Wir sind gestern Nacht um 3 Uhr gelandet und haben direkt den Bus in die Stadt erwischt. Dabei gab es eine lustige Anekdote: Am Flughafen haben wir einen Mitarbeiter gefragt, welcher Bus zum Zentrum fährt. In gebrochenem Englisch faselte er die ganze Zeit Worte, die sich für mich wie „Taxi, Taxi“ anhörten, dabei zeigte er auf die Straße vor dem Flughafen. Ich glaubte, er wolle uns ein Taxi andrehen, für das er eventuell Provision kassieren würde und wir zogen recht genervt davon. Als wir den Bus schließlich fanden, sahen wir, dass der nach „Taksim“ fährt, einen Bezirk im Zentrum Istanbuls. :)
Gegen 4 Uhr kamen wir schließlich dort an. In Taksim scheint es ganz gut Nachtleben zu geben, denn es waren mitten in der Woche noch ’ne Menge Leute unterwegs. Wir versuchten uns zu Fuß zu unserem Hostel durchzuschlagen. Nach einer Weile wurden die Straßen dunkler und menschenleer. Mir war es dann doch zu gruselig, zu zweit mit großen Rucksäcken rumzulaufen, ich hatte das Gefühl, uns stand „Raubt uns aus!“ auf die Stirn geschrieben. Wir sprangen in ein Taxi und ließen uns zum Hostel bringen. War alles in allem eine gute Entscheidung, denn der Fußweg hätte mindestens eine halbe Stunde gedauert.
Nach einer Weile Sturmklingeln machte uns im Hostel schließlich auch jemand auf. Wir mussten einige Stockwerke nach oben über eine recht provisorisch wirkende Holztreppe klettern, bei jedem Schritt schien das ganze Haus zu wackeln. Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch ganz abenteuerlich. Schließlich standen wir vor einem kleinen, fensterlosen Kabuff, aus dem heraus uns ein etwas bekifft wirkender Lockenkopf namens Luca begrüßte. Ich fragte zur Sicherheit nach, ob er im Hostel arbeitete, er tat es wirklich. Ich sollte ihm 40 Lira (20 Euro) für die zwei gebuchten Nächte zahlen, konnte aber nur einen 100er Schein geben. Mit dem Wechselgeld war er völlig überfordert, schließlich rechnete ich ihm vor, welche Scheine er uns wiedergeben musste. Ich merkte, wie er nochmal kurz versuchte, die Rechnung nachzuvollziehen, dann kapitulierte er jedoch und meinte, dass er mir einfach mal vertrauen würde.
Eigentlich hatten wir ein Bett im 10er Dorm gebucht, Luca bot uns aber netterweise an, im unbelegten Doppelzimmer zu schlafen, wir müssten dort bloß vor dem Eintreffen seines Chefs am nächsten Tag verschwinden. Er wühlte in einem blauen Müllsack nach Bettlaken, zog einige heraus, prüfte sie mit kritischem Blick nach Flecken und gab uns schließlich die beiden, die er für die am wenigsten verdreckten hielt.
Unser Doppelzimmer hatte kaum mehr Fläche als die beiden Matratzen, die dort auf dem Boden lagen. Fenster gab’s auch nicht, was zur Folge hatte, dass es sofort stickig und heiß wurde, sobald sich Menschen darin befanden. Ich als Optimist war immer noch der Meinung, dass es zum Schlafen schon ganz ok war. Ich fragte Luca, ob ich bei ihm was zu trinken kaufen könnte. Konnte ich nicht, aber netterweise schenkte er uns sein letztes Bier. Inzwischen war es 5 Uhr, wir zischten das Bierchen weg und legten uns ab.
Doch an Schlaf war nicht zu denken. Die Zimmerwände kann man kaum als solche bezeichnen, es waren nur millimeterdünne Spanplatten. Luca schaute nebenan Cartoons auf seinem Laptop. Abwechselnd schallte Filmsound und sein Lachen durch die „Wand“. Immer, wenn jemand im Treppenhaus vorbeilief, schien das ganze Zimmer zu wackeln. Schließlich stachen mich undefinierbare Insekten. Ich hoffte, dass es nur Mücken waren, wollte aber auch nicht ausschließen, dass die Matratze flohverseucht war. Kurz: Wir waren im allerletzten Loch gelandet. Ich sagte zu Stephanie: „Wir müssen morgen unbedingt hier raus, so schnell wie möglich!“ Es gab keinen Widerspruch.
Ich war schon kurz davor, die Sachen zu packen, ein Taxi zu rufen und uns für die Nacht in einem schicken Hotel einzumieten. Nach 2 Stunden hin- und herwälzen und etliche Stiche später klopfte Luca an die Tür. Wir sollten innerhalb von einer halben Stunde das Zimmer räumen, weil der Chef im Anmarsch war. Ich sagte bescheid, dass wir das Loch ganz verlassen würden. Luca meinte, er könne uns das Geld nicht wieder geben, das war mir inzwischen aber einfach sowas von egal. Nochmal fix das stinkende Klo benutzt, Rucksack gepackt und ab dafür.
Jetzt schauen wir grad im Internet auf Hostelworld nach ’nem echten Zimmer. Ab jetzt kann auf jeden Fall alles nur noch aufwärts gehn. :)