Dschungeltrip – Tag 2



 

Heute Morgen ging ich zusammen mit zwei Amerikanern auf ’nen weiteren Dschungelmarsch. Es sollte zu ’nen kleinen Canyon gehen mit einem Führer namens Roberto. Er scheint keine Schamanenkräfte zu besitzen, denn gegen Pumas und Schlangen hatte er ’ne Machete dabei.

UrwaldFeuchter WegRoberto erklärt PflanzenCanyonBlick aus meinem ZimmerRoberto wirft das Netz aus“Kleiner Angelköder”Anakonda

Wir starteten im strömenden Regen mit echter Duschstärke. Nach ’ner Weile kamen wir am Canyon an. Durch das herunterprasselnde Wasser hatte sich der Canyonboden in einen kleinen Fluss verwandelt. Mit unseren Stiefeln kamen wir aber ganz gut vorwärts, ’ne ganze Weile achteten wir darauf, dass kein Wasser reinschwappte. Irgendwann wurde es aber so tief, dass nichts mehr half, wir standen knietief in der Soße. Ab da machte es eigentlich erst richtig Spaß, alles scheißegal, einfach gerade in die Suppe rein. Meine Kamera hatte ich dick in ’ne Plastiktüte gewickelt und traute mich nicht oft, sie rauszuholen, deshalb gibt’s leider nicht allzu spektakuläre Fotos.

Der Canyon wurde tiefer und dunkler und ganze Armeen von Fledermäusen flogen um uns herum. Mir war nicht so ganz wohl dabei, weil die gerne mal Tollwut haben und ich keinen Bock auf ’nen Zwischenstopp im Krankenhaus hatte. Am Ende des Canyons fragte Roberto uns, ob wir uns bisschen Geklettere zutrauen würden. Wir waren einverstanden und ab ging’s im Canyon nach oben. Das hat nun wirklich gekickt: Mit Händen und Arsch an der einen Wand und den Füßen an der gegenüberliegenden arbeiteten wir uns 6 Meter nach oben, bis wir schließlich rausklettern konnten. Das ist Südamerika! In Deutschland hätten 20 Paragraphen dafür gesorgt, dass dort so viele Seile und Sicherheitsnetze gehangen wären, dass einem schon vom Anblick der Spaß vergangen wäre. Es gab dann noch ein paar leichtere Kletterpartien, danach ging’s wieder zurück in Hotel.

Nachmittags bin ich mit Roberto zum Fluss angeln gegangen. Er hat mit ’nem selbstgebastelten Netz ein paar kleinere Köderfische gefangen, dann haben wir mit Sehne und Haken unser Glück probiert. War aber ein schlechter Tag, kein einziger hat angebissen. Roberto meinte, mit ’nem dicken Köder könne man manchmal zwei Meter lange Fische fangen.

Abends im Hotel kam plötzlich ein Mitarbeiter mit ’ner Anakonda vorbei, die er draußen gefangen hatte. Die sind nicht giftig aber sehen echt spektakulär aus, es gab ’ne schöne Runde Fotosession. Danach ging’s mit Mr. Increíble zurück nach Tena. Von hier aus werd ich gleich ’nen Bus nach Baños nehmen, wo ich mir morgen schön das EM-Halbfinale Deutschland-Türkei geben werde.

Fauler Tag in Montañita



 

Montañita ist ein ehemaliges Hippiedörfchen am Meer. Ein paar von denen sieht man immer noch, aber heutzutage ist es eher eine ziemlich touristische Surf- und Partyhochburg geworden. Leider kam die Sonne heute nicht raus und außer am Strand rumzulungern gibt’s tagsüber hier nicht viel zu tun. In Equador ist’s um diese Jahreszeit meistens grau, entweder beginnt oder endet die Regenzeit gerade, so genau hab ich das noch nicht rausgefunden.

Strand bei grauem WetterFelsenDorfstraßeStraße zum Meer

Ich hab deshalb heute nicht viel gemacht außer Lesen und Fußball in der Kneipe zu gucken. Hab ja so drauf gehofft, dass Frankreich und Italien beide rausfliegen, aber die Italiener haben’s nochmal gepackt, haben sie eigentlich echt nicht verdient. Ein Franzose hat auch mit zugeguckt und ist fast gestorben dabei, nach dem Spiel hat er wortlos größere Mengen Bier zu sich genommen. :)

Eigentlich wollte ich heute Abend nochmal ’ne Angel auswerfen und hab mir schon ein paar Felsen am Meer dafür ausgeguckt, aber leider hatte die Agentur, die die Angeln verleiht, nicht offen. Hab ein paar Fotos von richtig dicken Dingern hier gesehn, aber die kriegt man bestimmt nicht vom Ufer aus, sondern nur vom offenen Meer.

