Wandertag und ein Wunder



 

Zum Meditationszentrum hat’s Johannes natürlich nicht geschafft. :) Stattdessen haben wir lange geschlafen und dann ausgedehnt auf unserer Terasse gefrühstückt. Dazu gab’s ’nen herrlichen Meerblick, was will man mehr? Wir lernten einige freundliche Gestalten kennen, die auch in unserem Häuschen lebten, allesamt etwas älter, zwischen 35 und 45, aber sehr entspannt drauf. Das scheint bisschen der typische Gomera-Urlaubertyp zu sein. Viele waren früher schonmal da, wahrscheinlich zu etwas wilderen Zeiten und wollen nun nach 20 Jahren mal schauen, wie’s jetzt ist. Lustig ist, dass die Männer unter den Touris alle fast identisch aussehen: Groß, Kurzhaarschnitt, Brille und schlank. Sie sind wirklich alle schlank, was in diesem Alter eigentlich alles andere als normal ist. Teilweise sehen sie sich so ähnlich, dass ich sie nicht auseinanderhalten kann. Sehr seltsam.

Gegen 14 Uhr beschlossen wir endlich unser lang gehegtes Vorhaben in die Tat umzusetzen und wandern zu gehn. Ein Paar aus unserem Ferienhaus lieh uns einen Wanderführer, wir beschlossen, einen 1000 Höhenmeter-Aufstieg ins nächste Dorf anzugehen. Laut Wanderführer sollte das zweieinhalb Stunden dauern. Maßlose Übertreibung, dachten wir, und nahmen uns vor, in zwei Stündchen oben zu sein.

Die ersten Kilometer waren nicht gerade berauschend, wir liefen in einem ausgetrockneten, hässlichen Flussbett entlang und bogen noch dazu falsch ab, was uns ein Stück Asphaltstraßenmarsch bescherte. Nachdem wir die Zivilisation hinter uns gelassen hatten wurde es aber echt spektakulär. Wir liefen an tiefen Schluchten und grünen Tälern vorbei, der Weg wand sich immer höher in die Berge empor. Nach jeder Biegung gab es neue atemberaubende Ausblicke.

Allerdings machte uns etwas stutzig, dass uns zwar viele Wanderer entgegen kamen, aber keiner in unsere Richtung lief, scheinbar waren alle schon auf dem Rückweg. Inzwischen waren auch zwei Stunden vergangen und noch kein Ziel in Sicht. Wir hofften, oben im Dorf einen Bus zurück ins Valle zu finden, sonst hätten wir ein Problem, denn bis zum Einbruch der Dunkelheit würden wir den Rückweg nicht schaffen.

Nach einer weiteren Stunde kamen wir endlich oben an. Dauerte doch länger als gedacht, waren wir solche Weicheier? Alles in allem war es aber trotz der 1000 überwundenen Höhenmeter ein recht einfacher Aufstieg. Ich erinnerte mich an die Besteigung des über 6000 Meter hohen Huayna Potosi in Südamerika. Am Tag der Gipfelbesteigung stiegen wir von 5000 auf 6000 auch nicht mehr als 1000 Höhenmeter auf und viel steiler war es dort auch nicht. Trotzdem war das eine so unendlich größere Anstrengung, dass mir richtig bewusst wurde, welche große Rolle der Sauerstoff dabei spielte.

Im Dorf fragten wir in einer Kneipe nach dem Busfahrplan. An der Bar saß ein Taxifahrer, der anbot, uns für 25 Euro mit dem Taxi runter zu fahren. Wir teilten uns das mit drei älteren Touris, die auch in der Kneipe rumsaßen. Auf dem Rückweg fragte ich, wie lange sie für den Aufstieg gebraucht hatten. Als ich hörte, dass sie fünf Stunden unterwegs waren, fühlte ich mich in meiner Trekker-Ehre wieder rehabilitiert. :)

Am Abend suchten wir uns ein Internetcafe, um uns bisschen über das Goa-Festival zu informieren. Die Fotos von der Location sahen echt cool aus, angeblich wurden auch schon 2000 Tickets verkauft. Der Internetladen war bisschen esotherikmäßig eingerichtet und gehörte einem ausgewanderten Deutschen, den Johannes bisschen über das Festival ausfragte. Was er sagte, klang allerdings nicht gerade ermutigend. „Ich sag’s euch, das wird nichts. Es gibt nur eine Zufahrtsstraße, die wird die Polizei absperren, jedes Auto durchsuchen und alles rausziehn!“ Und wo können wir ein Zelt kaufen? „Zelte könnt ihr vergessen, ich kenne die Veranstalter, die haben alle Zelte auf der Insel aufgekauft!“

Wir bekamen außerdem mit, dass ganz Gomera seit Wochen außer Rand und Band war, weil keiner dieses Festival dort haben wollte. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass eine Horde Druffies alles kurz und klein schlagen und den Untergang des Abendlandes einläuten würde. Wir überlegten hin und her, ob wir im Valle bleiben oder zum Festival fahren sollten. Unser Hauptproblem war nach wie vor das Zelt.

Wir zogen bisschen durch die Geschäfte und landeten schließlich in einer Ferreteria, so nennt man dort die Gemischtwarenläden. Und als hätte der Himmel seine Finger im Spiel gehabt, lag dort ein einziges Zelt mit zwei Schlafsäcken herum, wie für uns bereit gelegt. Wir wollten noch eine Nacht drüber schlafen und fragten, wann der Laden morgens aufmachte. Um 8 Uhr öffnen die Pforten wieder, sagte man uns. Direkt hinter uns wurde auch abgeschlossen, also konnte uns niemand mehr das Zelt wegschnappen.

