Weiße Kolonialstadt Popayan



 

Gestern bin ich bisschen durch Popayan gestreunt. Architektonisch macht die Stadt schon ziemlich was her, das Zentrum ist komplett im weißen Kolonialstil gehalten, fast wie die Altstadt von Quito. Aber so richtig übergesprungen ist der Funke nicht, ich weiß nicht genau warum, aber Popayan hat mich nicht wirklich gepackt. Ich mag entweder die volle Packung Natur und Abenteuer oder richtig Großstadt mit Party und Chaos, Popayan hängt für mich irgendwo so’n bisschen hilflos dazwischen.

StraßeKircheTaubenKathedrale

Ich bin ziemlich lange nach ’ner Wäscherei rumgerannt, irgendwann hat mir jemand ’ne Adresse aus dem Telefonbuch rausgesucht. Ich lief 15 Minuten dorthin und bekam dann auch schlagartig das andere Popayan zu Gesicht. Außerhalb des blank polierten Zentrums werden werden die Häuser von Straße zu Straße runtergekommener und die Menschen sichtbar ärmer. Bis zur Wäscherei hab ich mich grad noch getraut, danach wurde mir die Gegend bisschen zu gruselig. Doch selbst die Wäscherei hatte mit den ärmlichen Verhältnissen zu kämpfen: Man sagte mir, dass es in der Gegend fließendes Wasser nur am Morgen gäbe und deshalb danach nicht mehr gewaschen werden könne.

Schließlich hab ich ein Hostel im Zentrum gefunden, dessen Besitzer auch ’nen Wäscheservice anbietet. Er war ein netter Typ, der 11 Jahre in Deutschland gelebt hatte und perfekt Deutsch sprach. Ich hab ihn bisschen nach der Sicherheitslage in Kolumbien ausgefragt und er meinte, dass es im Moment relativ ruhig sei, die Guerilla hätte momentan kein Interesse an Touristen. Wenn ich mal in ’ne Straßensperre der FARC geraten sollte, würde ich im schlimmsten Fall mit ’nem Arschtritt verscheucht. Er selbst ist jobmäßig öfters in ländlichen Regionen unterwegs und meint, für ihn sei es dort momentan gefährlicher als für Touristen, er wisse nie, ob er wieder zurück kommen werde.

Strandwetter in Brasilien



 

Vorgestern Abend hab ich direkt nach den Wasserfällen den Bus nach Foz do Iguacu auf der brasilianischen Seite der Grenze genommen. Ich hatte ein Busticket von dort nach Sao Paulo für 19:30 Uhr, also schlenderte ich zum Busbahnhof und fragte ’nen Security-Typen nach dem Bahnsteig. Er zeigte mir, wo’s losgehn sollte und erzählte mir dazu irgendwas auf Portugiesisch. Hier in Brasilien versteh ich allerdings fast kein Wort mehr. Ist zwar dem Spanischen irgendwie ähnlich, aber nicht ähnlich genug, um mich wirklich gut verständigen zu können.

Jedenfalls wartete ich bis 15 Minuten vor der Abfahrt und fragte dann sicherheitshalber nochmal ’nen anderen Typen. Mit Händen und Füßen kommunizierten wir, bis ich schließlich begriff, dass ich zu ’nem anderen Busbahnhof musste. Ich sprintete zu ’nem Taxi, wir rasten durch die halbe Stadt und ich sprang geradeso noch auf den fast schon abfahrenden Bus auf.

Ich konnte zum Glück recht gut schlafen und nach 15 Stunden war ich in Sao Paulo. Echt riesig die Stadt, wir fuhren 45 Minuten durch Favelas und Hochhausmeere, bevor wir den Busbahnhof erreichten. Kurz überlegte ich, ’ne Nacht hier zu bleiben. Aber eigentlich war mir gerade nicht nach Großstadt, also kaufte ich mir ein Ticket ins gechillte Paraty.

Strand in TrindadeAltstadt von ParatyBootSpiegelStraßeKutsche

Nach 6 weiteren Stunden kam ich abends dort an. Ein Deutscher aus dem Bus bot mir ’nen kostenlosen Schlafplatz auf seinem Boot an, mit dem er von Europa aus nach Südamerika gesegelt war. Er kam aber ziemlich trocken und humorlos rüber, also suchte ich mir ein gechilltes Hostel.

Heute war dann der perfekte Tag: Sonnenschein, blauer Himmel, 27 Grad. Ich fuhr morgens ins benachbarte Trindade an einen Traumstrand. Fast keine Menschen, ein einsamer Angler, fette Wellen und Wald. Das hatte ich schon ’ne ganze Weile nicht mehr, mich einfach mal in der Sonne zu aalen und im Wasser zu plantschen.

