängen geblieben. Früher war das wohl mal ein Hippie-Örtchen, inzwischen ist davon aber nicht mehr allzu viel übrig. Inzwischen gibt es Hotels und jede Menge Restaurants und Shops, aber trotzdem hat Vama Veche ein angenehmes Flair behalten. Am Strand wird wild gecampt und gerne ausgiebig nackt gebadet. Auf jeden Fall ist Vama Veche weit weg von den Pauschaltouristen-Bunkern am Schwarzen Meer.

Wir parkten das Schnauferle auf der Steilküste und hatten von dort perfekten Meerblick, warfen den Grill an, spielten Karten und ließen uns weiter schön im Chillout-Modus treiben. Nachts verwandelt sich Vama-Veche in eine große Party, auf der jede Bar mit dicken Boxen um die Gunst des Feiervolkes buhlt, allerdings leider mit ziemlich schlechter Musik. Wir stießen auf einen eigentlich schönen Flecken Strand mit einer Bar, auf den sich der Ort anscheinend als Party-Place geeinigt hatte, jedenfalls versammelte sich dort die größte Meute. Allerdings stellte man dort nicht mal einen DJ ab, sondern ließ irgendeine 08/15-Playlist laufen, die am Tag zuvor schon lief und wahrscheinlich an allen anderen auch. Beim Nachtleben gibt’s auf jeden Fall noch Luft nach oben.

Wie auch immer, wir hatten ein paar entspannte Tage und nun heißt es Abschied nehmen von Rumänien, denn gleich geht’s weiter über die bulgarische Grenze, die nur drei Kilometer von hier entfernt ist.

Pelikane und ein dreister Bootsmann



 

Leider kam bei Johannes‘ Fischfangversuchen gestern nicht allzu viel raus, stattdessen beschlossen Stephanie und ich recht spontan, noch eine Bootstour durch das Donau-Delta zu machen. Johannes wollte lieber am Strand chillen, aber wir beiden hatten das Gefühl, noch nicht genug vom Delta gesehen zu haben.

Ich lief in eine Bierstube im Dorf und fragte den Kellner, ob er wüsste, wo man Bootstouren buchen könnte. Er deutete auf einen Typen um die 50, der in der Ecke sein Bier trank und meinte, ich solle den fragen. Das tat ich und es stellte sich heraus, dass er ein Fischerboot besaß und uns ins Delta fahren würde. Wir wurden uns schnell einig, für je 50 Lei (11 Euro) würde er uns 4 Stunden lang kutschieren.

Perfekt, dachten wir, und los ging es. Nach einem kurzen Stopp an der Bootstankstelle fuhren wir auf dem Delta-Arm der Donau bis an die Stelle, wo sich der Fluss ins Meer ergießt. Dort leben viele seltene Vögel und wir konnten Reiher, Albatrosse und jede Menge Pelikane sehen, am Strand sitzend, schwimmend und fliegend in der Luft. Es war wunderbar, sie dabei zu beobachten, wie sie sich stolz empor reckten, um kurz darauf mit ein paar kräftigen Flügelschlägen abzuheben.

Als wir uns sattgesehen hatten, fragte unser Bootsmann: „You like fishing?“ Ich bejahte, denn meine Neugier aufs Angeln trage ich nach wie vor mit mir herum. Daraufhin steuerte er sein Boots weiter aufs offene Meer. Ich war überrascht zu sehen, dass das Süßwasser aus der Donau und das Salzwasser aus dem Meer an einer harten Kante klar voneinander getrennt waren und sich nicht vermischten, selbst kilometerweit vom Ufer entfernt. Wir sahen ein Fischerboot, das im Salzwasser angeln wollte, es hatte sich genau auf dieser Kante postiert und die Route vornüber ins Salzwasser geworfen, während sich das Heck noch im Süßwasser befand.

Dann warf unser Bootsmann, der Kette rauchte und schon wieder ein Bierchen öffnete, seine Angel aus und wir durften beobachten, wie er angelte. Als ich nach einer Weile fragte, ob ich auch mal dürfte, ließ er mir zwei Versuche, bevor er wieder selbst ran wollte. Moment mal, sollte der Rest der „Tour“ daraus bestehen, ihm beim Angeln zuzuschauen? Ich konnte es nicht fassen und fragte, ob er noch zu weiteren Orten im Donau-Delta fahren würde. Er tat erst so, als verstünde er nichts, dann meinte er, das wäre hier ja schon das Donau-Delta und es wäre zu teuer, andere Orte anzusteuern. Als ich nicht locker ließ, startete er schließlich wieder den Motor und setzte das Boot in Bewegung. Doch anstatt uns noch etwas zu zeigen, fuhr er einfach zurück in den Hafen und warf uns dort wieder raus.