Bei ’nem Bierchen auf unserer Terasse fiel uns dann die Entscheidung nicht mehr schwer: Ein Zelt, zwei Schlafsäcke, das musste ein Zeichen sein. Goa Party, wir kommen! Das wird ein Spaß, Silvester unter freiem Himmel tanzen! Morgen früh werde ich um halb 8 aufstehen und zur Ferreteria stürmen, um direkt nach der Ladenöffnung das Zelt zu kaufen. Gerade gehen uns noch Gedanken durch den Kopf wie: Es könnte nachts ein Kumpel des Besitzers bei der Ferreteria anrufen, sagen, dass er ein Zelt braucht und es nachts dort abholen. Aber das sind jetzt echt Paras, der Internetcafebesitzer war einfach ’ne Laberbacke und ein Spinner vor dem Herrn.

Dschungeltrip – Tag 1



 

Heute Morgen ging’s los in den Dschungel. Der Agenturbesitzer, bei dem ich die Tour gebucht hatte, fuhr mich mit ’nem Pick-up eine Stunde in ein kleines Quichuadorf, Quichua sind die Ureinwohner von Equador. Ich fand den Fahrer echt lustig, die ganze Fahrt über pries er die Vorzüge von Equador an, allerdings so staubtrocken ohne die Mundwinkel zu verziehen, dass es zum totlachen war. Nach jedem zweiten Satz fügte er ein „Es increíble!“ (Es ist unglaublich!) dazu. „In Equador gibt es eine vielfältigere Natur als in ganz Europa, es increíble!“ „Das Wetter im Dschungel ist nicht vorhersagbar, es increíble!“

Enrices HausDichter DschungelDschungel und FlussKlettern im WasserfallWasserfallMassage extremLaufende PalmeMagic MushroomsTarzan-StyleEnrice macht ein Fischernetz

Im Quichuaort wurde mir mein Führer Enrice vorgestellt. Er lebt schon sein ganzes Leben lang im Dschungel, jagt und fischt dort und betätigt sich hin und wieder als Schamane. Wir zogen los auf einen dreistündigen Marsch. Zuerst liefen wir ’ne ganze Weile in ’nem kleinen Fluss einen Berg hoch. Enrice kannte und zeigte mir alle möglichen Pflanzen. Zum Beispiel die Mimose, die sich bei Berührung schlagartig zusammenzieht. Oder die „Laufende Palme“, die auf pyramidenfömigen Wurzeln in der Luft steht und sich pro Jahr ca. einen Meter bewegt, weil Wurzeln sterben und neue in ander Richtungen wachsen. Besonders interessant fand ich eine Pflanze, die mit einem Käfer gemischt und pulverisiert ein Wundermittel namens „Sigame, sigame“ („Folge mir, folge mir“) ergibt. Es ist in Equador sehr beliebt, man reibt sich damit ein und flüstert „Sigame, sigame“ in Richtung einer Frau. 20 Minuten später wird sie wie von Zauberhand zu einem kommen, das Mittelchen wird gerne in Bars und Discos eingesetzt. Enrice ist überzeugt, dass es funktioniert. Ich versuch mal bisschen davon zu kaufen und nach Deutschland mitzubringen. :)

Wir kamen an insgesamt drei Wasserfällen vorbei. Was ich allerdings vorher nicht wusste, war, dass wir im zweiten hochklettern mussten, ca. fünf Meter im deftigen Strom an einem glitschigen Felsen entlang. Es gab ein Seil, aber trotzdem ging mir ganz schön die Pumpe, erst recht, als Enrice mir sagte, dass hier gerne mal jemand ’nen Abgang macht. Von oben bis unten nass kam ich aber heil oben an.

Enrice erzählte mir, dass es in der Gegend tödliche Schlangen und Pumas gibt. Ich fragte ihn, ob er wenigstens ’ne Machete dabei hätte. Er meinte, als Schamane brauche er sowas nicht, er könne die Tiere mit einer Handbewegung fortschicken. So ein Schamanenleben scheint nicht das schlechteste zu sein: Enrice hat im Urwald vier Frauen, mit denen er ab und zu ein Schäferstündchen verbringt. Allerdings darf er das nur, wenn er als Schamane unterwegs ist und den ein oder anderen Reinigungszauber vollführt. Als so eine Art von Reiniger würde ich mich auch mal betätigen. :) Im Wald gibt’s auch rote Magic Mushrooms, die er hin und wieder mal konsumiert.

Am dritten Wasserfall gab’s schließlich Rückenmassage extrem. Enrice meinte, es vertreibt die schlechten Energien, wenn man sich drunter stellt. War auf jeden Fall ’ne deftige Packung, danach hatte ich ’nen feuerroten Rücken, bei dem Geprassel sollte auf jeden Fall keine schlechte Energie mehr zurück geblieben sein. :) Wir kletterten weiter den Hang hinauf und kamen an einer dicken, fetten Liane vorbei. Enrice fragte, ob ich mal Tarzan spielen will. Klar wollte ich, ich hing mich dran und schwang los. Ging ziemlich ab, am höchsten Punkt war ich bestimmt 10 Meter über der Erde. :)

Schließlich ging’s zurück ins Dorf und ich bekam Hühnchen und Reis zum Mittag. Nach der Hälfte fragte ich Enrice, ob das Hühnchen selber gezüchtet oder aus der Stadt sei. Er meinte, das sei gar kein Hühnchen, sondern Geier. Mir blieb der Bissen im Hals stecken. Ich hatte gerade ’nen Aasfresser im Maul? Aber eigentlich schmeckte er nicht schlecht. Neugierig fragte Enrice über den Geier aus, bis mir die Köchin nach ’ner halben Stunde verriet, dass das ’ne dicke, fette Verarsche war. :) Fast hätte ich’s geglaubt und ’ne dicke Story im Blog draus gemacht. Was im Urwald aber wirklich ’ne Spezialität ist, ist gegrillter Affe. Den jagt Enrice manchmal und isst ihn mit Touri-Gruppen zusammen.