Nachmittags hab ich mir Paraty bisschen näher angeschaut. Es gibt ’ne wunderschöne historische Altstadt mit kleinen, weißen Häuschen, in der keine Autos erlaubt sind. Die Neustadt besteht aus Hotels und schicken Gebäuden, die sich meist hinter hohen Mauern verstecken. Auf den ersten Blick war Paraty also richtig wohlhabend.

Aber in der Mitte der Stadt gibt’s ’ne Flugzeuglandebahn, die eine recht lange Schneise bildet, und sobald man die andere Seite betritt, sieht man die Rückseite der Medaille: Favelas mit krasser Armut, runtergekommene Leute auf der Straße, halbverfallene Häuser. Um ’nen kleinen Eindruck zu kriegen, bin ich ein paar Straßen reinspaziert, aber dann wurde’s mir doch bisschen mulmig, weil ich von allen Seiten angestarrt wurde, als ob ich dort nichts verloren hätte. Ich hab später in meinem Hostel nachgefragt und mir sagen lassen, dass es wirklich nicht die sicherste Gegend ist, um rumzustreunen.

Heute ziehe ich weiter auf die Ilha Grande, eine Insel ohne Autos vor der Küste Brasiliens mit Traumstränden und Regenwald. Super Timing um weiter zu reisen, denn heute regnet’s in Strömen und hier gibt’s im Regen sowieso nichts wirkliches zu tun.

Feudale Futterei



 

Gestern hab ich lange meinen Rausch ausgeschlafen und mich irgendwann nachmittags aus dem Bett geschält, bisschen dies und das erledigt und mich bald auf die Nahrungssuche begeben. Im Reiseführer hatte ich von einem Grill-Laden namens Paulista gelesen und machte mich auf den Weg dorthin, um größere Mengen Fleisch zu verspeisen. Der Weg war viel weiter als gedacht und so latschte ich ’ne Stunde lang quer durch die Stadt, war aber ganz interessant, um bisschen was zu sehen.

Um halb 6 kam ich dort an und musste feststellen, dass erst ab 19 Uhr geöffnet ist. Ich suchte mir ein Kino um die Ecke und zog mir den neues Indiana Jones rein. War nicht so der Brüller, aber wenigstens hatte ich die Zeit rumgekriegt.

Feudales Buffet

Inzwischen war ich hungrig wie ein Bär und passenderweise gab’s im Paulista Flatrate-Futtern. Man zahlt einmal 50000 Guaranis (8 Euro) und kann sich dann alles vom riesigen Büffet reinfahren, was man will. Es war paradiesisch, von Sushi bis zu ausgefallenen Salatkreationen gab’s alles, was man sich so vorstellen konnte.

Das Beste aber war die Fleischregelung. Auf dem Tisch hatte man ’nen kleinen Anzeiger, den man auf rot oder grün drehen konnte. Wenn er auf grün stand, kam ständig jemand mit Fleisch vom Grill vorbei und stapelte Nachschub auf den Teller, von Steak bis Hähnchenherzen war alles dabei.

Ich fuhr mir 4 volle Teller rein und mästete mich, bis ich mich nicht mehr bewegen konnte. Herrliche Erfindung, dieses Paulista, aber irgendwie wurde dort auch der Gegensatz von arm und reich in Paraguay überdeutlich: Während ich Rekorde im Fleischverzehr aufstellte standen draußen an der Kreuzung mitten in der Nacht 5jährige Kinder, die die Scheiben der wartenden Autos putzten, um ein paar Guaranis zu verdienen.

Ich lernte ’nen 54jährigen Amerikaner vom Nachbartisch kennen, der sichtlich beeindruckt von meiner Verzehr-Performance war. Ich schwatzte ’ne Runde mit ihm, er spendierte mir freundlicherweise ein Bierchen und ein Schnäpperchen, dann kam noch sein paraguayanischer Kumpel dazu. Der konnte sogar deutsch, weil er ’nen deutschen Großvater hatte. Er hat mich später mit seinem Pick-up zu meinem Hotel gebracht, ich saß auf der Ladefläche und wir düsten bei 27 Grad durch die Nacht von Asuncion. Wunderbares Gefühl und die Bullen, die hier an jeder Ecke stehen, scheren sich einen Dreck darum. Im straff regulierten Deutschland hätte man nach spätenstens 100 Metern Stress bekommen.