Nach 300 Kilometern Fußmarsch bin ich zurück in der Zivilisation. In den letzten Tagen erlebte ich eine emotionale Fahrstuhlfahrt – einmal ganz hoch, dann ganz tief runter – und nun einen gewissen Kulturschock.
Ich mochte sie ganz gerne und fragte sie, ob sie nicht mit mir zusammen den Rest des Trekks laufen wollte. Daraufhin verschob sie ihren Rückflug nach Israel um eine Woche, kaufte sich eine neue Trekking-Permit für 40 Dollar, trat eine zweitägige Anreise per Bus an und stieß in einem kleinen Dorf wieder zu mir.
Emotionale Fahrstuhlfahrt
Was dann folgte, war eine emotionale Fahrstuhlfahrt: 2 Tage lang bis ganz nach oben, dann weiter durch die Decke, wo irgendwo das Seil gerissen sein muss. Danach ging es steil nach unten, bis ganz tief in den Keller. Nach 4 Tagen gingen wir schließlich wieder getrennte Wege.
Hoch und runter ging es auch auf der Trekking-Route, dort eher entgegengesetzt meiner Gefühlslage: Zwischenzeitlich bis auf 1300 Meter runter, dann wieder hoch auf den 3200 Meter hoch gelegenen Poon Hill, einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen umwerfenden Sonnenaufgang hinter den schneebedeckten Bergen bewundern kann.
Danach führte der Trekk durch Wälder, die so verwunschen wie aus einem Märchen aussahen, bis wieder die altbekannte Dschungellandschaft vom Beginn des Trekks Überhand nahm. Nun bin ich wieder in Pokhara angekommen, 18 Tage gelaufen, über 300 Kilometer weit. Wobei Kilometer eine andere Dimension bekommen, wenn es dabei bis zu 1500 Meter Höhenunterschied pro Tag zu bewältigen gilt.
Kulturschock in der Zivilisation
Seit Tagen habe ich mich darauf gefreut, die Errungenschaften der Zivilisation zu genießen. Doch im Moment habe ich erstmal einen gewissen Kulturschock zu bewältigen: Straßenlärm, Betonböden und Menschenmassen habe ich eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Obwohl die heiße Dusche und die gegrillten Würstchen, die ich mir gerade gegönnte habe, eine Wohltat waren, wird es sich sicher komisch anfühlen, morgen aufzuwachen, ohne 20 Kilometer weiter zu laufen.
Mein liebes „Kind“,
ich staune und lese voller Respekt deine Berichte und erfreue mich an den herrlichen Aufnahmen. Bin aber auch froh, dass du wieder unten bist.
Hier sieht es in den Einkaufstempeln nach Weihnachtswahnsinn aus. Aber am Fluß ists schön und die lichtgeschmückten Elbkähne ziehen mäjestätisch vorbei. Morgen fahre ich paar Tage nach Klingenthal.
Ich wünsch dir von Herzen Glücklichsein.
Deine Mutter