Im Süden des Kosovo entdeckte ich im Shar-Gebirge unglaublich schöne Landschaften.
Junge, schöne Menschen im Kosovo
Nach Sonnenuntergang wurde es in der Fußgängerzone auf einmal recht belebt, unglaublich viele junge Menschen kamen aus allen Himmelsrichtungen angeströmt und flanierten auf und ab. Der Kosovo hat die durchschnittlich jüngste Bevölkerung Europas, über die Hälfte der Einwohner sind jünger als 25. Die Kosovarinnen tragen gerne dunkelroten Lippenstift, der ihnen auch hervorragend steht. Es sind sehr, sehr schöne Frauen, muss ich sagen.
Doch zunächst zog es mich in die Berge in der südlich gelegenen Dragash Provinz. Ich hatte online einen von der UN finanzierten Wanderführer über diese wenig besuchte Region gefunden und war neugierig geworden. Am meisten interessierte mich die Region rund um das Dorf Brod, wo mir ein Taxifahrer eine kleine Ferienwohnung für gerade mal 10 Euro pro Nacht besorgte. Die Dorfbewohner waren überaus freundlich und ein paar Jugendliche freuten sich, ihre Englischkenntnisse mit mir mal ausprobieren zu können. Von den Älteren konnten viele etwas Deutsch, entweder weil sie als in der Zeit des Kosovo-Krieges als Flüchtlinge in Deutschland gelebt oder später mal eine Zeit lang in Deutschland gearbeitet hatten.
Bezaubernde Einsamkeit im Shar-Gebirge
Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg zu einer Wandertour ins Shar-Gebirge. Ausgestattet mit Wikiloc GPS-Koordinaten ohne eine großen Plan, wo die mich hinführen würden, zog ich los. Doch einmal in den Shar-Bergen angekommen, verschlug mir die Schönheit der Natur dort fast die Sprache. Die Schlucht, durch die der Weg führte, war von einer schroffen Anmut, die mir immer wieder die Kinnlade runterklappen ließ. Ein einziges Mal traf ich andere Wanderer, sonst war ich stundenlang der einzige Mensch weit und breit. Von der Ferne aus sah ich einen Schäfer mit seiner Herde. Von dem hielt ich mich aber lieber fern, denn den Shar-Schäferhunden, die die Herde umkreisen, eilt der Ruf voraus, bisweilen nicht sehr freundlich mit Fremden umzugehen.
Höhepunkt der Wanderung war der 2300 Meter hohe Gipfel des Buchka Berges. Ganz allein stand ich dort oben, auf der einen Seite das nächste Gebirgsmassiv, hinter dem sich Mazedonien ersteckt, auf der anderen Seite die albanischen Alpen. Und unter mir das grüne Tal, durch dass ich gekommen war und ziemlich klein da drin der Schäfer mit seiner Herde und den Hunden.
Festival auf der Festung von Prizren
Am nächsten Tag fuhr ich zurück nach Prizren. Es war Freitagabend und ich wollte das Nachtleben mal antesten. Das Timing war gut, denn es fand gerade ein Festival auf der Festung statt. Auf einer Bühne spielten ein paar Bands, die mich aber nicht so vom Hocker hauten. Auf dem anderen Floor legten DJs coolen Electrosound auf. Die Location war einzigartig, unter freiem Himmel in der warmen Sommernacht zu tanzen mit Blick über das nächtliche Prizren war schon cool. Die Kontaktaufnahme mit den Kosovarinnen gestaltete sich leider nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte, so dass ich, abgesehen von ein bisschen Gequatsche hier und da, schließlich allein wieder vom Berg in mein Hotel hinunter stieg.
Meine letzte Nacht verbrachte ich in der Hauptstadt Pristina. Da steht doch tatsächlich eine Bill Clinton Statue in der Stadt, neben einer amerikanischen Flagge winkt der steinerne Ex-Präsident von seinem Sockel auf die Stadt hinunter. Abends ging wieder das Flanieren vieler junger, schöner Menschen in der Fußgängerzone los, aber ich war ziemlich müde von der Nacht zuvor und verschwand schnell in meinem Hotel.
Ich muss sagen, dass mich der Kosovo ziemlich überrascht hat. Außer Schlagzeilen aus den Kriegszeiten hatte ich kein wirkliches Bild im Kopf. Besonders das Shar-Gebirge im Süden hat mich beeindruckt, ich will davon gerne noch mehr sehen. Es zieht sich bis in den Norden von Mazedonien und Albanien hinein, ich hätte auf jeden Fall Lust auf ein paar weitere Wandertouren dort. Nun sitze ich aber erstmal wieder im Flieger nach Deutschland, wo inzwischen der Dauerregen hoffentlich aufgehört hat.
Bist du noch am reisen fragt man sich, wenn man auf deinem Blog landet…
LG aus Buenos Aires
Daniel
Hallo Daniel,
danke für deine Nachricht. Mich hat irgendwann leider die Muße verlassen, diesen Blog weiterzuführen, war schon immer ’ne ganze Menge Arbeit. Deshalb gibt’s schon seit geraumer Zeit nichts neues mehr hier.
Ich lebe immer noch ohne festen Wohnort, die letzten 2 Jahre war ich in Südostasien, hauptsächlich auf den Philippinen. Seit 2 Monaten bin ich in Ostafrika, brauchte mal einen Tapetenwechsel.
Viele Grüße nach Buenos Aires,
Felix