Hab dann noch bisschen mit der Köchin gequatscht, sie hat mich über meine Reise ausgefragt und war superneugierig. Irgendwann hat sie mit traurigen Augen gesagt, dass sie es sich nie leisten können wird, andere Länder zu sehen. Muss schon irgendwie krass sein, sein Land voller Touris zu sehen und selber nicht mal genug Geld zu haben, das eigene Land zu erkunden. Die meisten Südamerikaner, die ich getroffen hab, waren noch nie in ihrem Leben im Ausland, nicht mal im südamerikanischen.

Nachmittags liefen wir zu einer Lagune und plantschten bisschen rum. Zurück ging’s im Fluss auf ’nem aufgeblasenen Truck-Schlauch. Wir fuhren direkt auf fette Stromschnellen zu, ich fragte Enrice, ob da Felsen wären. Ja, meinte er. Ich fragte, ob das nicht gefährlich sei. Ja klar, antwortete er. Dann ging’s direkt rein, wir fuhren in ’ne meterhohe Welle, überschlugen uns und landeten im eiskalten Fluss. Wir kletterte zurück in den Reifen und lachten uns tot, war ein Riesenkick! Der Rest des Flusses war dann relativ ruhig.

Abends wurde ich von meinem Fahrer mit dem Pick-up abgeholt. Vorher zeigte mir Enrice noch, wie er Fischernetze webt. Ist ’ne Riesenarbeit, er bastelt immer dran, wenn er Zeit hat und braucht drei Monate für eins. Wenn man durchgängig arbeitet, schafft man’s wohl in ’ner Woche. Er verkauft die Netze dann für 40 Dollar, nicht gerade viel für die Arbeit. Ich verabschiedete mich, gab ihm ein Trinkgeld und fuhr mit Mr. Increíble ins nahegelegene Shangrila, ein anderes Dschungeldorf. Dort gab’s ein supernettes Hotel, in dem ich ein Zimmer mit Blick über Wald und Fluss bekam, wunderschön. Ich traf einige andere Traveller, unter anderem ein amerikanisches Paar, das mit ’ner Spanischlehrerin im Rahmen eines Spanischkurses dort war. Wir haben den ganzen Abend spanisch gequatscht, das war super, um drinzubleiben. Ich hab schon seit Tagen kein englisches Wort mehr gesprochen und wollte auch noch nicht wieder damit anfangen.

Irgendwann landete ’ne riesige, fliegende Kakerlake auf der Spanischlehrerin, mit einem lauten Schrei machte sie alle darauf aufmerksam. Hab noch nie so ein fettes Viech gesehn, war bestimmt 10 cm lang. An kleine Kakerlaken hab ich mich ja schon gewöhnt, die sind in Equador wie die Fliegen unterwegs. Aber das Viech machte selbst mir bisschen Angst.

Morgen geht’s nochmal auf ’nen Dschungel-Trip und in ’nen Canyon, bin gespannt, was mich da so erwartet.

Start in den Dschungel



 

Ich hab heute Mittag ’nen Bus ins 6 Stunden von Quito entfernte Tena genommen. Von hier aus gibt’s Touren in den Dschungel und ich hab gleich eine für morgen gebucht. Um 8:15 Uhr geht’s los, zwei Tage in die Wildnis. Es gab auch ’ne 3-Tages-Tour, aber die konnte ich nicht nehmen, weil ich ja um das EM-Halbfinale am Mittwoch herumplanen muss. :)

Trek zum Machu Picchu – Tag 5



 

Die Nacht im Bett hatte ich mir himmlisch vorgestellt: Vier Stunden Schlaf auf einer weichen Matratze nach drei Nächten steinharter Iso-Matte. Doch seltsamerweise drehte ich mich hin, drehte mich her und konnte und konnte nicht einschlafen. Was war los? Die letzten beiden Nächte im Zelt schlief ich wunderbar. Konnte ich einfach nicht mehr in einem Bett schlafen? Nach ’ner Stunde riss ich die Matratze kurzerhand aus dem Bett, legte mich mit ihr auf den Boden und siehe da, nach fünf Minuten schlief ich ein.

Heute Morgen um 4 Uhr klingelte der Wecker, Paul’s erste Frage war: „Felix, bist du aus’m Bett gefallen?“ :) Nach ’nem Frühstück machten wir uns um 5 Uhr auf den Weg zum Machu Picchu. Die 500 Höhenmeter kann man entweder mit dem Bus überwinden, aber nur, wenn man ein Weichei ist. Wir ließen uns den Spaß nicht nehmen, die originale Inka-Treppe hinaufzusteigen, fast 3000 Stufen lang.

