Es war schon dunkel und die Straße zu unserem Hotel war ziemlich unbelebt. Ich schlenderte so entlang, als auf der anderen Straßenseite plötzlich drei Jungs in die entgegengesetzte Richtung rannten, also praktisch auf mich zu. Das kam mir schon bisschen seltsam vor, da sah ich einen Mann hinter ihnen her rennen, der rief: „Cellular, cellular!“ Offensichtlich hatten sie ihm also sein Handy geklaut.
Als die Jungs auf meiner Höhe waren, allerdings immer noch auf der anderen Straßenseite, holte der Mann sie fast ein. Da zog einer von ihnen ein langes Messer aus der Tasche und drehte sich um. Ich bin nur noch geflitzt, denn wenn der Typ mit dem Messer ’nen Gringo auf der anderen Straßenseite gesehen hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass das ein noch lohnenswerteres Ziel war.
Hinter dem Mann kamen ein paar Leute hinterhergerannt. Ich hoffe, dass ihm nichts passiert ist, die Jungs sahen aber aus, als wollten sie ihn nur verjagen, nicht abstechen. In meiner Aufregung bin ich direkt am Hotel vorbei gerannt. Als ich mich etwas verloren umschaute, sah ich plötzlich, wie sich ein finster aussehender Typ auf der anderen Straßenseite langsam umdrehte und in meine Richtung gelaufen kam. Ich weiß nicht, ob ich mir das in dem Moment nur eingebildet hab, wie auch immer, ich rannte weiter Richtung Hauptstraße, wo ich mich zwischen den vielen Leuten wieder recht sicher fühlte.
Nach ’ner Weile hab ich mich wieder in die unbelebte Hotel-Straße getraut, inzwischen war dort auch alles wieder ruhig. Das war das erste Mal, dass ich wirklich Stress auf der Straße mitgekriegt hab in Südamerika. Innerhalb von drei Monaten ist das eigentlich ein ganz guter Schnitt, finde ich. :)