Dreiste Nummer auf jeden Fall, aus den versprochenen 4 Stunden wurden 1 1/2. Das, was wir gesehen hatten, war zwar super, aber dass wir den Großteil der Zeit damit verbringen sollten, unserem Bootsmann beim Angeln zuzuschaun, ging dann doch etwas zu weit. Beim nächsten Mal bin ich schlauer und hole unseren Fahrer nicht mehr aus der Ecke einer Bierstube.

Chillout im Donau-Delta



 

Wir sind nun seit zwei Tagen in Sfantu Gheorge im Donau-Delta im Entschleunigungs-Modus. Sfantu Gheorge ist ein kleines Dorf am Schwarzen Meer, das keine Straßenanbindung hat und nur per Schiff zu erreichen ist. Wir haben das Schnauferle in Tulcea stehen lassen und sind hier per Fähre eingetrudelt.

Das Dorf ist recht verschlafen, aber das wollten wir und sind deshalb extra hierhin gefahren und nicht ins touristischere Sulina am anderen Donau-Delta-Arm. Weil die Fähre von hier nur alle drei Tage zurück nach Tulcea fährt, kann man hier guten Gewissens einfach mal nichts tun und die Seele baumeln lassen. Es gibt einen 3 Kilometer langen Sandstand, der richtig einsam wird, wenn man ein wenig weiter läuft. Ich bin gestern mal eine halbe Stunde am Strand entlang gelaufen, irgendwann war da wirklich fast kein Mensch mehr, nur ein paar Kühe lagen am Meer und kühlten sich ab.

Die Landschaft rings um das Dorf ist grün und sumpfig, ab und zu sieht man ein paar Pferde grasen. Gestern lagen wir den ganzen Tag am Strand und heute wird es uns wohl auch wieder dorthin ziehen. Johannes hat gerade seine Angel in die Donau geworfen und versucht uns ein Mittagessen zu fangen.

Bär mit Reis in Bukarest



 

Gestern ist Stephanie in Bukarest eingeflogen. Nun fahren wir zu dritt zwei Wochen im Schnauferle weiter durch Bulgarien und ich danach noch ein wenig weiter mit ihr zu zweit bis nach Istanbul. Wir haben zusammen ja schon so einige Reisen hinter uns und ich freue mich richtig, wieder mit ihr unterwegs zu sein.

In Bukarest haben wir uns ein Hostel-Zimmer für eine Nacht genommen, fahren aber heute gleich weiter ins Donau-Delta, weil uns allen nicht so wirklich nach Großstadt zumute ist. Für ein bisschen Rumgeschlendere durch Bukarest hat die Zeit aber gereicht und ich finde es hier ziemlich interessant.

Das größte Gebäude der Stadt ist das Parlamentsgebäude, es ist riesig und angeblich nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt. Die Altstadt ist eine Mischung aus frisch renovierten Gebäuden, schicken Cafes und verfallenen Altbauten, an denen bis jetzt noch nichts saniert wurde. Für mich strahlt so eine Kombination immer einen etwas morbiden Charme aus, den ich ganz spannend finde.

Als wir ein paar Straßen weiter liefen und etwas außerhalb des Zentrums landeten, sahen wir Altbauten, an denen der Zahn der Zeit sichtbar genagt hat, die aber offensichtlich irgendwann man richtig schön waren. Ich habe selten eine Stadt mit so viel interessanter Altbau-Substanz gesehen und hoffe, dass sich irgendwann mal jemand bemüht, diese zu erhalten, statt alles abzureißen und Betonklötze dorthin zu setzen.

Gestern Abend bestellten wir im Restaurant Bärenfleisch mit Reis. In Rumänien leben 60% aller europäischen Braunbären, deswegen stehen sie hier nicht unter Artenschutz und dürfen gejagt werden. Ich würde den Geschmack als interessant bezeichnen, auch wenn ich nicht unbedingt jeden Tag Bär essen möchte. Das Fleisch ist sehr dunkel und schmeckt recht kräftig, leicht ins bitterliche gehend. Eigentlich wie Wild, nur noch etwas ausgeprägter.