3000 Stufen zum Machu Picchu im MorgengrauenSonnenaufgangDer Machu Picchu schält sich aus dem NebelTerassen zur LandwirtschaftMachu Picchu vom Wayna Picchu ausBesucherDie ganze PrachtHäuschen

Wie anstrengend das wird, hätte ich mir aber nicht träumen lassen. Die Stufen sind uneben und verschieden groß, nach den ersten 300 konnte ich schon kaum mehr weiter. Nach ’ner kurzen Pause ging’s aber wieder, schließlich gewöhnte ich mich daran und schwitzte und schnaufte mich Richtung Machu Picchu. Wir wollten unbedingt bei Sonnenaufgang oben sein und hatten deshalb nicht viel Zeit zu verlieren. Nach einer endlosen Stunde Aufstieg sahen wir endlich die Mauern des Machu Picchu, ein unglaubliches Gefühl. Nun mussten wir nur noch auf Claire warten, die zehn Minuten später aber auch schweißgebadet eintraf.

Es wurde schon gefährlich hell und wir machten uns Sorgen, das Eintrittsprozedere rechtzeitig zum Sonnenaufgang hinter uns zu bringen. Tourimassen schoben sich Richtung Eingang, die meisten waren faule Bus-Anreiser. Schließlich ließen wir den Eingang hinter uns, spurteten noch einige Stufen hoch und waren perfekt getimed am besten Platz, um zu sehen, wie sich die Sonne hinter dem Berg empor schob.

Wir bekamen einen Führer für den Machu Picchu und verabschiedeten uns von Jose Luis, unserem Trekking-Führer der letzten Tage. Wir wurden zwei Stunden rumgeführt und erfuhren ’ne ganze Menge über den Ort. Machu Picchu wurde ca. 1450 von den Inkas gebaut als heilige Stadt zur Religionsausübung und Astronomieforschung. Die Spanier fanden die Stadt nicht, da sie zwischen den Bergen vesteckt liegt, so entging sie der Zerstörungswut. 1911 entdeckte der US-Amerikaner Hiram Binghams durch Zufall Machu Picchu.

Es liegt schon eine gewisse Erhabenheit über dem Ort, viele Gebäude sind hervorragend erhalten. Technisch ausgefeilt wurden die Mauern erdbebensicher gebaut. Viele Details sind perfekt nach astronomischen Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet. In heilgen Gebäuden sind natürliche Felsformationen beeindruckend in künstliche Mauern eingearbeitet. In Machu Picchu lebten ca. 1000-3000 Menschen, die sich durch Ackerbau auf den Terassenebenen selbst versorgten. Zu 100% sicher ist sich die Wissenschaft aber bis heute nicht, was genau in Machu Picchu geschah, so bleibt eine ganze Portion Mysterie über dem Ort.

Machu Picchu heißt übersetzt „alter Berg“. Den besten Ausblick darauf hat man allerdings von benachbarten Wayna Picchu („junger Berg“). Auf diesen führten weitere ca. 1500 Stufen 300 Höhenmeter hinauf. Was sind schon 1500 Stufen mehr, das ließen wir uns natürlich nicht nehmen. Der Aufstieg war allerdings um einiges steiler und holpriger als der erste, wir kamen nach einer Stunde oben an, ich war am Ende meiner Kräfte.

Der Gipfel war nicht so ganz ohne, links und rechts von einem schmalen Fels ließen Steile Abgründe das Adrenalin durch den Körper schießen. Pascal aus unserer Truppe machte Bekanntschaft damit, zum Glück nicht persönlich, aber seine Kamera fiel 30 Meter in die Tiefe. Er suchte mit ein paar Jungs danach, um wenigstens die Memory-Card mit den Fotos zu retten. War nicht ganz einfach, denn im Gebüsch lauern Schlangen. Schließlich tauchte das zerbeulte Stück aber auf, die Bilder waren gerettet.

Nach dem Abstieg vom Wayna Picchu, der nicht weniger anstrengend als der Aufstieg war, machten wir eine kleine Mittagspause, ich sank erschöpft in meinem Stuhl zusammen und döste ’ne Stunde weg. Plötzlich kamen Paul und Michael, ein Amerikaner unserer Truppe, auf die wahnwitzige Idee, doch noch den Ausblick von der anderen Seite aus zu genießen, das hieß weitere 300 Höhenmeter zum sogenannten Sonnentor hochzuklettern. Ok ok, ich ließ mich breit schlagen und schwitzte und schnaufte eine weitere Stunde. War aber wirklich ’ne gute Position um noch ein paar Fotos zu schießen.

Danach streunten wir noch ’ne Stunde durch den Machu Picchu und machten uns schließlich an den Abstieg, 3000 Stufen runter vom Berg. Am Ende konnte ich echt spüren, was ich meinen Knien an diesem Tag zugemutet hatte, die Beine fingen an zu zittern, aber ich war froh, alles zu Fuß gemeistert zu haben. Nun hatten wir uns aber wirklich ’ne ordentliche Zivilisationkost verdient und ließen uns in ’ner Pizzeria nieder… himmlisch nach Tagen Reis und grauer Suppe!

Zurück nach Cuzco sollte es ’ne Stunde später mit dem Zug gehn. Plötzlich stellte ich entsetzt fest, dass ich mein Zugticket versehentlich weggeschmissen hatte. Fixer Sprint zum Bahnhof und noch größeres Entsetzen: Der Zug ist voll, neue Tickets gibt’s nicht mehr, ich sollte eine Nacht warten. In Touri-Town gefangen zu sein war das letzte, was ich wollte. Nach dem Sichten endloser Passagierlisten fand ich meinen Namen endlich, 20 Dollar später war man bereit, mir ein neues Ticket zu drucken.

