Wir haben einen Tuk-Tuk Fahrer für den ganzen Tag engagiert, der uns um 5 Uhr morgens zum ersten Tempel brachte, damit wir dort den Sonnenaufgang sehen können. Ziemlich verpennt fuhren wir los und kamen in stockdunkler Nacht an.
Langsam zeichneten sich die Tempelumrisse vor dem Morgengrauen ab, es war super, das zu beobachten. Nach ‘ner Weile konnte man den kompletten Tempel erkennen. Um uns herum warteten Touri-Massen auf den Sonnenaufgang, wir beschlossen aber, uns einen kleinen Vorspung vor ihnen zu verschaffen und schon zum Tempel zu laufen. Er ist wirklich beeindruckend, 800 Jahre alt und gigantisch groß. Uralte Wandreliefs erzählen Geschichten vergangener Zeiten, tonnenschwere Felsblöcke werden von hunderten Säulen getragen.
Der Zugang zum höchsten Turm war noch abgesperrt und sollte erst zwei Stunden später öffnen. Ein Sicherheitsmann sprach uns an, ob wir hinauf wollten, das würde 10 Dollar kosten. Wir waren einverstanden und ich dachte, es wäre eine Art Zusatzeintritt für den Turm. Aber er nahm das Gled, sprang einfach über die Absperrung und meinte, wir sollten das Gleiche tun. Das ist Kambodscha, wie es leibt und lebt. :)
Dann konnten wir den Sonnenaufgang als einzige vom Turm aus sehen, während alle anderen noch unten vor dem Tempel standen. Es sah super aus, wie sich die rote Sonne am Himmel empor schob.
Unser Tuk-Tuk Fahrer brachte uns danach zum nächsten Tempel und danach zu einem weiteren. Er wartete jeweils davor und fand uns aus zauberhafter Weise immer wieder sofort in der Touri-Meute.
Die Tempel waren recht verschieden, einer bestand aus hunderten Türmchen mit Buddha-Abbildungen, ein anderer aus kleinen, ziegelähnlichen Steinen. Einige der Tempel waren von riesigen Bäumen durchsetzt, die sich im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg durch das Mauerwerk gebahnt hatten. Der Aufstieg zu den Türmen war manchmal eine richtige Kletterpartie auf schmalen Stufen.
Nach 8 Stunden hatten wir sechs Tempel gesehen und waren echt fertig. Man kann Tage in Angkor Wat verbringen, ohne wirklich alles gesehen zu haben. Wir werden uns aber morgen auf den Weg in die Hauptstadt Phnom Penh machen, da wir nicht mehr allzuviel Zeit haben, bis nach Vietnam zu kommen.
Ihr Lieben,
freu mich mit euch über euer frohes Erkunden und Erkennen und dass ihr gesund seid. Kambodscha weckt Erinnerungen : 1970 war ich mit meiner Studienfreundin Brigitta öfters in Leipzig, wo diese einen kambodschnischen Freund, Ki Chao Te, hatte, der an der DHFK studierte und für Prinz Sihanuk war, wie ich erinnere. Brigitta bekam dann von Ki ein Baby: Jan und Ki mußte nach seinem Studium unwiderruflich nach Kambodscha zurück und sie haben nie wieder etwas voneinander gehört. Jan lebt, soviel ich weiß, noch in Annaberg. Als kleiner Knirps hat er das „Springauto“ erfunden, das über alle blöden Grenzen dieser Erde bis zum Papa springen kann.
Durch Felix´ Reisen wird die Welt für mich ein bißchen übersichtlicher. Es ist toll, dass ihr so viel von der Welt erfahren könnt, vielleicht ist das ganz wichtig auf der Suche nach dem, was wirklich zählt. So lese ich deinen blog, mein lieber Sohn.
Habts gut, deine Mutti
Es wäre mal ganz interessant zu erfahren, was aus dem Ki nach der Rückkehr geworden ist. Von 1975 bis 1979 haben die Roten Khmer regiert und Intellektuelle gezielt ermordet, nicht die beste Zeit dorthin zurück zu kehren.