Man riet mir, nicht nach Sanliurfa zu fahren: zu gefährlich, zu nah an Syrien. Um die Lage genauer zu sondieren, legte ich einen Zwischenstopp 100 Kilometer nördlich ein – Gelegenheit für einen Ausflug zu einer unchristlichen Uhrzeit.

2000 Jahre alte Statuen
Mein Stopp in Kahta bot eine gute Gelegenheit, mir die über 2000 Jahre alten Statuen und Steinköpfe auf dem Mount Nemrut anzuschauen. Ich hatte es damit aber nicht allzu eilig, denn ich konnte ein günstiges Einzelzimmer im Hotel Kommagene ergattern. Für 39 Lira (13,50 Euro) hatte ich mein ganz eigenes Zimmer mit meinem ganz eigenem Bad, nur für mich, ganz allein. So viel Privatsphäre hatte ich seit Beginn meiner Reise vor drei Monaten nicht mehr erlebt. Kahta selbst hatte nicht all zu viel zu bieten, so genoss ich es einfach mal deutsches Fernsehen online zu gucken, im Internet rumzudaddeln und meinen Rucksack auszukippen und bisschen auszumisten. Purer Einzelzimmerluxus. :)
Steinköpfe im Morgenrot
Heute Morgen ließ ich mich schließlich zum Sonnenaufgang auf den 2150 Meter hohen Mount Nemrut kutschieren. Man knöpfte mir für die einstündige Fahrt happige 120 Lira (43 Euro) ab, aber günstiger wollte es mir in ganz Kahta einfach keiner machen. Um 3:45 Uhr klingelte mein Wecker, um 4 Uhr sollte ich an der Straße stehen. Der Fahrer sah das anscheinend anders, er trudelte erst 45 Minuten später ein. Zum Sonnenaufgang haben wir es dann aber doch noch rechtzeitig geschafft und ich konnte beobachten, wie die Kultstätte auf dem Berg langsam in ein rotes Licht getaucht wurden.
Absoluter Größenwahn
Die bis zu 10 Meter hohen Statuen, auf denen die Köpfe einmal saßen, stehen kopflos hinter ihren einstigen Häuptern, denn ein Erdbeben rüttelte mal etwas zu kräftig daran. König Antiochos hatte die Kultstätte auf dem Mount Nemrut ein paar Jahrzehnte vor Christus Geburt als Grabstätte für sich errichten lassen, gleichzeitig sollte sie eine neue Religion begründen. Die Spitze des Berges besteht aus einer riesigen Geröllaufschüttung mit einem Durchmesser von 150 und einer Höhe von 45 Metern über dem natürlichen Gipfel. Darunter werden die Überreste von Antiochos vermutet, der sich selbst den Beinamen „Theos“ (Gott) gab. 300.000 Tonnen Geröll wurden dafür bewegt – absoluter Größenwahn.
Mount Nemrut besser als Machu Picchu?
So schön die Geschichte auch ist und so hübsch der Sonnenaufgang anzuschauen war, so richtig vom Hocker gehauen hat mich Mount Nemrut nicht. Vielleicht habe ich auch ein bisschen zu viel erwartet, weil mir gestern eine ziemlich eigenartige Kanadierin erzählt hat, der Sonnenaufgang sei hier besser als auf dem Machu Picchu. Den Sonnenaufgang über dem Machu Picchu in Peru empfand ich als ein ganz anderes Kaliber, sie muss im strömenden Regen oder vielleicht auch überhaupt nicht nicht dort gewesen sein.
Ich werde mich auf jeden Fall gleich in den Bus nach Sanliurfa setzen. Mein Fahrer von heute Morgen meinte, es sei kein Problem, er sei jeden Tag dort unterwegs und alles sei friedlich.
Moin, du weißt es wahrscheinlich eh schon. ich lese aber gerade auf spiegel, dass Ain Al-arab direkt an der türkischen Grenze südlich von sanliurfa unter schwerem Beschuss steht. Pass‘ gut auf mein Freund!!!
Hab ich schon gehört, aber in Sanliurfa hat man davon nichts mitbekommen. Bin nu schon wieder weitergezogen und inzwischen in Mardin.