Die Bootsfahrt dauert normalerweise 50 Minuten, kein großes Ding also, haben wir uns gedacht. Dann kam aber ein ordentlicher Sturm auf und wir wurden gut durchgeschüttelt. Bei jeder Welle war es original das Gefühl von Achterbahnfahren im Magen, hab sowas noch nie erlebt. Die Crew war professionell ausgestattet und stand mit Kotzbeuteln bereit. Anfangs musste ich da schon etwas schmunzeln, aber spätestens als Melissa neben mir anfang, ihren Kotzbeutel zu befüllen blieb mir das Lachen im Halse stecken.
Auf dem Boot waren ca. 100 Leute und nach und nach begannen alle grün anzulaufen und ihr Abendessen wieder hervorzuholen. Die Crew ging mit großen Müllsäcken herum, mit denen sie die befüllten Kotzbeutel wieder einsammelte, ein seltsam süßlicher Geruch zog sich durch die Reihen. Der Typ, der rechts neben mir saß und gerade noch süffisant geschmunzelt hatte griff nach einem dieser großen Müllsäcke und entleerte sich direkt dort hinein.
Ich bin noch nie in meinem Leben seekrank geworden, aber langsam drehte sich mir auch der Magen um. Ich hatte den Kotzbeutel schon im Anschlag, aber konnte mich noch zusammen reißen. Um mich herum kotzten sich aber ungelogen 90% die Seele aus dem Leib. Irgendwann waren alle Kotzbeutel verbraucht, also mussten die vorhandenen bis zur vollständigen Füllung ausgenutzt werden. Als schließlich sogar die Crew in der Ecke stand und in ihre eigenen Müllsäcke kotzte, kam ich mir echt vor wie in einem schlechten Horrorfilm. Hab überlegt, ein Filmchen zu drehen und hier zu posten, weil mir das sonst keiner glaubt. Das kam mir dann allerdings leicht taktlos vor, also hab ich’s gelassen
Die Fahrt wollte und wollte nicht enden, nach 1 1/2 Stunden war immer noch kein Land in Sicht und ich versuchte krampfhaft an Palmen und Strand zu denken und alles andere zu verdrängen. Hat letzten Endes auch funktioniert. Nach 2 Stunden kamen wir endlich an und ich hatte meinen Mageninhalt immer noch bei mir, ja sogar in mir.
Melissa war allerdings halb tot. Ich hab mich um sie gekümmert und bin zusammen mit ihr in ein Hostel gefahren. Sind dann noch bisschen was essen gegangen, dann ging’s ihr langsam wieder besser. Zurück nach Buenos Aires will sie für Unmengen an Geld fliegen, um nie wieder auf dieses Boot zu müssen. Kann ich auf jeden Fall verstehen, ich werd mir den Spaß aber schon nochmal geben. :)
Heute geht’s uns beiden wieder gut, werden uns gleich ein Fahrrad mieten und Colonia bisschen erkunden.