Unterwegs mussten wir einen reißenden Fluss mit ’ner „Seilbahn“ überqueren. Diese bestand aus ’ner notdürftig zusammengekloppten Gondel, die in 10 Metern Höhe an ’nem Stahlsein über dem Strom hing. Zwei oder drei Passagiere wurden mit Schwung über den Fluss geschoben, zurückgezogen wurde das Gerät mit ’nem langen Seil. Mir wurde schon ein wenig anders, als ich die Konstuktion sah. Der Fluss war felsig und rauh genug, um keine Zweifel aufkommen zu lassen, dass ein Missgeschickt tödlich wäre. Die Info, dass vor zwei Jahren das Seil gerissen ist und zwei Engländer dabei starben, half mir auch nicht gerade weiter.
Egal, Augen zu und durch. Ich saß mit James in der Gondel, wir wurden angeschoben… ab dafür! Die Fluten wüteten unter uns, es kribbelte im Bauch, das andere Ufer kam näher und… der Schwung reichte nicht, wir blieben über dem Abgrund hängen! Es war nicht mehr weit, aber ein wenig Panik machte sich doch breit. Ich griff das Stahlseil, an dem wir hingen und zog uns Zentimeter um Zentimeter auf unser Ziel zu, das wir schließlich auch erreichten. Als wir nun die Technik sahen, mit der das Stahlseil gehalten wurde, waren wir froh, vorher nichts darüber gewusst zu haben: Da waren einfach drei Stahlpfeiler kreuz und quer in den Boden geschlagen und das Seil notdürftig drumgewickelt und festgebunden.
Danach ging’s weiter am Ufer entlang, wir sahen Kaffee-, Bananen- und Avocadobäume. Nach vier Stunden in sengender Hitze erreichten wir unseren Mittagsplatz. Es gab wie immer graue Suppe und Reis, diesmal mit Fisch. Wir konnten das Essen langsam nicht mehr sehen, es wurde außerdem von Tag zu Tag schlechter.
Danach liefen wir drei Stunden an der Bahnstecke entlang nach Agua Caliente, einem kleinen Örtchen am Fuße des Machu Picchu. Es war unglaublich anstrengend, auf den schmalen Stegen zu laufen, weil man nie den ganzen Fuß aufsetzen konnte. War nicht gerade die beste Strecke zum Finale. In Agua Caliente anzukommen war dann ein kleiner Kulturschock, der Ort ist voll von Touris, die üblicherweise von Cuzco aus mit dem Zug einfahren, sich dann in ’nem schicken Hotel niederlassen und mit dem Bus zum Machu Picchu hochfahren. Wir kamen dagegen aus der Wildnis von 5 Tagen Fußmarsch. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch ein wenig froh war und bereit, ein bisschen Zivilisation zu erleben.
Unsere letzte Nacht verbringen wir dann auch in ’nem Hostel in Agua Caliente. Ein Bett, ein Klo und eine Dusche, das ist schon irgendwie ’ne himmlische Erfahrung nach den letzten Tagen. Abendessen gab’s in ’ner Pizzeria. Uns lief das Wasser im Mund zusammen, Pizza war eine reizvolle Vorstellung für uns nach der kargen Kost der letzten Tage. Aber die Enttäuschung folgte prompt: Wir wurden in der Pizzeria von unserem Trekking-Koch bekocht… mit grauer Suppe und Reis. Bäh, aber ok, es sollte der letzte Tag sein.
Nach ’ner Runde Shithead für alle geht’s nun gegen 12 Uhr ins Bett. Die Nacht wird nicht lange dauern, denn um 4 Uhr müssen wir aufstehn, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Machu Picchu zu sein.