Nach drei Stunden kamen wir in Cuzco an. Etwas übermütig hatten wir zuvor ausgemacht, alle in ’ne Bar zu ziehen, inzwischen waren aber alle so fertig, dass wir nur noch ins Bett wollten. Wir treffen uns morgen, heute passiert nicht mehr viel, ich werd mich gleich ins Hotel verabschieden und lange, lange schlafen. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich immer noch die unglaublichen Landschaften der letzten fünf Tage vor mir, werd bestimmt davon träumen. :)

Trek zum Machu Picchu – Tag 4



 

Heute Morgen ging’s los zum letzten Stück Strecke auf dem Weg zum Machu Picchu. Schwierig war diesmal nicht das Gelände, denn das war fast komplett eben, sondern die brüllende Hitze: Mit bestimmt mehr als 30 Grad brannte uns die Sonne entgegen.

TalSeilbahn über reißendem Fluss……und deren BefestigungRast auf Schienen

Unterwegs mussten wir einen reißenden Fluss mit ’ner „Seilbahn“ überqueren. Diese bestand aus ’ner notdürftig zusammengekloppten Gondel, die in 10 Metern Höhe an ’nem Stahlsein über dem Strom hing. Zwei oder drei Passagiere wurden mit Schwung über den Fluss geschoben, zurückgezogen wurde das Gerät mit ’nem langen Seil. Mir wurde schon ein wenig anders, als ich die Konstuktion sah. Der Fluss war felsig und rauh genug, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, dass ein Missgeschickt tödlich wäre. Die Info, dass vor zwei Jahren das Seil gerissen ist und zwei Engländer dabei starben, half mir auch nicht gerade weiter.

Egal, Augen zu und durch. Ich saß mit James in der Gondel, wir wurden angeschoben… ab dafür! Die Fluten wüteten unter uns, es kribbelte im Bauch, das andere Ufer kam näher und… der Schwung reichte nicht, wir blieben über dem Abgrund hängen! Es war nicht mehr weit, aber ein wenig Panik machte sich doch breit. Ich griff das Stahlseil, an dem wir hingen und zog uns Zentimeter um Zentimeter auf unser Ziel zu, das wir schließlich auch erreichten. Als wir nun die Technik sahen, mit der das Stahlseil gehalten wurde, waren wir froh, vorher nichts darüber gewusst zu haben: Da waren einfach drei Stahlpfeiler kreuz und quer in den Boden geschlagen und das Seil notdürftig drumgewickelt und festgebunden.

Danach ging’s weiter am Ufer entlang, wir sahen Kaffee-, Bananen- und Avocadobäume. Nach vier Stunden in sengender Hitze erreichten wir unseren Mittagsplatz. Es gab wie immer graue Suppe und Reis, diesmal mit Fisch. Wir konnten das Essen langsam nicht mehr sehen, es wurde außerdem von Tag zu Tag schlechter.

Danach liefen wir drei Stunden an der Bahnstecke entlang nach Agua Caliente, einem kleinen Örtchen am Fuße des Machu Picchu. Es war unglaublich anstrengend, auf den schmalen Stegen zu laufen, weil man nie den ganzen Fuß aufsetzen konnte. War nicht gerade die beste Strecke zum Finale. In Agua Caliente anzukommen war dann ein kleiner Kulturschock, der Ort ist voll von Touris, die üblicherweise von Cuzco aus mit dem Zug einfahren, sich dann in ’nem schicken Hotel niederlassen und mit dem Bus zum Machu Picchu hochfahren. Wir kamen dagegen aus der Wildnis von 5 Tagen Fußmarsch. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein wenig froh war und bereit, ein bisschen Zivilisation zu erleben.

Unsere letzte Nacht verbringen wir dann auch in ’nem Hostel in Agua Caliente. Ein Bett, ein Klo und eine Dusche, das ist schon irgendwie ’ne himmlische Erfahrung nach den letzten Tagen. Abendessen gab’s in ’ner Pizzeria. Uns lief das Wasser im Mund zusammen, Pizza war eine reizvolle Vorstellung für uns nach der kargen Kost der letzten Tage. Aber die Enttäuschung folgte prompt: Wir wurden in der Pizzeria von unserem Trekking-Koch bekocht… mit grauer Suppe und Reis. Bäh, aber ok, es sollte der letzte Tag sein.

Nach ’ner Runde Shithead für alle geht’s nun gegen 12 Uhr ins Bett. Die Nacht wird nicht lange dauern, denn um 4 Uhr müssen wir aufstehn, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Machu Picchu zu sein.

Trek zum Machu Picchu – Tag 3



 

Letzte Nacht schlief ich in meinem Zelt wie ein Mumeltier. Die Temperatur war recht angenehm und ich war erschöpft genug, um die harte Iso-Matte nicht zu spüren. So ging es den meisten und wir standen um 6 Uhr alle recht fit auf der Matte.

Der Tag sollte entspannt werden. Bis zum Mittag standen 6 Stunden Fußmarsch auf mehr oder weniger gerader Strecke auf dem Programm, ca. 20 Kilomater. Nach dem gestrigen Tag die reinste Erholung. Es gab zwar hin und wieder mal ’nen Bach auf ’ner wackligen Brücke zu überqueren, war aber nicht wirklich gefährlich. Allerdings mussten wir hin und wieder auch von Stein zu Stein durch ein Bächlein springen. Ich war froh, meine wasserdichten Wanderschuhe zu haben, nachdem ich mich schon gefragt hatte, warum ich die unbenutzt durch halb Südamerika geschleppt hab.

Start im WasserDörfchenFelix mit Führer Jose LuisBrücke

Unterwegs tauchte ein kleiner Junge mit seiner Mutter auf, er war vielleicht 8 Jahre alt. Unglaublich stolz zeigte er uns seine Künste, von Stein zu Wurzel in High-Speed die Hänge hinunter zu spurten. Er wurde immer übermütiger, zum Schluss baute er sogar Turnübungen wie Klimmzüge an Bäumen in seine Performance ein. :)

Nach dem Mittag brachte uns ein Bus zum Campingplatz, also wirklich ein lockerer Tag. Danach ging’s zu den heißen Quellen in der Nähe, war ein himmlisches Gefühl dort einzutauchen und außerdem das erste Wasser seit drei Tagen, das unsere Körper berührte.