Angeln – das erste Mal



 

Ich hab schon lange so ’ne romantische Vorstellung vom Angeln. Mir meinen eigenen Fisch zu fangen und zu braten, am besten noch über ’nem Feuer, das hab ich mir immer so richtig heimelig vorgestellt. Um so interessierter war ich, als ich in der Agentur von unserer Inseltour ’ne Menge Angelequipment rumstehen sah.
Daniel und ich wollten es mal auf ’nen Versuch ankommen lassen. Also haben wir uns zwei Angeln ausgeliehen und sind heute Morgen um 6 Uhr losgezogen.

Fisch an der AngelFisch auf’m BrettFisch in der PfanneFisch auf’m Teller

Nach ungefähr ’ner Stunde hatte Daniel wirklich ’nen zuckenden Fisch an der Angel, nicht riesig, aber auf jeden Fall wert gebraten zu werden. Dadurch ordentlich motiviert versuchten wir’s weiter, aber in der nächsten Stunde zogen wir nichts raus. Die Fische waren schlau genug, den Köder abzufressen, ohne in den Haken zu beißen. Mein einziger Fang war ’ne Krabbe, die mit ihrer Zange den Köder festhielt. :)

Daniel musste bald los, weil er mit seiner Französin zum Frühstück verabredet war, ich versuchte es noch bisschen. Bald hatte ich auch ein Exemplar an der Angel, das recht essbar aussah. Die romantischen Angelgefühle verflogen aber schon etwas, als ich den Kollegen vom Haken befreien wollte. Das zerriss ihm das halbe Maul und war keine leckere Angelegenheit. Für ihre letzten Stunden setzte ich die beiden in ’nem Eimer mit Meerwasser. Ich probierte noch ’ne Weile mein Glück, aber die Ebbe nahm die Fische bald mit auf’s offene Meer.

Auf dem Weg zurück ins Hostel segnete mein Fisch das Zeitliche, die Hakenaktion muss wohl zu krass gewesen sein. Michaels Exemplar plantschte aber noch munter herum. Ich hatte nun die ehrenvolle Aufgabe, ihn um die Ecke zu bringen. Die Hostel-Besitzerin riet mir, ihn einfach an der Luft verrecken zu lassen. Das erschien mir aber ziemlich grausam, ich wollte ihm ’nen schnelleren Tod gönnen.

Spätestens jetzt war alle Romantik verflogen, denn was nun kam, war alles andere als appetitlich. Ich gab dem Viech ’nen ordentlichen Schlag mit ’nem Stein auf den Kopf, was ihn aber nicht im geringsten zu stören schien. Noch ein Schlag, noch einer und noch einer. Er zuckte immer noch. Sein Kopf war mit ’ner dicken Knochenplatte geschützt, aber in der Mitte gab’s ’nen kleinen Spalt. Ich rammte ein Messer dort rein, aber unglaublicherweise lebte der Fisch immer noch! Ein Stich quer durch Kiemen und Hinterkopf, das muss nun doch endlich mal reichen. Kurze Ruhe… doch dann wieder Zappeln!

Inzwischen hatte sich ’ne kleine Zuschauerschaft versammelt, die mir riet, den Fisch jetzt einfach aufzuschneiden und auszunehmen. Hm… in den Innereien von ’nem lebendigen Fisch rumwühlen? Das war echt nicht lecker, aber was muss das muss. Ich schnitt seinen Bauch auf, die Gedärmer quollen hervor. Bewegungslos lag der Kollege vor mir. Also endlich tot. Ich fing an, die Innereien mit dem Messer rauszuziehen, als er plötzlich wieder wie wild zuckte!

Ich machte einen Satz zurück und schrie, das war ja der reinste Horrorfilm! Der unsterbliche Fisch, was für ein Drama! Aber da musste ich jetzt durch. Der Fisch war wieder ruhig und sah nun wirklich tot aus. Es war wohl das letzte Aufbäumen, ich fasste rein und riss raus, was ich zu fassen kriegte. Aber selbst jetzt sah ich seine Kiemen noch nach Luft schnappen. Nach dem nächsten Griff war aber wirklich Ruhe, der ewige Fisch war endlich dahingeschieden. Es war supereklig die warmen Innereien rauszuholen, aber ich brachte es hinter mich und verfütterte sie an die dankbare Katze.

Beim nächsten Exemplar war das dann alles recht ok. Es half ziemlich, dass das Teil schon mausetot war und nicht mehr ewig herumzuckte. Wenn ich mal wieder angle, lass ich die Fische wohl doch an der Luft sterben, meine Variante war alles in allem nicht wirklich humaner. Wie auch immer, am Ende war der Kollege ziemlich lecker, schön mit Salz eingerieben und in ’nem halben Liter Öl frittiert hat er sich am Ende doch irgendwie wieder mit mir versöhnt. :)

Das nächste Mal will ich mal richtig dicke Dinger rausziehn, hier gibt’s Hochsee-Angeltouren, bei denen man mit etwas Glück meterlange Viecher fangen kann.