Ich besuchte ein Adivasi Stammesfestival in einem kleinen Dorf und konnte sehen, wie Medizinmänner erst in Trance fielen, sich dann schüttelten und wie in einer anderen Welt tanzten.


Zum Festival gehörte ein „Adivasi Haat“, ein Stammesmarkt. Auf dem Viehmarkt wurden Kühe verkauft, die je nach Größe zwischen 2000 und 10000 Rupien kosteten (30 – 150 Euro). Als ich Awesh erzählte, dass man für den Preis in Deutschland manchmal nur ein Steak im Restaurant bekommt, schüttelte er nur den Kopf.
Reisschnaps im Blatt serviert
Hinter dem Viehmarkt lag der Alkoholmarkt, wo es von Niedrig- bis Hochprozentigem alles mögliche gab, was die Adivasi in den Dörfern aus Palmensaft oder Reis so herstellen. Ich probierte das ein oder andere Schlückchen, das aus Praktikabilitätsgründen in einem zusammengerollten Blatt statt im Glas serviert wurde. War gar nicht mal schlecht, der Fusel. Auf dem restlichen Markt wurde vor allem Gemüse verkauft, das auf den Feldern der umliegenden Dörfer angebaut wurde.

Medizinmänner der Adivasi fallen in Trance
Am beeindruckendsten fand ich das Ritual der Medizinmänner. Sie versammelten sich zunächst auf einem Platz, wo sie sich auf den Boden setzten und von Trommelmusik begleitet in Trance fielen. Dann begannen sie sich zu schütteln, sprangen auf und fielen sich gegenseitig um den Hals. Angeblich geschah das alles ohne unterstützende Substanzen, nur durch die Musik.


Nach einer Weile erhoben sie sich und zogen mit allerlei religiösen Utensilien ausgestattet durchs Dorf. Zwischendurch stoppten sie immer wieder und tanzten oder vollführten Rituale, die ich nicht so genau verstand. Als sie den Markt wieder erreichten, wurden sie von Menschen umringt, die sich Heilung für Krankheiten versprachen und ihre Füße berühren wollten.

Als wir danach wieder am Alkoholmarkt vorbei schauten, stellte ich fest, dass das Geschäft in der Zwischenzeit gut gelaufen sein musste, denn der halbe Platz hatte inzwischen ordentlich einen im Karren und die ersten Alkoholleichen lagen auf dem Boden herum. Die größte Meute versammelte sich jedoch um die Hahnenkampf Arena. Ich habe so meine Probleme mit der Idee, zur menschlichen Belustigung Tiere gegenseitig sich umbringen zu lassen, aber hier bei den Adivasi ist das eine Jahrhunderte alte Tradition.
Hahnenkampf-Arena eröffnet
Die Hähne bekommen je ein spitztes Messer auf eine Kralle gesetzt, dann werden sie aufeinander los gehetzt, bis einer von beiden tot ist. Rings um die Arena wurde wild mit Geldscheinen gewedelt, die auf einen der beiden Kontrahenten gesetzt werden sollten. Das Gemetzel ist oft nach ein paar Sekunden vorbei, ein gezielter Angriff mit der Messerkralle kann schnell den Tod bringen. Nachdem ich den ersten Hahn dahinscheiden gesehen hatte, reichte es mir und wir fuhren wieder zurück nach Jagdalpur.

Das Festival war auf jeden war auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung, völlig abseits der Touri-Ströme und etwas, was man nicht so einfach im Reiseführer findet, mal eben besucht und abhakt. Ich war der einzige Ausländer weit und breit und das war auch gut so. Auf dem Rückweg erzählte mir Awesh, dass ihn drei Adivasi Ladies auf dem Markt angesprochen hatten, wer ich sei und dass ich doch in ihrem Haus übernachten solle. Verdammt, warum sagte er mir das erst hinterher?