Abends brachte uns der Bus wieder zum Zeltplatz zurück. Wenige Meter entfernt wurde gerade in diesem Moment eine Kuh geschlachtet. Paul, James (ein englischer Kollege) und ich liefen neugierig zurück, um uns das Spektakel anzuschauen. Das Schlachten haben wir verpasst, aber wir sahen, wie die Kuh aufgeschnitten, entweidet und in Einzelteile zerlegt wurde. Die Beine wurden abgeschnitten und aufgehängt, unglaublicherweise zuckten sämtliche Muskeln der Kuh noch, als wäre sie lebendig! Wir fragten, woher das komme und man sagte uns, das seien Reflexe, die noch ca. eine Stunde anhielten. Es war echt gruselig, die aufgehängten Beine zucken und wobbeln zu sehen.

Bisschen eklig war, als der Magen der Kug aufgeschnitten wurde: Literweise halbverdautes Essen klatschte auf den Boden und stank abscheulich. Der Darm wurde ausgespült und wie ein Ballon mit Wasser gefüllt. Fasziniert und etwas schaudrig beobachteten wir das Spektakel.

Plötzlich kam uns eine Idee: Wir hatten die einzigartige Gelegenheit, das frischeste Steak unseres Lebens zu essen! Wir fragten, ob wir ein Stück Fleisch kaufen konnten und ließen uns 500 Gram aus der Kuh herausschneiden, die noch keine Stunde tot war. Das Fleisch war noch warm, wir brachten es zum Koch unseres Treks und ließen es für ein kleines Trinkgeld braten. Es schmeckte fabelhaft, soft und aromatisch und wirklich frisch. War eine faszinierende Erfahrung, so frisches Fleisch ist nicht einfach zu bekommen.

Frisch geschlachtete KuhFleisch, noch keine Stunde alt……in der Pfanne……und in unserem Mund

Danach hatten wir ’nen lustigen Abend mit Bierchen und Kartenspielen. „Shithead“ ist das Spiel der Stunde, ich hab’s hier beim traveln gelernt und bin ziemlich süchtig danach geworden. Nach ’ner Weile wurden alle richtig ehrgeizig und waren mit Feuer und Flamme dabei, es war eine meiner besten Shithead-Runden ever.

Nu geht’s ab ins Bett, morgen stehn wir recht gechillt um 7 Uhr auf und haben unseren letzten Trekking-Tag vor uns, bevor wir den Machu Picchu erreichen.

Trek zum Machu Picchu – Tag 2



 

Gestern Abend war’s dann doch ganz gemütlich. Hab mir ein Zelt mit Paul geteilt, mit sämtlichen Klamotten im Schlafsack wurde es auch langsam warm. Um diesem Prozess noch etwas nachzuhelfen, nahmen wir beide ein Schlückchen vom 43%igen Pisco, den wir uns für Notfälle eingepackt hatten.

Wir kamen ins Quatschen über die Trekking-Kollegen, Israelis, Girls im allgemeinen, Girls in unserer Truppe… und so nach und nach floss das ein oder andere weitere Schlückchen in unseren Rachen. Nach drei Stunden stellten wir fest, dass wir ordentlich angedüdelt waren und die Piscoflasche halb leer. Oh oh, wenn das mal kein böses Erwachen gibt, dachten wir uns. In der dünnen Höhenluft ist Alkohol angeblich doppelt so stark, das könnte interessant werden…

Heute Morgen bekam ich direkt die Rechnung dafür. Um 5 Uhr wurden wir geweckt, ich wachte unglaublich verkatert auf. Nachdem ich mich gestern wieder einigermaßen zusammengerappelt hatte, fühlte ich mich nun noch schlechter als zwei Tage zuvor. Ich schleppte mich zum Frühstückszelt und quälte mir ein halbes Brötchen rein. Danach gab es Pancakes, aber schon bei deren Anblick wurde mir schlecht. Hm, vielleicht half ein Tässchen Tee? Probieren kann man’s ja mal… oh, oh, keine gute Idee, davon wurde mir richtig übel.

Endloser AufstiegRastAm Fuß des SalcantayGeschafft, 4600-Meter-Pass

Jose Luis fragte, ob alle bereit zum Start seien. Ich machte drei Schritte und spürte wie sich mir der Magen umdrehte. Ich wankte von der Truppe weg und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Scheiße, die Piscoflasche würde ich nicht mehr anrühren, schwor ich mir. Nach der Magenentleerung fühlte ich mich schon ’ne ganze Ecke besser. Ekelhafterweise kam direkt ein streundender Hund angelaufen und fraß genüsslich meinen Mageninhalt. Viel Spaß, in ’ner Stunde geht’s dir genauso wie mir, dachte ich so.

Der Gedanke an die vor mir liegende Aufgabe ließ mich erschaudern: Ausgerechnet heute ist der schwierigste Tag des ganze Treks, 30 km in 10 Stunden. Dabei ging es in den ersten 3 Stunden 700 Höhenmeter rauf zum Salkantay-Pass auf 4600 Metern Höhe.

