Das Araku Valley ist das Tor zu den indischen Stammesgebieten. Von den Bewohnern wurde ich meist sehr interessiert, manchmal aber auch etwas skeptisch beäugt.
Ich habe mich von dieser Art zunächst etwas überrumpelt gefühlt, inzwischen aber gemerkt, dass dahinter meistens echte Neugier und eine große Portion Freundlichkeit und Hilfbereitschaft steckt. Da waren zum Beispiel diese beiden Brüder, die im Zug ins Araku Valley neben mir saßen. Sie verfolgten mich bis zur Tür, aus der ich ausstieg, wo sie mir schließlich erzählten, dass ich der erste Ausländer sei, mit dem sie sich je unterhalten hätten.
Dschungelhütten ohne Dschungel
Meine erste Übernachtung im Dorf Tyda war ein ziemlicher Griff ins Klo. Das Hotel ¨Jungle Bells¨, das mit Hütten im dichten Dschungel echtes Wildnis-Feeling versprach, war von einem Zyklon letztes Jahr dermaßen gerupft worden, dass die Hütten nun auf einen kahlen Brachfläche standen, allerdings trotzdem noch 1350 Rupien (18 Euro) pro Nacht kosteten.
Ich machte das beste daraus und besuchte die nahegelegene Tropfsteinhöhle ¨Borra Caves¨. Als ich auf einen Bus dorthin wartete, quatschten mich ein paar Inder auf Motorrädern an, ob sie mich mitnehmen könnten. So saß ich, ehe ich mich versah, auf dem Rücksitz eines Motorrads und wir düsten zusammen zur Höhle.
Unverheiratet mit 36???
Am Anfang stellen mir fast alle Inder immer die gleichen Fragen. Wo ich herkäme, wie ich hieße, was ich arbeiten würde, wie lange ich in Indien bliebe und ob es mir gefallen würde. Dann wie alt und ob ich verheiratet sei. Nicht verheiratet? Mit 36? Das ruft meistens ungläubige Blicke hervor, denn in Indien heiraten Männer so gut wie immer, bevor sie 30 werden.
Noch ungläubigere Blicke ernte ich aber regelmäßig, wenn ich erzähle, dass ich allein unterwegs bin. Da wird dann meistens noch dreimal nachgefragt. ¨Wie, alleine? Wirklich nur eine Person?¨ Allein auf Reisen zu gehen, ist ganz weit außerhalb der Vorstellungskraft der meisten Inder.
Gestern kam ich im Ort Araku an und ließ mich im Hotel Rajadhani nieder. Super gepflegt mit Balkon am Zimmer, heißer Dusche und WLAN. Da gebe ich auch gerne mal 800 Rupien (10,50 Euro) pro Nacht aus, eigentlich ziemlich teuer für Indien. Dafür gibt es am Straßenstand gegenüber Essen fast geschenkt: Idli (kleine Reiskuchen mit Soße) für 10 Rupien (13 Cent), Eier-Dosa (Pfannkuchen mit Omlett) für 20 Rupien (27 Cent). Das, was einem in Araku so als Touristen-Attraktion verkauft werden soll – die Kaffeeplantagen, das Tribal Museum und der Botanische Garten – kann man getrost links liegen lassen.
Zu Fuß durch die Stammesdörfer im Araku Valley
Viel spannender sind die kleinen Stammesdörfer, die ringsherum im Araku Valley verstreut liegen. Heute habe ich mich mal wieder in Trekking-Schale geworfen und bin knappe 20 Kilometer durch diese Stammesdörfer gelaufen. Einige liegen an der Straße, andere ziemlich abgelegen, nur zu Fuß zu erreichen.
Ich wurde neugierig beäugt, aber Konversation mit den Bewohnern war leider nur wenig möglich. Englisch konnte dort kaum jemand und für Verständigung ¨mit Händen und Füßen¨ war ich, als großer, blonder Alien, den meisten wohl zu suspekt. War für mich trotzdem ein sehr interessanter erster Eindruck von den Stammesgebieten, von denen ich noch viel mehr sehen will. Ich habe schon eine ganze Weile keine Ausländer mehr gesehen, das kann von mir aus gerne noch ein bisschen so bleiben.