Schritt für Schritt kämpfte ich mich vorwärts, Ibuprofen hielt mich am Leben, aber ich merkte deutlich, dass meine Kräfte nicht wirklich da waren. Mit Staunen sah ich einige von der Truppe hunderte Meter weiter oben flink aufwärts klettern. Der Aufstieg war unglaublich steil, ich wollte niemanden hören und sehen und stapfte alleine Schritt für Schritt nach oben. Schweiß rann aus allen Poren, die Sonne brannte ins Gesicht und das Atmen war nur noch ein lautes Schnaufen. Allerdings war ich nicht der Letzte unserer Truppe, Claire schien nach jedem Schritt fast aufgeben zu wollen und fiel weiter und weiter zurück.

Nach zwei Stunden, in denen ich bangte, ob ich es schaffen würde, war laut unserem Führer der schwierigste Teil geschafft. Wir erreichten ein kleines Zwischenplateau auf 4350 Metern Höhe und machten Rast. Ein wenig stutzig machte mich allerdings, dass noch weitere 250 Höhenmeter zu überwinden waren. Die Landschaft war gigantisch. Hinter uns lag das grüne Tal, vor uns ragte der 6264 Meter hohe Salkantay empor, an dessen Fuß wir den 4600-Meter-Pass erreichen sollten. Salkantay heißt in Quechua, der Inkasprache, „wilder Berg“.

Nun ging’s weiter in Richtung Pass. Nach einer weiteren Biegung konnte man die höchste Stelle sehen, die Landschaft wurde rauh und steinig und ein frischer Wind kam auf. Nun wurde die Luft auch merklich dünn. Obwohl der Weg nicht allzu weit schien, wurden meine Schritte immer langsamer und das Atmen fiel schwer. Ich ließ die anderen davon ziehen und kämpfte mich Schritt um Schritt vorwärts. Nach weiteren eineinhalb Stunden war der Aufstieg so gut wie geschafft, nur noch wenige hundert Meter lagen vor mir, auf denen ich allerdings alle paar Schritte pausieren musste. Schließlich erreichte ich das Ziel, völlig erschöpft, aber glücklich.

Wir warteten auf Claire, von der weit und breit nichts zu sehen war. Ich machte mir Sorgen, da ich mir kaum vorstellen konnte, dass sie den Gipfel erreichen würde. Nach einigen Minuten Pause merkte ich, dass es bitterkalt war, garantiert unter 0 Grad, denn um uns herum war hier und da ein Fleckchen Schnee zu sehen. Dazu fegte ein eisiger Wind um unsere Ohren. Nach ’ner halben Stunde meinte Jose Luis, dass er nach Claire suchen will, wir aber schon mit dem Abstieg in Richtung Mittagscamp beginnen sollten.

Das Wort Abstieg klang wie Musik in meinen Ohren. Es sollte den ganzen restlichen Tag nur noch bergab gehen, bis auf 2400 Höhenmeter zu unserem Zeltplatz. Ich musste aber feststellen, dass Downhill-Trekking über Stock und Stein auch ’ne recht anstrengende Angelegenheit ist. Erstens muss man höllisch aufpassen, sich nichts zu verknacksen oder gar zu brechen, denn das würde hier heißen: Tagelanger, holpriger, schmerzhafter Krankentransport auf Pferden. Außerdem geht der Spaß mit der Zeit echt auf die Knie und Oberschenkel. Kurz: So erholsam, wie ich mir das erträumt hatte, war der Abstieg bei weitem nicht.

Nach drei Stunden war unser Mittagszelt in der Ferne in Sicht, mittlerweile war es 14 Uhr. Ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten. So würde ich den Tag nicht überstehen, dachte ich mir. Als wir den Rastplatz erreichten fiel ich erschöpft ins Gras und döste vor mich hin. Unglaublicherweise tauchte alsbald Jose Luis mit Claire auf. Sie hatte es tatsächlich geschafft über den Pass zu klettern, sah aber nicht viel fitter aus als ich.

Nach ’ner Weile gab’s Essen, aber mein Magen war noch nicht wieder auf’m Dampfer und ich brachte nur ein paar Bissen Reis runter. Ein Apfel war jedoch ok und gab mir bisschen Kraft. Danach ließ ich mich wieder ins Gras fallen und döste weiter, bis Jose Luis uns rief, weiter zu marschieren.

Als ich wieder auf den Beinen war, fühlte ich plötzlich ungeahnte Energie in mir aufsteigen. Wie neugeboren marschierte ich flink und wach den Berg hinab. Ich wurde plötzlich richtig gesprächig und quatschte wie ein Wasserfall. War es der Apfel oder das Dösen im Gras? Egal, es hat auf jeden Fall geholfen. War auch bitter nötig, denn vor uns lagen weitere drei Stunden Marsch.

Die Landschaft veränderte sich mit abnehmender Höhe merklich. Es wurde wärmer, zuerst tauchten Büsche auf, dann Bäume und schließlich dichter Wald. Es wurde eine richtige Dschungeltour, bunte Vögel machten lustige Geräusche und wir hielten verstärkt Ausschau nach Schlangen. Es war unglaublich, dass wir vor wenigen Stunden noch in Kälte und Schnee bibberten und uns nun im heißen Dschungel befanden. Doch der Weg war weit und wir sehnten uns nach unserem Zeltplatz.

Als nach drei Stunden die Dämmerung hereinbrach und wir immer noch nichts als Wald sahen, wurde es langsam etwas gruselig. In der Nacht über Stock und Stein zu steigen war reiner Selbstmord, uns blieb nicht mehr viel Zeit. Schließlich tauchten nach einer letzten Kurve die Zelte vor uns auf. Und wie durch ein Wunder gehörte ich zu den Ersten, die diesen Ort erreichten. Ich fühlte mich wieder recht fit, meine Angeschlagenheit war überstanden. Nach ’ner halben Stunde tauchten schließlich alle im Camp auf, sogar Claire hat es geschafft. Um 8 Uhr gab’s Abendbrot, Suppe, Reis und Fleisch. Ich konnte wieder recht normal essen, spürte aber die Erschöpfung durch meinen Körper kriechen.

Jetzt will ich nur noch in meinen Schlafsack kriechen und so ist heute aber jeder drauf. Es war ein unglaublich anstrengender Tag und alle sind froh, den überstanden zu haben.

Trek zum Machu Picchu – Tag 1



 

Heute Morgen hab ich mich schon besser gefühlt, zwar nicht 100%ig fit, aber es hat gereicht, mir die Tour zuzutrauen. Um 4:30 Uhr ging’s los mit dem Bus, 4 Stunden Fahrt zum Startpunkt unseres Treks auf 2800 Metern Höhe.

Unsere Trekking-CrewDie Maultiere werden bepacktAusblickDurchwandertes Tal

Der halbe Bus war mit Israelis besetzt. Ohne hier alle über einen Kamm scheren zu wollen haben sich 90% aller Israelis, die ich in Südamerika getroffen hab, als unfreundlich, arrogant, laut und geizig herausgestellt. Sie sind fast immer in großen Gruppen unterwegs und wollen oft nichts mit anderen zu tun haben. In Israel müssen alle, Männer und Frauen, für 3 Jahre zur Armee, danach ist es üblich, eine große Reise zu machen. Ich weiß nicht, was sie denen in der Armee erzählt haben, wahrscheinlich, dass die ganze Welt sie hasst und sie deshalb lieber unter sich bleiben sollten. Nicht unerwähnt lassen will ich allerdings, dass ich vor einigen Wochen auch mal zwei Israelis getroffen hab, die ganz in Ordnung waren.

Wir hatten jedenfalls Glück und die Israelis waren in ’ner anderen Gruppe, wir waren ’ne recht lustige Truppe von 13 Leuten und unserem Führer Jose Luis. Am ersten Tag standen 7 Stunden Fußmarsch auf dem Programm. Es ging ständig bergauf, aber recht gemächlich, insgesamt sollten wir 1100 Höhenmeter hochklettern. Auf 7 Stunden verteilt war das aber eigentlich kein Problem. Nur Claire, eine Irin, hatte von Anfang an kaum Kondition und japste an jedem Hang. Aber sie biss die Zähne zusammen und kam ganz gut mit, auch wenn wir hin und wieder ’ne Weile auf sie warten mussten. Ich behandelte mich selbst mit Ibuprofen und war so recht fit.

Gegen 14 Uhr wurde ein großes Zelt aufgeschlagen, in dem es Essen gab. Zwei Köche begleiteten unseren Trek, es gab Suppe und Spaghetti mit Tomatensoße. Sämtliche Zutaten, Gasflaschen und ein bisschen von unseren Gepäck wurde von Maultieren geschleppt. Es war ziemlich beeindruckend, was die kleinen Viecher schleppen konnten. Sie sind zwar kleiner als Pferde, aber halten viel mehr aus, man kann sie mit 70-80 kg bepacken, Pferde dagegen nur mit 50. Lustig war, wie sie bepackt wurden: Damit sie nicht sehen, wieviel sie auf den Rücken geschnallt bekamen, verband man ihnen beim Beladen immer die Augen. :)

Nach dem Essen ging’s noch drei Stunden weiter in Richtung unseres Nachtlagers auf 3900 Metern Höhe. Langsam wurden die Beine schwer, 7 Stunden Laufen war keiner von uns wirklich gewohnt. Ich quatschte hier und da mit ein paar Leuten, so war der Weg nicht ganz so lang. In der Abenddämmerung erreichten wir schließlich unsere Zelte, die von den Helfern schon aufgebaut waren. Es gab einen kleinen Kiosk mit Snacks und Getränken, ein Feierabendbierchen hatte ich mir nun wirklich verdient.

Mit einbrechender Dunkelheit wurde es bitterkalt, bestimmt -5 Grad. Alle warteten bibbernd auf das Abendessen. Nach ’nem kleinen Kartenspiel zogen sich alle in ihre Schlafsäcke zurück. Ich werd meine komplette Trekking-Garderobe anbehalten, um nicht zu erfrieren, es ist einfach unglaublich kalt jetzt!

Krank auf den 5-Tages-Trek?



 

Ahhhhh, das passt mir ja nun gar nicht in den Kram. Bin heute Morgen ziemlich zerknautscht aufgewacht, viel zu zerknautscht für ’nen kleinen Party-Kater. Nachdem’s Paul vorgestern erwischt hat, bin ich nun scheinbar an der Reihe, fühlt sich ganz nach ’ner aufkommenden Erkältung an.

Im Laufe des Tages ist’s mit meinen Kräften immer weiter bergab gegangen, nun hab ich auch noch bisschen Fieber gekriegt und weiß nicht so recht, ob ich morgen zum 5-Tages-Trek zum Machu Picchu losziehn kann oder nicht. 80 km laufen mit Fieber ist nicht so cool und in den Bergen wird auch weit und breit kein Arzt in Sicht sein. Andererseits will ich mir die Tour auch nicht entgehen lassen. Morgen früh um 4:30 Uhr geht’s los. Ich werd mir jetzt ’ne Ibuprofen in den Kopf fahren, mich ins Bett legen und morgen früh entscheiden, ob ich’s riskiere. Paul ist inzwischen wieder fit, das gibt mir etwas Hoffnung.